Giftpilz
hat.«
»Hm. Sollen wir noch mal zu ihm gehen und ihn zur Rede stellen?«,
fragte Riesle.
»Lieber nicht. Sollte er hinter den Vergiftungen stecken, dann
machen wir erst recht die Pferde scheu. Mit wem wir’s zu tun haben, wissen wir
jetzt – und ein paar brauchbare Fotos von diesem Walger haben wir auch.«
»Na ja, es geht so«, meinte Riesle schmunzelnd.
»Du machst mir Abzüge von den besten und gibst sie mir dann. Ich
werde sie in der Tannenklinik herumzeigen. Vielleicht hat ihn jemand dort
gesehen. Womöglich war er ja wirklich kurz vor den Pilzvergiftungen dort.«
»Und hat die Giftpilze persönlich abgeliefert? Ich weiß nicht
recht.« Riesle war skeptisch. »Ich denke mal, für so etwas hätte er doch eher
einen Handlanger …«
»Wir sollten aber auf jeden Fall herauskriegen, woher sich die
beiden Chefärzte kennen – und wie intensiv diese Bekanntschaft ist oder war«,
meinte Hummel. »Ist zumindest mal eine Spur.«
Andererseits konnte man trotz der ganzen Spuren noch nicht endgültig
ausschließen, dass es sich bei der Pilzvergiftung vielleicht doch um ein
Versehen gehandelt hatte. Was, wenn das Auto mit dem FK-Kennzeichen an jenem
Morgen nur zufällig in der Nähe der Tannenklinik gewesen war? Was, wenn sie in
der Küche eben tatsächlich einen oder mehrere Giftpilze übersehen hatten? Das,
was ihm bisher so Tag für Tag kredenzt worden war, erhielt nach Hubertus’
Ansicht wenig, womit die Küche der Tannenklinik bei ihm Sympathiepunkte hätte
erheischen können.
Die Rückfahrt über Altglashütten war in doppelter Hinsicht
erfolglos. Zum einen wären sie fast frontal mit dem Auto von Kommissar Thomsen
zusammengestoßen. Riesle war derart begeistert darüber gewesen, dessen Wagen
auf der Gegenfahrbahn entdeckt zu haben, dass er fast auf ihn zugesteuert wäre.
Hummel war immer weiter in seinem Sitz versunken.
Und als sie schließlich bei der Pilzfirma »Schwarzwaldfrisch«
auftauchten, roch der Firmenchef offenbar den Braten. »Journalisten können wir
gerade keine hier gebrauchen. Verschwinden Sie!«, hatte er sie angeraunzt. Der
Besuch der Kripo kurz zuvor hatte ihn arg verunsichert.
23. SCHWARZWALDFRISCH
Hauptkommissar Thomsen hatte es recht eilig, von Rennfahrten
aber spätestens seit der Verfolgung von Riesle tags zuvor die Nase voll. Der
Wagen, der außer ihm noch Winterhalter beherbergte, war erst in dem Moment in
Altglashütten eingerollt, als Hummel und Riesle schon fast zwanzig Kilometer
weiter in Höchenschwand auf den Parkplatz der Fernblickklinik gefahren waren.
»Schwarzwaldfrisch – Pilze und mehr« hieß der Betrieb, den sie
genauer unter die Lupe nehmen wollten. Lag hier der Schlüssel zur Lösung der Vergiftungsfälle
und des Todesfalles?
Der Betreiber hatte eine Art massiven Beckenschiefstand und machte
einen nervösen Eindruck. Er sah alles andere als schwarzwaldfrisch aus. Genau
wie der Gebäudekomplex, der wie eine gewagte Mischung aus riesigem Stall,
Lagerhalle und Gärtnerei wirkte.
»Wollen Sie uns wirklich in Verbindung mit dem Todesfall in der
Königsfelder Klinik bringen?«, fragte der klein gewachsene und leicht bucklige
Mann. »Das könnte uns unseren Ruf kosten.«
Das Bucklige kam wohl vom Pilzsammeln, vermutete Thomsen.
Schließlich musste man sich doch da ständig bücken. Bei der Frau seines
Kollegen Winterhalter, die ja offenbar auch ständig »in die Pilze ging«, hatte
er eine vergleichbare Haltung beobachtet. Bei der konnte allerdings auch das
häufige Melken oder die harte körperliche Arbeit in Haus und Hof die Ursache
sein. Berufskrankheit einer Bauersfrau, gewissermaßen.
»Jetzt bleibet Sie mol ganz locker«, versuchte Winterhalter zu
beschwichtigen. »Was für Pilz hän Sie denn im Angebot? Gebet Sie doch mol en
kurze Überblick.«
Thaddäus Kübler, so hieß der »Schwarzwaldfrisch«-Chef im braunen
Overall, konnte nicht kurz. Er erzählte, dass es im Schwarzwald mehr als
achthundert Pilzsorten gebe, wovon aber nur gut hundert essbar seien. Die allermeisten
bekomme man bei ihm: Pfifferlinge ebenso wie Steinpilze, Maronen wie Lackpilze … Die Champignons züchte er selbst im Keller. Er biete sowohl Wild- als auch
Zuchtpilze an und darüber hinaus Küchenkräuter. Regelmäßig kämen Pilzsammler
an, die damit etwas Geld machen wollten. Er beteuerte, nur einwandfreie Ware zu
nehmen. Alle Kunden seien stets zufrieden – er habe noch nie Klagen gehört. Und
jetzt wolle man ihm nach sechsundzwanzig erfolgreichen Jahren die Schuld an
einer
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