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Giftpilz

Giftpilz

Titel: Giftpilz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Alexander; Ummenhofer Rieckhoff
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Vergiftung geben?
    »Sie liefern ja auch an die Tannenklinik«, unterbrach Thomsen und
lief ein paar Schritte, um sich aufmerksam umzusehen. »Was denn?«
    Kübler lief aufgeregt neben Thomsen her, als müsse er ihn bewachen.
Dem missfiel das, sodass er immer wieder weiterging. Es war kühl und luftig hier
drin.
    Der Pilzhändler nahm Thomsen wieder in Manndeckung. »Derzeit primär
Champignons und Pfifferlinge. Jeden Mittwoch – zwischen zwölf und fünfzehn
Kilo. Außerdem verschiedene Kräuter. Vor allem unser Bärlauch-Pesto …«
    »Champignons …«, überlegte Thomsen, während er seinen Blick durch
die Halle schweifen ließ, die von innen einem Treibhaus ähnelte. »Könnte es
sein, dass sich da ein falscher Champignon reingeschmuggelt hatte?«
    »Ein falscher …?«, fragte Kübler verdattert und hielt auf einmal ein
paar Meter Abstand zu Thomsen.
    »Er meint en Giftpilz«, dolmetschte Winterhalter. »Des könnt doch
die in de Klinik auftauchende Fälle vu Übelkeit, Erbreche und Durchfall erkläre …«
    Kübler war empört und bewegte sich nun wieder auf Thomsen zu: »Wir
liefern absolute Qualität. Mit Biosiegel. Uns kommt nie und nimmer ein Giftpilz
unter. Ich achte persönlich darauf, was an Lieferungen rausgeht. Ich würde mir
doch mein eigenes Grab schaufeln, wenn ich zuließe, dass Giftpilze
untergemischt würden! Kennen Sie sich überhaupt mit Pilzen aus?«
    Kübler schnappte nach Luft und wirkte nun noch gekrümmter als zuvor.
Seine Gummistiefel hatten während der letzten Schritte entlang der Pilzzucht im
Treibhaus gequietscht. Die Vollbremsung verursachte in den Schuhen nun ein
unschönes Geräusch – man hätte fast meinen können, sie protestierten gleich
mit.
    »Hören Sie: Ich habe an der Pilzschule Hornberg die Prüfung zum
Pilzsachverständigen abgelegt …«
    »Ha wa?«, machte Winterhalter überrascht. »Mei Frau au. Vielleicht
kennet Sie sich jo. Sie isch …«
    »Können wir bitte die Befragung fortsetzen?«, forderte Thomsen den
immer noch empörten Kübler zum Weitersprechen auf, was dieser mit leicht
schriller Stimme und nun aus etwas größerer Entfernung tat.
    »Bei mir kommt kein einziger Giftpilz versehentlich unter die
Lieferung. Nie!«
    »Des könnt ja dann eigentlich vu de Verwechslungsgefahr her nu en
Knolleblätterpilz sei«, meinte Winterhalter.
    »Glauben Sie mir – ich weiß das zu unterscheiden. Das ist ja auch der
Vorteil: Wenn man bei Experten bestellt, erwischt man nicht mal so
versehentlich einen Giftpilz.«
    »Zumindescht bisher …«, meinte Winterhalter.
    »Knollenblätterpilze«, murmelte Thomsen derweil, der sich im Verlauf
der vergangenen weithin schlaflosen Nacht zumindest notdürftig in die Materie
eingelesen hatte. Das deckte sich mit seinen Recherchen. Zwei Fruchtkörper
wirkten im Normalfall schon tödlich. Allerdings gab es von diesen Knollenblätterpilzen
eine Unmenge unterschiedlicher Sorten. Der römische Kaiser Claudius, so hatte
Thomsen irgendwann zwischen drei und vier Uhr morgens erfahren, sei durch den
Verzehr eines grünen Knollenblätterpilzes umgekommen. Ob ihm dieses Wissen aber
hier weiterhalf?
    »Vielleicht hat ein unvorsichtiger Mitarbeiter versehentlich ein
paar giftige Pilze …?«, setzte er an und bedeutete dem Gesprächspartner mit
ausgestrecktem Arm, Abstand zu halten.
    Doch Kübler schüttelte empört den Kopf, auf dem sich die grauen
Haare in alle Richtungen ihren Platz gesucht hatten. Fast wie wild wachsende
Pilze. »Wie gesagt – ich kontrolliere alles persönlich, bevor es rausgeht.
Schaue sogar noch mal die Körbe durch, in denen die Pilze gekühlt und
aufbewahrt werden. Außerdem: Die Champignons werden doch gezüchtet. Da kann
allenfalls mal ein Schirmling unterkommen. Aber selbst den erkennen wir. Aber
ein hochgiftiger Knollenblätterpilz? Unmöglich!«
    Winterhalter hatte einen anderen Vorschlag: »Hän Sie Feinde?
Konkurrente, mit dene Sie zu kämpfe habe?«
    Thaddäus Kübler, der nun wieder etwas an Haltung gewann, wog den
Kopf hin und her und meinte dann: »Die Einzigen, mit denen ich zu kämpfen habe,
sind die Schweizer, wenn sie mal wieder zu Tausenden in unsere Wälder einfallen
und alles ratzekahl räumen, um’s bei sich überteuert zu verkaufen. Raubritter
halt … Und Geldgeier. Hoffentlich erwischen die mal einen Giftpilz.« Den
letzten Satz, dachte sich Kübler zwei Sekunden später, hätte er sich wohl
besser gespart.
    Thomsen ließ sich jedoch nichts anmerken. »Sonst niemand?«
    Kübler

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