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Giftspur

Giftspur

Titel: Giftspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Holbe
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behaupten, dass ich von Ulfs Tod mehr profitiert hätte als so manch andere Person. Punkt. Kein weiterer Kommentar.«
    Es stand für die Ermittler nicht zur Debatte, diese höchst brisanten Informationen unkommentiert im Raum stehenzulassen.
    »Sie müssen die Fragen schon uns überlassen«, lächelte Sabine deshalb und neigte den Kopf. »Erzählen Sie uns bitte von Reitmeyers Sohn.«
    »Fragen Sie doch Claudia.«
    »Ich frage aber
Sie.
«
    »Hmm, ich weiß nicht viel«, wand sich Elsass wie ein Aal und spielte mit seinen Fingern.
    »Was macht Sie dann so nervös?«, fragte Angersbach unverblümt, und sein Gegenüber zuckte erschrocken zusammen.
    »Wie? Äh, gar nichts«, erwiderte er hastig und räusperte sich. »Er ist momentan auf Borneo, soweit ich weiß. Tief in einem der größten Dschungel der Welt, ohne Handy, ohne PC , ein wundervolles Leben. Freddy forscht über Heilpflanzen und war in praktisch jedem Urwald, den es gibt. Weiß er überhaupt vom Tod seines Vaters?«
    »Wir konnten ihn noch nicht erreichen«, gestand Sabine ein.
    »Ein Jammer.«
    »Wie war das Verhältnis der beiden?«
    »Gut, an und für sich«, antwortete Elsass vorsichtig, »aber sie haben sich ja auch nur selten gesehen. Grüßen Sie Frederik bitte, wenn Sie ihn erreichen. Richten Sie ihm mein Beileid aus.«
    »Wir werden sehen«, murmelte Angersbach.
    »In Ordnung, dann verraten Sie uns bitte noch, wo Sie sich nach Ihrem Besuch auf dem Weidenhof am Samstag bis einschließlich Sonntagvormittag aufgehalten haben«, bat Sabine Kaufmann ihn freundlich.
    »Da muss ich nachdenken«, murmelte Elsass, und seine Finger wanderten in Richtung eines Notizblocks, der ihm offensichtlich als eine Art Terminkalender diente. »Ach ja, Samstag«, erinnerte er sich, »da war ich in Wiesbaden, ich habe mich dort mit einem Kollegen der Fachhochschule getroffen. Ich gebe Ihnen gerne seine Nummer. Auf dem Rückweg habe ich mir an einer Raststätte etwas zu beißen geholt, die Quittung dürfte ich noch im Auto haben, falls Sie sie brauchen. Das war rückblickend wohl die teuerste Mahlzeit meines Lebens.«
    »Wieso das denn?« Zugegeben, die Preise für eine Flasche Wasser und ein matschiges Sandwich konnten an Autoraststätten utopische Dimensionen annehmen, aber hinter dem Kommentar verbarg sich zweifelsohne etwas anderes.
    »Mein Wagen hat Mucken gemacht, aber ich bin schließlich weitergefahren«, setzte Elsass seinen Bericht fort. »Vielleicht hätte ich ihn lieber dort stehenlassen, na, egal. Nach dem Homburger Kreuz, kurz vor der Steigung, war dann endgültig Exitus. Die Karre ist mir abgesoffen, und ich stand hilflos am Seitenstreifen. Von Motoren, müssen Sie wissen, habe ich nicht das geringste bisschen Ahnung. Jedenfalls hat mich, entgegen aller Erwartung, jemand abgeschleppt. Einen Namen dazu habe ich aber leider nicht. Ein Mann, etwa mein Alter, das Kennzeichen war H.«
    Hannover.
    »Schade, dass Sie keinen Namen nennen können«, brummte Angersbach.
    »Hätte ich gewusst, dass ich ein Alibi brauche …«, gab Elsass beleidigt zurück, wurde jedoch von einem energischen Klopfen unterbrochen. Eine Frau glitt beinahe lautlos herein, warf den Kommissaren einen abschätzigen Blick zu, beugte sich nah an das Ohr des Wissenschaftlers und wisperte ihm etwas zu.
    »Bin gleich da«, raunte er, und die Laborantin verschwand wieder. Feine Schweißperlen sprenkelten die Stirn des Forschers.
    »Gehen Sie nur«, schlug Angersbach sehr zur Überraschung seiner Kollegin vor, denn sie waren noch längst nicht fertig. Doch dann warf er ihr einen vielsagenden Blick zu und fügte hinzu: »Ich würde mir bei dieser Gelegenheit gerne das Labor ansehen.«
    »Muss das sein?« Elsass verdrehte die Augen. Wenigstens verbarg er nicht seine Gefühle, andererseits konnte er auch ein begabter Schauspieler sein.
    »Haben Sie etwas zu verbergen?« Angersbach spielte ebenfalls nicht übel, wie Sabine zufrieden feststellte.
    »Kommen Sie meinetwegen mit«, murrte Elsass und schritt in Richtung Tür. Sabine Kaufmann nickte ihrem Kollegen auffordernd zu und gab ihm mit einem Deut auf ihr Telefon zu verstehen, dass sie im Büro verweilen würde.
     
    Im Labor lief der Wissenschaftler schnurstracks auf die Laborantin zu und tuschelte ihr hastig etwas zu, bevor Angersbach in Hörweite kam. Danach klapperte er mit einigen Gläsern, in denen sich bernsteinfarbene Flüssigkeiten befanden, und wirbelte dabei dunklen Bodensatz auf. Nachdenklich betrachtete er die Bewegung des flockigen

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