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Gillian Shields - Der Zauber der Steine

Gillian Shields - Der Zauber der Steine

Titel: Gillian Shields - Der Zauber der Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Band 3
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Benehmen? Ich zitterte vor Wut und Verzweiflung über die Ungerechtigkeit der Welt. Ich wollte nicht weinen, aber es brach einfach aus mir heraus. In diesem Moment kam Miss Scarsdale zu mir. Sie empfahl mir, diese arroganten dummen Dinger einfach zu ignorieren. Wenn sie nicht gewesen wäre, wäre ich damals einfach davongerannt. Nur weg von hier, bis nach Hause, bis nach Grensham.
    Mein Handgelenk schmerzt vom vielen Schreiben, aber der Schmerz in meinem Herzen ist viel schlimmer. Ich wünschte, ich könnte alles vergessen, was ich an diesem seltsamen Ort in den Hügeln gesehen habe, aber wenn ich meine Augen schließe, dann sehe ich alles wieder vor mir. Ich fühle mich, als ob ich immer noch wie gelähmt in der Finsternis sitze und die Ungeheuer nach mir greifen, um mich zu zerstören.

Sechs
    A ls ich meine Augen aufschlug, war es dunkel. Ich hatte einige Stunden tief geschlafen, und jetzt weckte mich der kleine Wecker, den ich unter meinem Kopfkissen versteckt hatte. Die Zahlen auf dem Display leuchteten grün, es war kurz vor Mitternacht. Vorsichtig setzte ich mich auf. Velvet, die ewig geseufzt, gejammert und sich herumgeworfen hatte, bevor sie endlich eingeschlafen war, lag auf dem Rücken, den Arm um das Kopfkissen geschlungen. Durch das Fenster drang schwaches Mondlicht und beleuchtete ihr Gesicht. Ohne Make-up sah sie jünger und hübscher aus, sie schien ganz ruhig zu schlafen. Vielleicht träumte sie, denn sie seufzte und drehte sich um, als ich aus dem Bett kletterte, aber sie wachte nicht auf. Glück gehabt. Ruby schlief wie üblich tief und fest und schnarchte leise. Ich zog mich an und schlich mich aus dem Zimmer, wobei ich vorsichtig meinen Weg ertastete.
    Ich wusste genau, wo ich hinwollte. Im Flur vor Evies und Helens Schlafsaal gab es eine Treppe, die in einer Nische versteckt war, hinter einer mit einem Vorhang verdeckten Tür. Sie führte nach oben zu einem unbenutzten Dachboden im vierten Stock und nach unten in die leer stehenden Dienstbotenquartiere und stillgelegten Küchen. Evie hatte diese geheime Treppe sehr oft genutzt, um sich nachts nach draußen zu schleichen und Sebastian zu treffen. Vor kurzem hatten wir auf dem Dachboden Lady Agnes’ privates Studierzimmer entdeckt und zu unserem geheimen Treffpunkt gemacht. Ich erreichte die Nische, zog den Vorhang zur Seite, öffnete vorsichtig die Tür, schlüpfte hindurch und zog sie wieder zu. Die Luft in diesem Seitenflügel des Gebäudes war abgestanden, es roch muffig, aber das war mir egal. Ich schlich langsam die schmalen Stufen hinauf. In der Ferne sah ich einen schwachen Lichtschein, wahrscheinlich waren die anderen schon da.
    »Ich bin es, Sarah«, rief ich leise und hatte schon bald den staubbedeckten Treppenabsatz erreicht, von wo aus man in die einzelnen Dachkammern gelangte. Helen und Evie standen vor der verschlossenen Tür des Studierzimmers, in dem sich Bücher, verschiedene Gefäße und weitere Utensilien befanden, die Agnes einst für ihre Studien über den Mystischen Weg und ihre Arbeit als Heilerin benutzt hatte.
    »Was ist los? Warum steht ihr vor der Tür?«, fragte ich leise.
    Helen wandte sich zu mir um, im grellen Schein von Evies Taschenlampe sah sie ganz bleich aus. »Wir können die Tür nicht aufmachen, wir haben es versucht. Sie ist von innen verschlossen, genau wie beim ersten Mal, als wir das Zimmer entdeckt haben.«
    »Kannst du nicht durch die verschlossene Tür gehen, Helen?«, fragte ich überrascht. Schlösser und Riegel waren für unsere mystische Schwester der Luft normalerweise kein Problem; sie konnte mit der Kraft ihrer Gedanken nicht nur Barrieren überwinden, sondern auch weite Strecken zurücklegen. Mit dem Wind tanzen, so nannte sie es. Sie hatte damals Lady Agnes’ Studierzimmer für uns geöffnet, indem sie sich vor unseren Augen in silbernen Nebel verwandelt hatte und unsichtbar durch die verschlossene Tür in das Zimmer geglitten war. Von innen hatte sie dann den Riegel geöffnet.
    »Nein, ich habe es zwei Mal versucht«, antwortete Helen, »und beide Male musste ich abbrechen. Etwas, das stärker ist als ich, lässt mich nicht passieren. Das ist mir vorher noch nie passiert.«
    »Was könnte es sein?«, fragte ich. »Der Hexenzirkel vielleicht?«
    »Aber der Zirkel wurde in der Nacht, als Mrs Hartle starb, durchbrochen und in alle Winde zerstreut«, entgegnete Evie. »Jetzt, wo Miss Scratton Schulleiterin ist, müsste diese Gefahr doch gebannt sein. Es wird so sein, wie ich vermutet habe: Wir

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