Gifthauch
Sicherheitschef. Er sah schwammig aus und war kahlköpfig. Sein rundes bleiches Gesicht hinter der Sichtscheibe des Anzugs glänzte vor Schweiß. »Aber vorher will ich aus diesem beschissenen Anzug raus.«
»Geradeaus und nach links«, wies Zoelig ihm den Weg. »Man wird Sie erst abwaschen, ehe Sie aus dem Anzug steigen dürfen. Das ist wichtig.«
»Klar.« Der Sicherheitschef ging davon.
Zoelig wandte sich Derek zu. »Erzählen Sie.«
Die beiden Männer stellten sich nebeneinander, die Sichtscheiben berührten einander. Derek brüllte, um den Ventilator zu übertönen, und berichtete.
Zoelig nickte. »Gute Arbeit. Sehr gute Arbeit. Gray allerdings wird ausflippen, wenn wir nichts finden.«
»Nein, das wird er nicht«, widersprach Derek. »Dann kann er nämlich die ganze Schuld mir zuschieben. Darauf arbeitet er schon den ganzen Tag hin.«
Zoelig zuckte mit den Schultern. »Das ist Ihnen wohl aufgefallen, was?«
»Ich bin das ideale Opferlamm, Z. Wenn alles zum Teufel geht, war es nicht Schuld des Außenstellenleiters, sondern des verdammten Troubleshooters vom Heimatschutzministerium. Gray hat nämlich einiges vermasselt.«
»Ja. Aber haben Sie sich denn nicht abgesichert?«
Derek lachte.
Zoelig schnaubte. »Das passt zu Ihnen. Wann lernen Sie es endlich?«
»Wahrscheinlich nie. Schauen wir, ob wir hier etwas finden, das knallt oder zischt.«
»Im Restaurant waren wir noch nicht.«
»Dann also los.«
65
16.17 Uhr
Gray sah zu, wie Stillwater sich entfernte, dann wandte er sich Jill zu. Sein Gesichtsausdruck gefiel ihr gar nicht.
»Aha«, sagte Gray leise. »So befolgen Sie also Befehle?«
Jill schaute ihn direkt an. »Was meinen Sie damit, Matt?«
Gray vergewisserte sich mit einem Blick, dass niemand in der Nähe stand und zuhören konnte. »Ihr Job«, zischte er, »bestand darin, ihn im Zaum zu halten. Ich habe mich da sehr deutlich ausgedrückt. Wir wollten nicht, dass er frei herumläuft und Ärger macht.«
»Aus meiner Perspektive«, entgegnete sie, »hat er die Spuren verfolgt, die Sie für zu unwichtig hielten, um darauf Personal zu verwenden. Und er hat, wenn auch unorthodoxe, so doch sehr gute Arbeit geleistet. Es waren echte Spuren.«
»Blödsinn, Jill! Nichts ist hier geschehen!«
»Das ändert nichts an der Tatsache, dass wir eine schriftliche Dokumentation mit dem Namen eines Terrorismusexperten darauf gefunden haben, in der genau beschrieben wird, was heute passiert ist. Und dass die Person, die Stillwater und ich gejagt haben, ihre Verbrechen geradezu signiert und dort, wo wir sie suchen könnten, Fallen legt.«
»Und als er mich attackierte? Ihre Aufgabe war es, ihn wegen dieses Übergriffs festzunehmen. Haben Sie Schwierigkeiten, Anweisungen zu befolgen, Agent Church?«
Erst Jill, jetzt Agent Church. Sie kniff die Augen zusammen. »Nein, das habe ich nicht.«
»Warum haben Sie sie dann nicht befolgt?«
»Matt, Sie sind völlig aus dem Häuschen und –«
»Agent Church«, fuhr Gray dazwischen und trat einen Schritt an sie heran. »Habe ich Ihnen die direkte Anweisung erteilt, ihn im Dunkeln tappen zu lassen und dafür zu sorgen, dass er uns nicht in die Quere kommt?«
Mit genau diesen Worten, dachte sie. »Ja, das haben Sie.«
»Und haben Sie das getan?«
»Ich habe Agent Stillwaters Vorschläge überdacht, bin zu dem Schluss gekommen, dass sie fundiert sind, und habe sie verfolgt, während ich Agent Stillwater bei mir behielt, damit er Ihnen nicht – Zitat –, ›in die Quere kommt‹. Ich habe meine Arbeit gemacht, Matt. Dieser Kerl ist Experte für biologische und chemische Waffen und den Terrorismus damit. Er war nach den Anschlägen der Omu Shinrikyo in Tokio. Ob Sie es glauben oder nicht, er weiß, was er tut.«
»Habe ich Ihnen den direkten Befehl erteilt, ihn wegen des Angriffs auf mich festzunehmen?«
Sie antwortete nicht.
»Ich kann Sie nicht hören.« Grays Miene war hässlich.
»Ja«, sagte sie mit zusammengebissenen Zähnen.
»Ja was, Agent Church?«
»Ja. Sie haben mir befohlen, Agent Stillwater für einen Angriff auf einen Bundesagenten festzunehmen und in Handschellen zu legen. Sie haben mir zu verstehen gegeben oder vielleicht auch angeordnet, dass ich ihn in eine Gewahrsamszelle des Federal Building sperren soll, bis die Ereignisse des heutigen Tages vorbei sind.«
»Und haben Sie das getan?«
Sie hob das Kinn. Einen flüchtigen Moment lang fragte sie sich, was sie als alleinerziehende Mutter tun sollte, wenn sie ihre Arbeit verlor. Ein
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