Gilde der Jäger: Engelsdunkel (German Edition)
Ebenholz. »Du bist an einem Hof aufgewachsen. Denk darüber nach.«
Angesichts seines Zorns musste Mahiya blinzeln und tat ihre eigenen Gefühle beiseite.
»Die Information«, forderte Jason, bevor sie ihre verwickelten Gedankengänge entwirren konnte.
Letztendlich war es keine schwierige Entscheidung. Denn die kalte, harte Wahrheit war, dass Jason recht hatte – es spielte keine Rolle, dass sie nichts getan hatte, was ihre Gefangenschaft in diesem goldenen Käfig gerechtfertigt hätte. Neha war Herrscherin über dieses Gebiet und hatte die absolute Macht über ihr Volk. Wenn sie Mahiya eine Ewigkeit lang foltern wollte, hatte sie das Recht dazu.
Wie Jason richtig festgestellt hatte, würde kein anderer Erzengel einschreiten und einen Krieg riskieren, um an das Wissen zu gelangen, das Mahiya im Augenblick besaß. Deshalb musste es Jason sein. Immerhin hatte er sie nicht angelogen. Eher neigte er dazu, zu ehrlich zu sein und jede Illusion und Hoffnung zu zerstören. Also würde sie das Spiel wagen und hoffen, dass er seinen Teil der Abmachung erfüllte.
»Lijuan«, sagte sie. Ihre Brust schmerzte bei der Erinnerung an die durch Mark und Bein dringende Kälte, die in jener Nacht in diesem Korridor geherrscht hatte. »Niemand sah sie kommen, und niemand sah sie gehen, aber da sie nicht mehr ganz körperlich ist, hat das nichts zu bedeuten. Ich hörte sie in dem Zimmer, das von der Kap-Baumnatter bewacht wird, mit Neha sprechen – ja, ich bin mir sicher. Ihre Stimme ist unverkennbar.« In Lijuans Stimme wohnten Schreie.
Jason schwieg eine lange, lange Weile. Die verschlungenen Kurven und feinen Punkte der Tätowierung auf seinem Gesicht zeichneten sich im Sonnenlicht deutlich ab. Als er dann sprach, sagte er: »Du musst herausfinden, ob eine der Frauen am Hof verschwunden ist – von hohem oder niedrigem Rang. Konzentriere dich auf diejenigen, die nicht im Mittelpunkt, sondern eher am Rand stehen.«
Überrascht von diesem plötzlichen Themenwechsel, antwortete sie instinktiv: »Das müsste leicht herauszufinden sein. Die Einwohnerzahl innerhalb der Festungsanlage unterliegt einer ständigen Kontrolle.«
Jason entfaltete seine Flügel, die Dunkelheit verströmten, und Mahiya erkannte es als Zeichen, dass er nichts mehr sagen würde.
»Das ist alles?« Sie wollte ihn packen und schütteln, wollte die Wände aus Obsidian zertrümmern, die ihn von der Welt trennten. »Das ist alles, was du zu sagen hast?« So leicht hatte er sie zugrunde gerichtet und dann vergessen.
»Für den Moment.« Er erhob sich in die Luft.
Die Zähne fest zusammengebissen, stieg sie selbst mit einem Senkrechtstart in die Höhe. Sie wusste, dass die Unterhaltung beendet war. Am Himmel würde sie ihn niemals einholen können. Nicht nur das, er war ein Meisterspion. Wenn er verschwinden wollte, wäre Mahiya schlecht gerüstet, ihn aufzuspüren … und Neha wusste das gewiss. »Ein Spiel«, sagte sie, ihre Kehle rau vor Wut, die sie blind zu machen drohte. »Es war von Anfang an ein Spiel.« Neha hatte Mahiya ins Rennen geschickt, damit sie versagte. Sie hatte sie in den Tod geschickt.
13
Dmitri stützte sich auf dem Ellbogen ab, beugte sich zu der Frau hinunter, die seidig und warm in seinem Bett lag, und küsste sie. Als sie die Augen aufschlug, war das unergründliche Grün noch vom Schlaf verschleiert. »Ist es schon Morgen?« Sie fuhr ihm mit den Fingern durchs Haar und forderte einen innigeren Kuss, um ihn daran zu erinnern, dass er zu ihr gehörte – falls er das vergessen haben sollte. »Guten Morgen, mein Gemahl.«
»Guten Morgen, meine Gemahlin.« Er würde niemals müde werden, das zu sagen. »Hast du Hunger?«
Honors Antwort war ein heiseres Lachen, das sich um sein Herz legte. »Du hast doch sicher Hintergedanken bei dieser Frage.«
Da er ihr bereits die Decke heruntergezogen hatte, um die üppigen Hügel ihrer Brüste zu enthüllen, war es eine überflüssige Frage. Er streichelte sie mit aufreizenden Bewegungen, denn er war in der Stimmung, mit seiner Frau zu spielen. Und als sie in unverhohlenem Unmut die Decke wegtrat, ließ er sich zwischen ihren Beinen nieder.
Wo er sie noch ein bisschen mehr reizte.
Mit den Fingern.
Mit dem Körper.
Mit dem Mund.
Mit einem leichten Keuchen bäumte sich Honor unter ihm auf und grub die Hände so fest in sein Haar, dass es ein wenig schmerzte. Es war ein köstlicher Schmerz, der süchtig machen konnte – der Schmerz ihrer Lust. Lächelnd rieb er sein unrasiertes Kinn an der
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