Gilde der Jäger: Engelsblut (German Edition)
den Jäger als »Fast-Freund « , da sie sich gegenseitig ebenso oft zur Weißglut wie zum Lachen brachten, aber sie würde, ohne zu zögern, ihr Leben für ihn riskieren. Und er für sie.
»Verstehe .«
Elena presste bei dieser kühlen Antwort die Lippen zusammen und schnallte sich den Miniaturflammenwerfer ans andere Bein. »Ich habe einige Aufträge ausgelassen, aber das geht jetzt nicht mehr .« Sie trat vor die Frisierkommode und begann, mit geübten Bewegungen ihr feuchtes Haar zu flechten, damit es ihr nicht im Weg war. Es war so fein, dass es selbst aus dem strengsten Zopf rutschte, doch die Feuchtigkeit würde helfen, ihn zusammenzuhalten. »Du hast dir eine Jägerin zur Gemahlin gewählt, Raphael .«
»Das ist nicht mehr der einzige Grund .« Die Antwort kam in dem Ton, mit dem ein Unsterblicher gewöhnt war, seinen Willen durchzusetzen. »Es gibt mehr als einen Erzengel, der deinen Kopf gerne als Trophäe hätte .«
»Was ist das für ein Leben, wenn man in einen Käfig gesperrt ist ?« Mit dieser schroffen Frage begann sie, nachdem der Zopf fertig geflochten war, sich die Scheiden ihrer Messer um die Oberarme zu schnallen. »So will ich nicht leben .«
Raphael trat hinter sie, wickelte ihren Zopf um seine Hand und drückte seine Lippen auf die zarte Haut ihres Nackens. »Nimm den Helikopter. Du hast noch nicht genug Kondition, um so weit zu fliegen .«
In Momenten wie diesem spürte sie voll Furcht, wie emotional abhängig sie von ihm war. Sie entzog sich seiner Berührung und drehte sich um. »Wer wird den Helikopter fliegen ?«
»Venom .«
»Ist das dein letztes Angebot ?«
Als der Erzengel sie nur aus seinen erbarmungslos blauen Augen ansah, hatte sie ihre Antwort. »Gut .« Ihre Muskeln verspannten sich vor Ärger. »Aber sorge dafür, dass er mir nicht in die Quere kommt .«
Sobald sie in der Luft waren, rief Elena Sara an, wobei sie sich der Gegenwart des Vampirs, der neben ihr an der Steuerung des Helikopters saß, unangenehm bewusst war. Oh, sie war so wütend auf Raphael. Sie hatte gewusst, dass diese Auseinandersetzung kommen würde, aber das machte es nicht leichter, damit umzugehen – insbesondere, wenn Raphael sich schlicht weigerte, Zugeständnisse zu machen.
Keine Verhandlungen, nichts. Nur die Erwartung eines Erzengels, dass man ihm gehorchte.
Wenn er glaubte, dass er damit …
»Ellie ?« Saras Stimme klang, als käme sie vom Mond. »Wo bist du ?«
»Schätzungsweise auf halbem Weg nach Boston « , sagte sie und kam dann sofort zum Grund ihres Anrufs. »Warum hast du mich dazu herangezogen ?« Nicht, dass sie nicht froh darüber war, wieder im Sattel zu sein, doch der Gilde standen noch jede Menge anderer Jäger zur Verfügung.
Saras Stimme war für eine Sekunde weg, dann kam sie zurück, »… ihre Verträge. Wir brauchen jeden, den wir haben .«
»Was ?« Elena presste sich den Kopfhörer ans Ohr. »Sag das noch mal .«
»Überall brechen die Vampire ihre Verträge « , sagte Sara. »Es ist wie ein bizarres … « Ein lautes Knacken, und das Gespräch wurde vollständig unterbrochen. Aber Elena hatte genug gehört – für Chaos von diesem Ausmaß konnte nur etwas ganz bestimmtes verantwortlich sein. Jemand ganz Bestimmtes.
Caliane.
16
RansomerwartetesieinBostonaneinemverlassenenBetonpier,denerihnenalsLandepunktgenannthatte,alssieihnbeimAnflugaufdieStadtangerufenhatte.Alssiebeiihmankam,hobersiehochunddrückteihreinenschmatzendenKussaufdielachendenLippen.»Ellie,dieseFlügelsindsowasvonsexy .«
Oh, es war so schön, ihn zu sehen. »Lass mich runter, du Prachtkerl .«
»Ist dein Erzengel einer von der eifersüchtigen Sorte ?« Er hob sie noch höher, was für seine Stärke sprach, denn sie hatte eine beträchtliche Masse an Muskeln, und dann kamen noch ihre Flügel dazu.
Sie stemmte sich gegen seine Schultern, um sich zu befreien. »Ich dachte, wir müssten einen Vampir fangen ?«
»Richtig,alsolos .« SeinGesicht,eineverblüffendeKombinationvonindianischerHaut-undKnochenstrukturmitirischengrünenAugen,nahmsoforteinengeschäftsmäßigenAusdruckan.»DieSpurführtzueinerGruppevonLagerhäusern,zuFußetwafünfMinutenvonhier.Deshalbwollteich,dassihrhierlandet .«
»Wenn du so nah dran bist « , fragte sie, »warum hast du dann auf mich gewartet ?« Ransom war nicht nur schön, sondern auch einer der besten Jäger der Gilde, einer, auf den sie sich jederzeit verlassen konnte.
»Esistnichtnureiner,Ellie .«
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