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Giftspur

Giftspur

Titel: Giftspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Holbe
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verstanden?«
    »Ich habe …«, wollte Ralph widersprechen oder sich rechtfertigen, aber Sabine gebot ihm zu schweigen und sagte so sanft wie möglich: »Er
hat
verstanden. Ich werde künftig auf ihn aufpassen.«
    Doch Möbs war noch nicht fertig.
    »Nicht auszudenken«, jammerte er, »wenn meine Dienststelle plötzlich in Verruf gerät, nur weil Sie sich nicht im Zaum halten können. Ich weiß ja nicht, wie das in Frankfurt und Gießen läuft, aber hier ist Dienst nach Vorschrift angesagt.« Er funkelte Sabine an. »Und das gilt nicht nur für Ihren Kollegen.«
    »Wie gesagt, es kommt nicht wieder vor«, versicherte diese. »Uns gehen nur langsam die Tatverdächtigen aus. Das hat Rahnenfeldt schließlich auch besänftigt, denn im Grunde gehörte er ebenfalls zum Kreis möglicher Täter.«
    Sehr diplomatisch,
dachte sie, denn nur aufgrund einiger Drohgebärden seitens der Reitmeyers konnte man Rahnenfeldt nicht des mutmaßlichen Doppelmords bezichtigen. Doch dem Heilpraktiker gegenüber hatte dieses Argument seine Wirkung voll entfaltet. Es hatte nicht viel gefehlt, dass er dankbar darüber gewesen war, sich mit dem Gewähren eines Blicks in Koffer und Schrank von allen Verdachtsmomenten befreien zu können. Sabine lächelte. Nicht nur Ralph Angersbach verstand sich aufs Bluffen.
    »Habe ich eine Pointe verpasst?«, erkundigte sich Möbs, dem Sabines Amüsement nicht entgangen war.
    »Nein, sorry«, erwiderte sie hastig, »es war nur ein flüchtiger Gedanke.«
    »Dann konzentrieren Sie sich mal besser wieder auf den Fall. Ich konnte einen Besuch Schultes gerade noch abwenden, aber spätestens morgen steht der hier auf der Matte. Bekommen Sie dieses Chaos bis zum Wochenende noch in den Griff?«
    »Kommt drauf an, wie sehr wir dabei gemaßregelt werden«, brummelte Angersbach, und bevor sich Konrad Möbs ein weiteres Mal in vorwurfsvolle Tiraden ergießen konnte, eilten die Kommissare aus dem Büro.
    »Fahren wir also endlich zu Claudia«, schlug Angersbach vor, als sie einige Schritte von Möbs’ Dienstzimmer entfernt waren.
    »Eine Besprechung am Reißbrett wäre mir lieber«, entgegnete Sabine, doch das würde bedeuten, sich eine weitere Stunde mit ihrem übellaunigen Chef auseinanderzusetzen. Darauf hatte sie nicht die geringste Lust, und schon gar nicht, um dabei auch noch ständig als Schlichterin zwischen Angersbach und Möbs aufzutreten.
    »Reitmeyer?«
    Sabine fuhr herum. Mirco Weitzel näherte sich mit dumpf klackenden Absätzen, seine Stiefel glänzten frisch gewichst, und das Hemd saß makellos.
    »Da wollten wir hin, ja«, bestätigte sie.
    »Vergessen Sie’s.
Migräne.
« Der junge Kollege ließ in der Betonung des Wortes keinen Zweifel, dass dieser Begriff für ihn einer Universalausrede gleichkam; sinnbildlich für Stimmungsschwankungen aller Art oder schlicht gesagt weibliche Unlust. Trotz aller Abneigung gegen die Erbin des Bio-Moguls versuchte Sabine, sich in die Frau hineinzuversetzen. Keine Zeit für Trauer, stattdessen die Angst, selbst zur Zielscheibe zu werden, und schließlich die auf sie gemünzte Erpressung. Die vergangenen Tage, welche in den frühen Morgenstunden ihren traurigen Höhepunkt erreicht hatten, mussten sie völlig ausgezehrt haben. Dennoch …
    »Wir müssen mit ihr reden«, beharrte sie.
    »Aber sie läuft uns auch nicht weg«, warf Angersbach ein. »Ein Kleidungswechsel und eine Rasur würden uns sicher guttun«, fuhr er gedankenverloren fort, »schauen Sie sich bloß mal den Weitzel an. Wie aus dem Ei gepellt.«
    »Eine Rasur also, hm?«, erwiderte Sabine grinsend und fuhr sich mit dem Handrücken über die Wange, auf der außer makelloser Haut nichts als Sommersprossen zu finden war.
    Angersbach hüstelte. »Sie wissen doch, wie ich’s meine. Immerhin haben wir nachher noch was vor.«
    »Hört, hört!« Mirco hob die Augenbrauen und schaute zwischen den beiden hin und her.
    »Nicht, was Sie denken«, knurrte Ralph mit einem Lächeln.
    »Aber trotzdem Erwachsenenkram«, lachte Sabine, und sie ließen den verdutzten Beamten mit entgeisterter Miene stehen.
    Bevor Sabine in den Renault stieg, bot sie Angersbach an, ihn mitzunehmen. Dieser warf einen Blick auf die Armbanduhr und schüttelte den Kopf. »Ich nehme die S-Bahn, danke. Wenigstens einmal beim Fahren die Beine ausstrecken.«
    Als hätte er sich diesen Kommentar nicht schenken können.
    »Wenigstens bewegt sich mein Fahrzeug noch«, gab Sabine spitz zurück, »bis später. Ich bin um halb acht da.«
     
    Es

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