Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Giftiges Grün

Giftiges Grün

Titel: Giftiges Grün Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elsemarie Maletzke
Vom Netzwerk:
Rose blieb im Haus. Sie war beleidigt, weil sie glaubte, Marion hätte ihr einen Streich gespielt, um das Fest zu ruinieren. Heinrich und ich sind zum Schwimmbecken gegangen, das heißt, zu dem kleinen Badehaus, das darüber auf der Terrasse steht. Wir hatten eine Taschenlampe dabei und haben ins Wasser geleuchtet, doch da war keine Marion. Heinrich ist noch weiter gegangen, aber mir war kalt und ich wollte zurück. Der Mond hat geschienen und ich bin noch eine Weile stehen geblieben, damit ich mich besser zurechtfinde, und da habe ich sie im Badehäuschen gehört.
    »Wen? Was?«
    »Na, du weißt doch wohl, wie sich ein Liebespaar anhört«, krächzte Tante Tilly. »Ich habe natürlich nicht nachgesehen, aber ich bin mir sicher, es war Marion mit ihrem Schatz. Ich dachte damals noch, Recht hat sie, was soll sie mit uns Tattergreisen rumhopsen, und bin ganze leise weggegangen.«
    »Ha – und am nächsten Morgen lag sie tot im Pool!«, rief Karl elektrisiert. »Also war der Gärtner der Mörder!«
    »Aber nein, warum hätte er das tun sollen?«, protestierte Tante Tilly schwach. Das viele Reden hatte ihre Kraft aufgezehrt. »Wenn du den jungen Mann erlebt hättest – er sah selbst aus wie der leibhaftige Tod. Die Polizei hat ja nichts gefunden. Und er musste auch nicht ins Gefängnis. Ich meine, die hätten ihn doch eingesperrt, wenn er der Mörder gewesen wäre.«
    Karl verwarf die Unschuldsvermutung. An dem Burschen war etwas faul. Das spürte er genau. Kam es denn niemandem verdächtig vor, dass er am Morgen nach dem Fest immer noch seine Kellnerklamotten trug? Wo war er die ganze Nacht gewesen? Was konnte er der Polizei dazu sagen? Tante Tilly, die sich auf der Seite des Burschen hielt, war ein wenig verstimmt.
    »Als die Polizei kam, hatte er doch längst trockene Sachen an. Rose hat ihn gleich auf sein Zimmer geschickt. In dieser furchtbaren Hose konnte er doch nicht herumlaufen.«
    Karl wechselte die Strategie.
    »Hat Horst dir erzählt, dass Onkel Heinrich ihn und Lina und mich praktisch beauftragt hat, die Sache aufzuklären?«
    »Horst erzählt mir gar nichts«, erwiderte die Tante. »Der kommt nur, wenn er was von mir braucht. Und wie wollt ihr nach so langer Zeit noch etwas Neues herausfinden?«
    »Indem wir mit den Zeugen von damals sprechen«, sagte Karl nonchalant. »Zeugen wie du, Tante Tilly.« Sie lachte.
    »Und, wie weit seid ihr gediehen?«
    »Wir gehen getrennt vor. Eigentlich wollte ich Lina bitten, heute mitzukommen, aber weißt du, sie ist so unpraktisch und mit den Gedanken immer in den Wolken; ein Wuschelhirn. Wie mein Plüschko.«
    Der Hund erwachte, als er seinen Namen hörte. Es klang, als würde man gleich aufbrechen.
    »Und Horst geht sowieso seine eigenen Wege.«
    »Das ist nicht sehr gescheit«, erwiderte Tante Tilly. »Man braucht immer Verbündete. Und ich hätte Lina auch gerne einmal wieder gesehen. Hast du noch andere Zeugen auf deiner Liste?«
    »Kennst du einen Ernest Calvat? Seine Frau hat einen Rechtsanwalt zur Testamentseröffnung geschickt.«
    »Calvat«, sagte Tante Tilly nachdenklich, »das könnte er sein.«
    »Du meinst, der Ehemann von Rose?«
    »Ja, aber sie nannte ihn nicht Ernest. Ich glaube, er hieß Anton oder Adolphe, oder? – Adolphe Calvat. Mmh, klingt irgendwie französisch. Rose stammte ja aus dem Elsass.«
    »Das war der Mann im weißen Smoking?«
    »Ja, ja, das muss er gewesen sein. Und der soll von Heinrich was geerbt haben?«
    Karl konnte sich plötzlich nicht mehr erinnern, ob dieser Calvat von Onkel Heinrich ebenfalls ins Rennen um die Aufklärung von Marions Tod geschickt worden war. Dann wären sie ja zu viert! Mit Lina und Eilemann würde er fertig werden, aber hier baute sich eine unbekannte Größe auf, ein Ex-Ehemann.
    »Den werde ich mir vorknöpfen«, sagte Karl zuversichtlich.
    »Weißt du denn, wo du ihn findest?«
    »Im Moment nicht. Man müsste Tante Rose fragen, aber wo ist Tante Rose und überhaupt, lebt sie noch?«
    »Vielleicht weiß es deine Mutter. Die hat es doch mit den Rosen.« Karl lächelte matt.
    »Ausgeschlossen. Meine Mutter hat Onkel Heinrichs Frau immer geschnitten. Aber Rose muss doch auch Familie gehabt haben. Weißt du was von denen? Oder erinnerst du dich an einen ihrer Freunde, die vielleicht auf dem Fest waren?«
    »Ich denke die ganze Zeit darüber nach«, versicherte ihm Tante Tilly. »Und, ja, warte mal, da gab es doch diesen Bruder mit dem komischen Vornamen. Irgendetwas Griechischrömisches. Ein Arzt. Die

Weitere Kostenlose Bücher