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Giftweizen

Giftweizen

Titel: Giftweizen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Schroll
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großen Tisch. «Und Leon versucht gerade, in den alten Ordnern ein paar brauchbare Pläne zum alten Park und zur Gärtnerei zu finden.«
»Ich habe von Ihrem Vorhaben gehört, alles wieder aufzubauen. Laura Perch erzählte mir schon, dass Ihr Neffe der Bauleiter ist.«
Diese Bemerkung brachte Botho Ahlsens fast zum Lächeln. Er fand es nett, dass die Kommissarin Leon als seinen Neffen bezeichnete und damit ihrem inzwischen guten, vertrauten Verhältnis eine familiäre Nähe zugestand, obwohl sie sicher sehr genau wusste, dass sie nur äußerst weitläufig verwandt waren. Und: Leon als Bauleiter! Wer hätte das gedacht. Doch eigentlich stimmte es – der Junge machte seine Sache wirklich gut. Natürlich half Botho Ahlsens unauffällig mit seinen Beziehungen nach, wenn er merkte, dass es irgendwo klemmte, doch vieles gelang Leon allein. Als der junge Mann seinerzeit in Waldau aufgetaucht war, schien er bloß ein sympathischer Tagedieb zu sein, der sein Leben verplemperte. Dass Leon nun so engagiert und fantasievoll an der Wiedererweckung von Park und Gärtnerei mitwirkte, ja, das ganze Projekt eigentlich angestoßen hatte, stimmte ihn außerordentlich froh. »Hoffentlich findet Leon, was er sucht«, bemerkte der Hausherr philosophisch und tippte mit dem Zeigefinger wie nebenbei auf die Unterlagen an der Ecke des Tisches.
»Bitte, setzen Sie sich. Möchten Sie etwas trinken?«, bot Ahlsens dann aufmerksam an.
Judith Brunner war mit einem Glas Wasser zufrieden. Sie wollte keine Umstände machen; auf einem Beistelltischchen neben der Ottomane hatte sie eine Karaffe und einige Gläser entdeckt.
Botho Ahlsens schenkte ein und sie setzten sich.
Der Kater bevorzugte nun die Nachbarschaft des Mannes und machte es sich zwischen dunkelroten Kissen bequem.
»Haben Sie schon etwas herausfinden können?«, fragte Ahlsens ohne Umschweife.
Judith Brunner nickte. »Wir vermuten, dass die Hände einem Mann gehören, der vorgestern im Gardelegener Krankenhaus verstorben ist.«
»Heißt das, Sie haben ihn gefunden?«
»Nein. Das eher nicht. Sein Leichnam ist von dort verschwunden.«
Das verstand Ahlsens nicht. »Was meinen Sie?«
Judith erläuterte die ihr so weit bekannten Umstände.
Botho Ahlsens schien fassungslos. »Und Sie denken immer noch, das alles hat mit mir persönlich zu tun? Eine gestohlene Leiche muss doch noch andere Erklärungen hergeben!«
Das gestand Judith Brunner ohne Zögern zu: »Dadurch weiten sich die Alternativen tatsächlich erheblich aus.«
»Wie hieß der Mann?«, wollte Ahlsens wissen.
»Wir nehmen an, es handelt sich um einen gewissen Eduard Singer.«
Botho Ahlsens war keine Reaktion anzusehen.
»Aus Breitenfeld«, ergänzte Judith Brunner.
Nun kniff Ahlsens die Augen etwas zusammen und schüttelte bedächtig den Kopf.
Aus der Diele des Gutshauses war das beharrliche Klingeln des Telefons zu vernehmen. Ahlsens entschuldigte sich und ließ Judith Brunner allein.

Eine Minute später war er zurück. »Dr. Renz für Sie. Würden Sie bitte zum Telefon kommen?«
»Nanu?«, wunderte sich Judith, was mag sich so Wichtiges ergeben haben, dass er ihr hinterhertelefonierte?

»Verehrte Frau Brunner, entschuldigen Sie bitte die Störung. Frau Lenz sagte mir, wo ich Sie erreichen kann. Ich bin weitgehend fertig mit der Obduktion des Unbekannten. Einige Laboruntersuchungen laufen noch, doch ich wollte Sie besser gleich über ein paar neue Gegebenheiten informieren. Vielleicht ist es ja für irgendetwas von Bedeutung.«
»Ich bin sicher, dass Ihre Ergebnisse hilfreich sind«, bemerkte Judith Brunner, »erzählen Sie bitte.«
»Das Vordergründigste waren natürlich die Schusswunden. Ich habe die Streumuster noch mal genau geprüft – es sind wirklich nur zwei Schüsse gewesen, und es käme dafür auch nur eine Schrotflinte infrage. Es wurde aus sehr geringer Entfernung geschossen!«
War das so wichtig? Das hatten sie gestern schon vermutet, doch die Betonung des letzten Satzes ließ Judith erstaunt nachfragen: »Und das kann man überleben?«
»Nein, sicher nicht. Deswegen denke ich, die Flinte war nicht mit Schrot geladen. Es muss etwas gewesen sein, das nicht ganz so tiefe, aber dennoch recht üble Wunden reißt.«
»Was könnte das gewesen sein? Die Narben sind ja da.«
»Harte Körner aller Art. Getreide, getrocknete Samen, so etwas.«
»Und was ist für Sie am wahrscheinlichsten?«
»Na ja, ich vermute, es könnte ein Salz gewesen sein.«
»Salz?«
»Ja, etwas Grobkörniges. Ich denke an Steinsalz. Die Salzkörner

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