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Gifthauch

Gifthauch

Titel: Gifthauch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Terry
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Sie versuchte, eine flüchtige Erinnerung heraufzubeschwören, etwas, das Frank McMillan im Vorbeigehen gesagt hatte.
    »Was haben Sie denn?«, fragte Bezinski.
    Jill hielt die Hand hoch und neigte den Kopf. Dachte nach. Konzentrierte sich. Bezinski wartete geduldig.
    Plötzlich setzte sich Jill kerzengerade hin. »Das kann kein Zufall sein!«, rief sie.
    Bezinski trat in den Raum. »Ich glaube auch nicht an Zufälle. Zumindest nicht bei Ermittlungen. Was ist los?«
    Jill sprang auf, unsicher, was sie als Nächstes tun sollte.
    »Was ist denn los, Church?«
    Sie sah Bezinski an. Er wusste noch nichts von Frank McMillan. Er wusste nichts von der Schießerei in der Innenstadt. Er wusste nichts von den Szenarien, die das Studienzentrum Biologische und Chemische Kampfstoffe als Terrorwaffe an der Wayne State University entworfen hatte.
    Daher konnte er die Punkte auch nicht in der Weise verbinden wie Jill, die sich nun daran erinnerte, wie Frank McMillan vor zwei Jahren den Mantel überzog und sagte: »Ich gehe rüber an die Wayne. Ich will mich mit dieser Terrorismusforschungsgruppe kurzschließen, die sie da haben.«
    »Klingt nach einem vergnüglichen Tag«, hatte Jill ihn aufgezogen.
    McMillan hatte mit den Schultern gezuckt. »Sie arbeiten Szenarien zu unterschiedlichen Anschlägen aus und entwickeln dann Trainingsprogramme und Reaktionspläne für Notrettung und öffentliches Gesundheitswesen. Ich werde ihnen darlegen, wie wir in gegebenen Situationen reagieren würden.«
    Bezinski versuchte noch immer, sie auf sich aufmerksam zu machen. »Agent Church? Jill? Was geht denn hier vor?«
    Jill starrte ihn an. »Ich … ich muss …«
    Bezinski wartete.
    »Ich muss aufbrechen. Ich muss mich besprechen mit …«
    »Mit wem?«, fragte Bezinski.
    Jill holte tief Luft. »Mit dem Kerl vom Heimatschutzministerium. Ich glaube, er war einer Sache auf der Spur. Ich muss mich auf den Weg machen.«

38
    13.52 Uhr
    Derek saß über zwei Stühle gefläzt in dem Raum, der im Polizeirevier von Birmingham als Verhörzelle bezeichnet wurde. Alles in allem, fand er, besaß Birmingham die gemütlichste Verhörzelle, die er je von innen gesehen hatte. Das ganze Revier wirkte mehr wie ein Touristeninformationszentrum, nicht wie eine Polizeiwache. Wahrscheinlich lag es an einer ihrer Vorschriften – auf keinen Fall die Einwohner mit schrecklichen Dingen ängstigen.
    Er hatte schmachvoll die Hose ausgezogen, sein linkes Bein auf den zweiten Stuhl gelegt und einen Eisbeutel verlangt, der jetzt auf seinem Knie lag. Sie hatten ihn in dem Raum zurückgelassen, wahrscheinlich, um zu telefonieren, mit dem FBI und mit wem immer sie sich noch beraten wollten.
    Derek versuchte, geduldig zu sein. Er rief sich in Erinnerung, dass er den Auftrag von vornherein hatte ablehnen wollen. Wenn er konsequent wäre, sollte er froh sein, nun aufs Abstellgleis geschoben zu werden; umso eher konnte er nach Mexiko fliegen und den Terroristen verfolgen, der sich Fallen nannte.
    Stattdessen lastete der Tod von über vierzig Studenten auf ihm, die er nicht hatte retten können.
    Darüber zu brüten, nutzte nichts. Seine Gedanken kehrten immer wieder zu William Harringtons Haus zurück. Er war ziemlich sicher, dass William Harrington die Schlange war. Die Sprengfalle in seinem Büro, die ermordete Ex-Frau, seine Kenntnisse insgesamt: ein Biochemiker, der Chemoterrorismus-Szenarien erstellte und sich für etwas zu revanchieren hatte. Er war übergeschnappt. Nun musste Derek es nur noch entweder beweisen oder jemanden wie Jill Church oder Matt Gray davon überzeugen, dass sie deswegen etwas unternehmen mussten.
    Derek hob das Kühlpack und musterte sein Knie. Es war angeschwollen, aber er hoffte, der Eisbeutel verringerte die Schwellung. Es pochte außerdem heftig, und er hatte den Fehler begangen, sein ganzes Gewicht darauf zu legen, kurz nachdem man ihn aus dem Polizeiwagen gezerrt hatte. Er war sich nicht sicher, ob er in der nächsten Zeit würde laufen können. Was er wirklich brauchte, waren mehr Eis, Ruhe und ein paar Schmerztabletten.
    Jemand klopfte an der Tür. Sie wurde geöffnet, und Jill Church kam herein. Sie blieb einen Augenblick lang stehen und nahm sein Bein und die Tatsache zur Kenntnis, dass er in seiner weißen Jockeyunterhose vor ihr saß. Ihr Gesicht wirkte grimmig; von ihren Augen und den Mundwinkeln breiteten sich Fältchen aus. Innerhalb der letzten Stunde schien sie um mehrere Jahre gealtert zu sein.
    »Sie haben schon besser ausgesehen«,

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