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Gillian Shields - Der Zauber der Steine

Gillian Shields - Der Zauber der Steine

Titel: Gillian Shields - Der Zauber der Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Band 3
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und über unglaubliche Geldsummen.
    Auf den ersten Blick drehte sich in Wyldcliffe wieder das übliche Karussell aus Geschwätz, Sticheleien und Machtkämpfen. Wer hatte das meiste Geld? Wer die tollsten Ferien und wer die coolsten Freunde? Es sah ganz danach aus, als würde Velvet das Rennen machen, und zwar mit Abstand. Da konnte Celeste noch so sehr stänkern: »Dieses Romaine-Mädchen ist ja so was von gewöhnlich!« Für diese altmodischen Sprüche interessierte sich niemand mehr. Wyldcliffe war gewillt, die verstaubte Vergangenheit hinter sich zu lassen und sich der modernen Welt zu öffnen.
    Als ich mir all diese kichernden und munter drauflos schwatzenden Mädchen ansah, kamen sie mir wie naive Kinder vor, die gedankenlos am Strand spielten, ohne an die gewaltige Welle zu denken, die sie alle verschlingen konnte. Auch ich hatte gehofft, dass mit dem neuen Schuljahr alles besser würde, ein neuer Start für Evie und uns alle, aber schon jetzt drohte neues Unheil: das rätselhafte Mal auf Helens Arm und der Klang ferner Trommeln.
    Als der Unterricht zu Ende war, suchten wir Miss Scratton in ihrem mit Büchern übersäten Arbeitszimmer auf und erzählten ihr von der letzten Nacht.
    »Seid ihr sicher?«, fragte sie und sah uns prüfend an. »Es war ganz bestimmt ein ›S‹?«
    »Ganz sicher«, sagte Helen, »ein ›S‹ für Sarah.«
    »Oder für Sebastian«, gab Miss Scratton zu bedenken.
    »Aber Sebastians Geschichte ist zu Ende«, brachte Evie mühsam heraus, »das haben wir … das haben wir im letzten Halbjahr erreicht. Warum sollte er etwas damit zu tun haben?«
    Miss Scratton runzelte die Stirn. »Das kommt darauf an, von wem die Nachricht stammt. Ist sie eine Warnung oder eine Falle? Wir wissen es nicht. Wir sind gewillt, die Nachricht als ungefährlich einzustufen, vielleicht als ein Zeichen von Agnes. Darauf deutet die Tatsache hin, dass du die Tür öffnen konntest, Sarah. Und ihr habt sogar eine Trophäe mitgebracht, das Buch.«
    »Ja«, sagte ich. Ich hatte das Buch aus dem Versteck im Stall geholt und in meiner Sporttasche versteckt, jetzt gab ich es der Obersten Mistress. Sie legte es auf den Schreibtisch und strich sanft über die erhabenen silbernen Lettern auf dem Ledereinband: Der Mystische Weg . Als sie das Buch berührte, bildeten sich andere Buchstaben, silbrig und ganz verwischt. Sie schimmerten vor meinen Augen, und ich erkannte die Worte DER WEG ZUR HEILUNG , die wiederum verschwammen und einen neuen Satz bildeten: DER WEG IN DIE HÖLLE . Als Miss Scratton ihre Hände von dem Buch löste, verschwammen die Buchstaben erneut, und der Titel erschien wieder.
    Miss Scratton blickte zu uns auf, und ihre Augen verengten sich: »Dieses Buch hat allen, die mit ihm in Kontakt gekommen sind, entweder die Hölle oder die Heilung gebracht. Weisheit und Wahnsinn, Segen und Fluch, all das steht auf diesen Seiten. Wir denken vielleicht, wir stünden über den Dingen und würden nie in Versuchung kommen, das Buch für das Böse zu nutzen. Aber wir müssen vorsichtig sein.«
    »Was ist mit der eingeritzten Nachricht auf der Tür?«, fragte ich. »›Hör auf die Trommeln.‹ Wissen Sie, was das bedeuten soll, Miss Scratton? Kann uns das Buch die Antwort geben?«
    »Wenn die Nachricht wichtig ist, wird uns ihr Sinn mit der Zeit klar werden«, antwortete sie. »Alles hat seine Zeit. Nichts kann erzwungen werden.« Sie sah mich an und lächelte müde. »Meine liebe Sarah, du willst immer das Richtige tun. Aber manchmal muss man warten, bis sich der richtige Weg zeigt. Geduld ist heutzutage eine vernachlässigte Tugend.«
    »Aber was ist damit?« Helen rollte ihren Ärmel hoch und zeigte Miss Scratton das dunkelviolette Mal auf ihrem Arm. »Ich kann nicht einfach darauf warten, bis sich das Geheimnis von selbst lüftet. Sarah hat mir erzählt, was darüber im Buch steht. Menschen glauben, dass solche Male mit dem Bösen zu tun haben. Es ist ein Todesomen.«
    Die Direktorin hätte beinahe aufgeschrien, sagte dann aber nur: »Deck es zu, und verbirg es vor den Augen der anderen. Mächtige Kräfte greifen nach dir.«
    »Ist es … meine Mutter?«
    »Celia Hartles Geist hat dieses Tal nicht verlassen«, antwortete Miss Scratton ernst, »die Überreste des Zirkels haben sich wieder gesammelt, und ihre treuen Anhängerinnen verbreiten Gerüchte über ihre wiedererstarkten und noch tödlicheren Mächte.«
    Viele Monate lang hatte sich Miss Scratton als ein Mitglied des Zirkels ausgegeben, um ihren Plänen auf die

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