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Giftpilz

Giftpilz

Titel: Giftpilz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Alexander; Ummenhofer Rieckhoff
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»Könnten wir jetzt vielleicht einen Blick in Ihre schöne
Küche werfen?«
    »Meine Herren, ich hätte noch anderes zu tun.«
    »Sie müssen uns ja nur hinbegleiten«, meinte Riesle. Das tat der
Chefarzt – und blieb dann doch weiter an ihrer Seite.
    Vom Küchenchef, der etwas eingeschüchtert war, weil Professor Walger
ihn so beäugte, ließen sich Hummel und Riesle erklären, dass auch hier die
Einrichtung auf dem absolut neuesten Stand sei. Riesle quittierte es mit einem
gelangweilten Nicken, um dann zu fragen: »Haben Sie eigentlich auch öfter mal
Pilze auf dem Speiseplan?«
    Der Chefarzt blickte ihn scharf an. Dem Journalisten war’s
mittlerweile egal. Sollte dieser Professor Walger doch denken, was er wollte.
    »Wir bereiten gerade jetzt in dieser Jahreszeit hervorragende
Pilzgerichte zu. Die Pilze bekommen wir ganz frisch von einer Firma hier aus
der Umgebung. Sie wissen doch sicher, dass der Südschwarzwald eine
hervorragende Pilzregion ist?«
    Riesle und Hummel nickten.
    »Und mit Pilzen haben Sie auch nie Probleme gehabt?«, fragte der
Journalist etwas verklausuliert.
    »Probleme?« Der Küchenchef verstand nicht recht. Hummel nahm derweil
die riesigen Kochtöpfe ins Visier der Fotokamera.
    »Verdorbene Pilze oder Vergiftungen gab es hier noch keine? Sie
haben doch sicher von dem Fall in der Königsfelder Tannenklinik gehört.«
    Der Koch war perplex.
    »Ja, aber bei uns gab’s keine …«
    »Jetzt reicht’s, meine Herren. Ich habe den Eindruck, unsere Klinik
interessiert Sie nicht so sehr wie die Pilzvergiftung in der Tannenklinik. Ich
würde Ihnen daher raten, dort hinzufahren.« Professor Walger hatte immer noch
einen erstaunlich ruhigen Tonfall. Lediglich die Stirnfalten verrieten seine Verärgerung.
Er wies mit einer Hand in Richtung Küchentür.
    »Eine letzte Frage hätte ich da noch, Herr Professor«, schaltete
sich jetzt Hummel ein. »Kennen Sie eigentlich jemanden aus der Tannenklinik?
Ich meine, vom Personal?« Der Professor stutzte kurz, überlegte und sagte dann:
»Nein. Verlassen Sie jetzt bitte die Klinik, meine Herren.«
    Als sie wieder auf dem Parkplatz standen, erteilte Riesle seinem
Freund die Anweisung, noch mal alle Kleinbusse samt Kennzeichen
abzufotografieren.
    »Mach das mal schön selber. Das Schmierentheater hat jetzt ein Ende – und ich habe Feierabend.« Hummel drückte Klaus die Kamera in die Hand. »Und
schau dir mal die Fotos an.«
    »Ich weiß schon jetzt, dass sie nichts taugen. Vermutlich hast du
nicht mal den Auslöser getroffen«, flachste Riesle, der wusste, dass Hummel mit
technischen Gerätschaften meist auf Kriegsfuß stand.
    »Von wegen! Ein Foto ist übrigens von ganz besonderem Interesse.«
    Riesle ließ per Knopfdruck ein Bild nach dem anderen auf der Anzeige
erscheinen: Totalansicht Großküche mit Personal, ein menschenleerer Klinikflur,
Computertomograf mit gestikulierendem Chefarzt, Chefarzt beim Interview –
Ganzkörperperspektive, Chefarzt Kopfbild, Wand mit Fotorahmen und den seitlichen
Konturen des Chefarztes. Hummel hatte dabei in etwa nur ein Drittel des Kopfes
erwischt.
    »Also bei dem Foto hast du dich ja selbst übertroffen, Huby.«
    »Habe ich nicht, mein Lieber. Ich habe einen hervorragenden
fotografischen Blick. Schau es dir mal genau an.«
    »Hm, irgendwas am Ohr des Chefarztes?«
    »Kalt«, sagte Hummel. »Du darfst nicht nur die Dinge betrachten, die
offensichtlich sind. Vergrößere doch mal auf das Foto an der Wand.«
    Riesle drückte mehrfach den Zoom.
    »Was siehst du?«, fragte Hummel.
    »Ein paar Weißkittel, die haben einen Zettel in der Hand, vermutlich
eine Art Urkunde.«
    »Erkennst du jemanden auf dem Foto?«
    »Also den Pomadigen, den Chefarzt der Fernblickklinik, erkennt man
ganz gut. Auch wenn’s schon ein paar Jährchen her sein dürfte. Die anderen …
nein.«
    »Sicher?«
    »Nein … nicht, dass ich wüsste.«
    Hummel legte den Finger aufs Display. »Und wie sieht’s mit dem aus?
Kommt dir der nicht bekannt vor?«
    »Doch, könnte ich schon mal gesehen haben. Aber wo? Sag schon.«
    »Professor Krieg, Chefarzt der Tannenklinik. Der dürfte dir doch
wohl was sagen.«
    Riesle senkte die Kamera und blickte den Freund an, der ihn von Zeit
zu Zeit doch überraschte. »Ach, deshalb hast du vorhin noch gefragt, ob dieser
Walger jemanden aus der Tannenklinik kennt. Hummel, alle Achtung!«
    »Danke. Und Walger hat gesagt, dass er niemanden kennt. Ist doch
seltsam. Und das, obwohl er ihn auf einem Foto in seinem Zimmer hängen

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