Gift
Großvaters stand.
»Kaffee?«, fragte er.
»Nein, danke.«
»Also schön, was kann ich für Sie tun, Mr. Hamilton?«
»Das gefällt mir, Lieutenant, ein Mann, der gleich zur Sache
kommt.« Samuel holte die Dokumente, die er aus Paris erhalten hatte,
aus seiner Aktentasche und erklärte Bernardi, was es mit ihnen auf sich
hatte.
»Und warum genau kommen Sie damit zu mir, Mr. Hamilton?«
»Wie Sie aus diesen Dokumenten ersehen können, ist dieser
Nashwan Aram ein Schwindler, der die Identität einer anderen Person
angenommen hat. Um das jedoch zweifelsfrei beweisen zu können, bin ich
auf die Hilfe der Polizei angewiesen. Sehen Sie die Fingerabdrücke auf
der Geburtsurkunde und auf dem Totenschein?« Samuel deutete auf die
beiden Dokumente. »Ich bin sicher, sie stimmen nicht mit denen überein,
die Sie für Aram in Ihren Akten haben.«
»Das lässt sich leicht feststellen«, sagte Bernardi. »Aber
jetzt mal angenommen, der Kerl ist tatsächlich ein Schwindler. Dann
geht aus diesen Dokumenten nichts weiter hervor, als dass er gegen die
Einwanderungsbestimmungen verstoßen und die Identität einer anderen
Person angenommen hat.«
»Nicht nur das«, sagte Samuel. »Es beweist auch, dass er unter
Eid eine Falschaussage geleistet hat.«
»Richtig, das auch.« Bernardi sah Samuel in die Augen. »Ich
glaube, das war auch der Grund, weshalb Deadeye Graves einen Rückzieher
gemacht hat.«
»Und Aram hat beim Prozess ausgesagt, er hätte seinen Rückflug
nach Frankreich am Morgen des Mordes bei der Air France gebucht. Das
stimmt nicht. Er hat den Flug schon einen Monat zuvor gebucht.«
»Das kann nur heißen, dass er tiefer in dieser Sache
drinsteckt, als wir bisher angenommen haben.«
»Auf jeden Fall«, stimmte Samuel zu. »Und wenn Sie uns helfen,
herauszufinden, wer er wirklich ist, führt uns das mit ziemlicher
Sicherheit auf die Spur des wahren Mörders.«
Bernardi griff nach dem Telefon, und eine Minute später kam
Macintosh von der Spurensicherung in sein Büro. Der Detective machte
ihn kurz mit Samuel bekannt und schilderte ihm dann, was es mit den
Dokumenten, die der Reporter beschafft hatte, auf sich hatte.
»Die werden Sie mir doch sicher überlassen?«, sagte Bernardi
und nahm Samuel die Dokumente aus der Hand.
»Habe ich denn eine Wahl?«, erwiderte Samuel.
»Jedenfalls nicht, wenn Sie wollen, dass ich mehr über diesen
Kerl herausfinde.«
»Aber ich bekomme doch wenigstens einen Beleg dafür, oder?«,
maulte Samuel, als er die Papiere schließlich herausgab.
Als Macintosh gegangen war, erklärte Samuel dem Detective,
dass Janak Marachak wissen wollte, wie es um seine Mandanten Miguel und
José Ramos stand.
Bernardi schwieg eine Weile. »Inoffiziell kann ich wesentlich
offener mit Ihnen sprechen«, sagte er schließlich. »Es ist Ihnen
wahrscheinlich nicht neu, dass Deadeye immer noch glaubt, er könnte
allein anhand der Fingerabdrücke ihre Verurteilung durchsetzen.«
»Und aufgrund des Umstands, dass sie Mexikaner sind?«
»Das hat er zwar so nicht gesagt, aber ich bin mir sicher,
dass er genau das denkt.«
»Obwohl er weiß, dass sie unschuldig sind.«
»Was soll ich dazu sagen? Sie haben den Mann ja selbst erlebt.«
Bernardi breitete in einer Geste der Hilflosigkeit die Arme
aus.
»Was ließe sich dagegen unternehmen?«
»Aber auch das bleibt unter uns, ja?«
»Selbstverständlich.«
»Ich glaube, es ist ziemlich offensichtlich, dass den
Mexikanern der Mord angehängt werden sollte. Dieser Ansicht war ich
eigentlich schon von Anfang an. Ich glaube, das Opfer wurde woanders
getötet und erst danach am Tor der Müllkippe aufgehängt. Das hat
Marachak beim Prozess sehr schön aufgezeigt. Deadeye haben seine
Beweise jedoch nicht im Geringsten interessiert, weil er die
Fingerabdrücke hatte.«
»Aber jetzt leiten Sie das Verfahren wieder«, sagte Samuel.
»Und das ist ein gewaltiger Unterschied.«
»Allerdings. Jetzt sind mir nicht mehr wie unter Deadeyes
Oberaufsicht die Hände gebunden. Unter anderem werde ich zum Beispiel
mit diesem Entomologen reden, ob er mir vielleicht genauere Angaben
dazu machen kann, aus welchem Teil Stocktons dieser Käfer kam.«
»Was das angeht, kann vielleicht auch ich Ihnen helfen«, sagte
Samuel.
»Wie?«
»Lassen Sie mir einfach ein paar Tage Zeit. Ich bin nämlich
auf der Fahrt hierher auf eine Möglichkeit gestoßen, wie sich
vielleicht feststellen lässt, woher dieser Käfer an Hagopians Hosenbein
kam. Doch jetzt etwas ganz anderes, Lieutenant.
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