Giftspur
schwanger?«
»Nein«, wehrte Weitzel hastig ab, »das habe ich nicht gesagt. Ein anonymer Hinweis ging uns zu, dass es da eine Sache in der Vergangenheit gebe, die wir wissen sollten. Blöde Sache, weil der Anruf weder aufgezeichnet noch rückverfolgt werden konnte.«
»Mist«, murmelte Ralph. »Und wo ist das Kind?«
»In Holland abgetrieben«, antwortete Weitzel und ergänzte dann: »
Wenn
es denn überhaupt stimmt.«
»Hm, es gefällt mir nicht, dass diese Information uns auf diesem Weg erreicht hat«, murrte Angersbach. »Das ist doch Kalkül. Und es lässt sich absolut nicht zurückverfolgen?«
»Wenn ich’s doch sage.« Der Beamte warf ihm einen resignierten Blick zu.
»Nun gut. Aber unsere Bio-Lady werde ich bei Gelegenheit mal direkt darauf ansprechen. Weiter, bitte.«
Mirco Weitzel warf einen Blick auf seine Notizen. »Wir haben einen Bauern ausfindig gemacht, der einen ziemlichen Brass auf den Weidenhof schiebt. Nein, ich korrigiere mich, er hat es sogar direkt auf Ulf Reitmeyer abgesehen und macht auch keinen Hehl aus seiner Freude, dass dieser nicht mehr unter den Lebenden weilt.«
»Aha. Hat dieser Bauer auch einen Namen?«
»Gottfried Kayser, Pappelhof.«
»Verdammt, diese Baumnamen.« Ralph kritzelte mürrisch dreinblickend die Namen auf ein Papier. »Das kann sich ja kein Mensch merken.«
»Von Pappeln habe ich da auch weit und breit nichts gesehen. Aber ich meine mich zu erinnern, dass diese vor einigen Jahren allesamt abgeholzt wurden. Zwei Dutzend, entlang eines Wassergrabens. Angeblich waren sie schädlich für ihre Umgebung. Aber das tut wohl nichts zur Sache.«
»Wohl kaum. Warum hat Kayser Reitmeyer gehasst?«
»Reitmeyer hat ihn schon lange mit Preisen unterboten, bei denen er nicht mithalten konnte. Erdbeeren, Kartoffeln, Äpfel. Kayser hat mir vorgerechnet, dass der Weidenhof unmöglich mit diesen Waren Gewinne erwirtschaften könne. Er betreibt konventionellen Anbau, also im Klartext billiger. Reitmeyer habe ihn gezielt vernichten wollen, um seinen Hof zu übernehmen.«
»Hat er auch Milchvieh?«, kam es Angersbach in den Sinn.
»Nein, wieso?«
»Nur so eine Idee. Falls ja, wäre Kötting ebenfalls eine potenzielle Bedrohung gewesen. Ich suche nach Verbindungen.«
»Ach so.« Mirco kratzte sich an der Schläfe. »Wir sind aber mit Reitmeyer und Kayser noch nicht durch.«
»Nein? Was gibt’s denn noch?«
»Kayser musste vor zwei Jahren, als es ihm besonders schlecht ging, einige Ländereien verkaufen.« Mirco zuckte zweimal mit den Augenbrauen und fragte mit amüsiert verschwörerischer Miene: »Na, wie gut können Sie kombinieren?«
Ralph überlegte schnell. »Hohe Straße?«, fragte er, und Weitzel ließ mit einem langgezogenen »Aaah!« seine aufgesetzte Erleichterung nach außen.
Die Windräder.
Manch einer, so wusste Ralph, hatte schon für weitaus weniger sterben müssen.
Sabine Kaufmann schätzte, dass der Molkereibetrieb kaum vier Kilometer Luftlinie vom Weidenhof entfernt lag, mit dem Auto legte sie jedoch gut und gern die dreifache Strecke zurück. Von der Bundesstraße ab wurde die Zufahrtsstraße immer enger, bis der Renault nach einer Wegkreuzung nur noch über staubige Pflastersteine holperte.
Mein armes Auto.
Auf drei Seiten gesäumt von Wiesen und Feldern, in der Nähe eines Waldstücks, fand sie endlich die imposanten Gebäude des Molkereibetriebs. Unter dem Wegweiser war ein von beiden Seiten der Straße zu lesendes Plakat angebracht, welches faire Milchpreise forderte. An der Hofeinfahrt selbst war das Logo von
BIOgut
zu erkennen, darunter proklamierte man genfreies Futter und regionale, biologische Produkte. Das Einzige, was die Kommissarin vermisste, waren grasende Kühe, denn irgendwoher musste die Milch ja kommen. Stattdessen eröffnete der Blick auf das Anwesen vier langgezogene Stallgebäude mit niedrigen Dächern, aus deren Kippfenstern ein sanfter Dunst zog. Dumpfes Brüllen und metallisches Klappern war zu vernehmen, als sie ihre Wagentür öffnete und die Kommissarin langsam auf das linke Gebäude zuging, dessen Stalltür offen stand.
»Kann ich Ihnen helfen?«
Erschrocken hielt Sabine inne, denn sie hatte niemanden gesehen und nicht damit gerechnet, von hinten angesprochen zu werden. Ihr Herz raste, als sie sich umdrehte, sah sich dann aber lediglich einem jungen Mann gegenüberstehen, kaum älter als achtzehn und von zierlicher Statur. Er trug eine grüne Latzhose, eine gefütterte Arbeitsjacke und Handschuhe. Eine blonde
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