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Gifthauch

Gifthauch

Titel: Gifthauch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Terry
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Auftrag.«
    Stirnrunzelnd zögerte sie. »Sie wollen, dass ich ihn festnehme?«
    »Richtig. Weil er mich angegriffen hat. Bringen Sie ihn in Handschellen herein, und ich will ihn hinter Schloss und Riegel haben, bis diese Sache vorüber ist.«
    »Matt …«
    Blut spuckend fuhr er wieder zu ihr herum. »Wollen Sie mit ihm festgenommen werden? Das ist ein dienstlicher Befehl. Soll ich Sie wegen Insubordination drankriegen? Ich sag es noch mal: Nehmen Sie Derek Stillwater fest.«
    »Jawohl, Sir«, sagte Jill und verließ das Kommandozentrum.
    Als sie an die Stelle kam, wo sie ihren Wagen geparkt hatte, war er fort. »Stillwater! Zur Hölle mit dir! Du hast meinen Wagen geklaut!«
    Sie rieb sich einen Augenblick lang die Stirn, betrachtete die Krankenwagen, Feuerwehrautos und Pressefahrzeuge und überlegte, was sie tun sollte. Ihr war gar nicht danach, zu Gray zurückzugehen und ihm zu berichten, dass Stillwater ihren Wagen kurzgeschlossen hatte. Sie musste einfach improvisieren.
    Außerdem ahnte sie bereits, wohin Derek gefahren war.

21
    12.15 Uhr
    Michael Church und Ray Moretti schaukelten in Michaels altem Honda Civic die Crooks Road entlang. Michael saß am Steuer. Sie wollten zum Mittagessen zu einem Drive-In von McDonald's. Ray, klein und dunkel, das schwarze Haar extrem kurz geschnitten, stieß mit dem linken Zeigefinger auf den Senderwähler des Radios, während er sich mit der rechten Hand einen Joint anzündete. Einen Augenblick lang hielt er inne, als der Radiosprecher von der Schlange berichtete.
    »… hat es einen zweiten Saringasanschlag gegeben, diesmal an der Wayne State University. Der Anschlag ereignete sich in einem Hörsaal im Obergeschoss der Scott Hall. Bislang wurden zweiundvierzig Studierende und ein Professor für tot erklärt. Einundzwanzig …«
    Ray drückte wieder den Senderwähler. Diesmal ertönte ein Rap-Song von J Slim. »He, Mann«, sagte Ray, »ich kann nicht bis heute Abend warten. Bist du dabei?« Er hielt Michael den Joint hin.
    Michael schüttelte den Kopf und zeigte auf das Radio. »Geh zurück zu dem Nachrichtensender.«
    »Wieso, meinst du, deine Mami arbeitet an dem Fall?«
    Michael wusste, dass sie daran arbeitete. Und das machte ihm Angst. Angst, die er niemals irgendjemandem eingestanden hätte. Nicht seiner Mutter und schon gar nicht Ray. Er sorgte sich um seine Mutter. Sein Vater war als Mitarbeiter des Außenministeriums im August 1998 bei dem Terroranschlag auf die Botschaft in Daressalam umgekommen. Michael erinnerte sich nicht sehr gut an seinen Vater – er war noch ein kleiner Junge gewesen – und an Tansania schon gar nicht. Bewusst waren ihm noch das Gefühl der Verlassenheit und die Art, wie seine Mutter sich danach verändert hatte. Er hätte es nie zugegeben, aber er konnte sich nicht mehr entsinnen, wie sein Vater ausgesehen hatte. Seine Mutter ließ keine Fotos herumliegen. Er wusste, dass sie sie nicht weggeworfen hatte, aber sie hatte sie weggeräumt und bewahrte sie außer Sicht auf – aus den Augen, aus dem Sinn.
    Einerseits war er momentan froh, dass seine Mutter mit der Ermittlung alle Hände voll zu tun hatte. Folglich war sie am Abend vermutlich nicht zu Hause. Das bedeutete, dass er zum Konzert gehen konnte, ohne dass sie je davon erfuhr.
    Er grinste bei dem Gedanken und griff nach dem Joint. »Yeah«, sagte er. »Gib schon her. Mom arbeitet wahrscheinlich wirklich an dem Fall. Die Schlange. Was für ein blödes Arschloch.«
    »Yeah. Die Schlange. Der Kerl guckt zu viel Fernsehen.«
    Michael kicherte. »Vielleicht hofft er, dass sie ihn schnappen und dann einen Fernsehfilm über ihn drehen.«
    Die beiden brachen in Gelächter aus.
    Michaels Handy klingelte. Er griff danach und nahm an, ohne auf die Anruferanzeige zu blicken. »Yo!«, sagte er.
    »Michael! Hier ist Mom.«
    Einen panischen Augenblick lang glaubte Michael, sie wisse, dass er mit Ray einen Joint rauchte. Mit klopfendem Herzen fragte er: »Yeah?«
    »Liebling, ich habe einen Notfall. Ich brauche dein Auto.«
    »Was?«
    »Du musst in die Stadt kommen und mich abholen.«
    »Was?« Er war völlig verblüfft. Es kam ihm so vor, als hätte er als Reaktion auf ihr Ansinnen dreißig Punkte seines IQ verloren. »Kapier ich nicht.«
    »Michael, hör genau zu. Bist du im Auto? Fährst du gerade zum Mittagessen?«
    Er sah nervös auf Ray, der sich den Joint an die Lippen hielt. »Y-yeah.«
    »Ich gehe jetzt zu Fuß zum Fisher Building, und du kommst dahin. Du weißt doch, wo das ist? Wir

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