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Gillian Shields - Die Schwestern der Dunkelheit - 02

Gillian Shields - Die Schwestern der Dunkelheit - 02

Titel: Gillian Shields - Die Schwestern der Dunkelheit - 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das heilige Feuer
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Stallhof. Was hatte Miss Scratton sagen wollen? Du darfst was nicht? Es hatte nichts damit zu tun, dass ich auf der Treppe nicht laufen sollte, das hätte ich schwören können. Und wie viel hatte Miss Dalrymple mitbekommen? Der Weise spürt die Toten nicht auf … Hatte Miss Scratton von Frankie gesprochen oder von Sebastian? Aber das war unmöglich, es sei denn – es sei denn was? Wenn sie eine Schwester der Dunkelheit war und von Sebastian wusste, hätte sie mir wohl kaum einen solchen Rat gegeben. Ich kickte einen Kieselstein quer über den gepflasterten Hof und schob die Hände in die Taschen, tief in Gedanken versunken.
    »Hey!«
    »Oh! Tut mir leid.« Ich war geradewegs gegen einen großen, athletisch aussehenden Jungen gelaufen. Er war etwa achtzehn Jahre alt, hatte maisblonde Haare und ein belustigtes Gesicht. Ich machte einen Schritt zurück und holte Luft. »Wirklich, tut mir leid. Ich hatte dich nicht gesehen.«
    »Schon gut, keine Sorge.« Der Junge lächelte. »Es gefällt mir, so behandelt zu werden, als würde ich nicht existieren. Der Unsichtbare – das bin ich.«
    »Nein, das war es nicht. Ich meine, ich weiß, wer du bist«, plapperte ich drauflos. »Du bist … ähm, Josh, nicht wahr? Und du …«
    »Ich helfe in den Ställen aus, ja. Keine Sorge, du kannst jederzeit gegen mich laufen.«

    Ich errötete, auch wenn ich nicht recht wusste, wieso. Josh seinerseits schien völlig entspannt zu sein.
    »Ich gehe dann wohl besser«, sagte ich schließlich etwas idiotisch. »Ich sollte zu meiner ersten Reitstunde nicht gleich zu spät kommen.«
    »Nein«, sagte er und lächelte wieder. »Nun, ich hoffe, es macht dir Spaß.«
    »Ja, danke.«
    Ich beeilte mich, zu Bonnys Box zu kommen, und sattelte das Pony ungeschickt. Es überraschte mich, dass Sarah nicht hergekommen war, um mir zu helfen, aber ich vermutete, sie würde schon bald auftauchen. Auch wenn ich bis zur letzten Schnalle kämpfen musste, schaffte ich es schließlich, Bonny Sattel und Zaumzeug anzulegen, und ich führte sie über den Hof zur Übungskoppel, die sich dahinter befand. Sarah war bereits da und machte sich an einem ruhigen, grauen Pferd zu schaffen, das am Geländer angebunden war. Sie unterhielt sich mit Josh.
    Sarah wirkte glücklich und belebt, und ich spürte, dass ich sie noch nie zuvor so klar gesehen hatte. Ich hatte nicht begriffen, wie hübsch sie war. Schmerzhaft überrascht begriff ich, dass der Glanz in ihren Augen mit Josh zu tun hatte, und im nächsten Moment machte ich mir Vorwürfe, weil ich so dumm gewesen war, etwas so Wichtiges bei meiner besten Freundin nicht zu bemerken.
    Am anderen Ende der Koppel zitterte Harriet allein in der Kälte; sie wirkte wie ein Kind, das niemanden zum Spielen hatte. Offensichtlich ignorierte sie meinen Rat, dass sie versuchen sollte, ihre Klassenkameradinnen kennen
zu lernen. Ich seufzte. Das wollte ich nun wirklich nicht, dass sie meine ersten Versuche mit der Reitlehrerin mit ansah. Und obwohl Sarah sich darüber freuen mochte, Josh zu sehen, war ich auch nicht wild darauf, dass er mitbekam, wie ich mich mit meinen Anfängerschwierigkeiten zum Narren machte. Wieso hatte ich nur zugestimmt, diese Reitstunden zu nehmen?
    Sarah drehte sich zu mir um und winkte mir zu. »He, Evie, bist du so weit?«
    »Ich schätze, ja. Wo ist diese Mrs. Parker, oder wie immer sie heißt?«, murrte ich. »Sie müsste jetzt eigentlich hier sein.«
    Josh richtete sich auf. »Ich bin Mrs. Parker«, sagte er und grinste dabei. »Zumindest im Augenblick.«
    Ich muss ziemlich verwirrt dreingesehen haben, deshalb erklärte er: »Judith Parker ist meine Mutter. Sie gibt hier auf Wyldcliffe Reitstunden, aber sie hat sich vor ein paar Tagen das Handgelenk verstaucht. Du wirst also mit mir vorliebnehmen müssen.«
    »Ich weiß nicht so recht …«
    »Keine Sorge; ich habe bereits mein Grundlagen-Zertifikat als Reitlehrer. Du wirst dir bei mir nicht den Hals brechen.«
    »Oh, also schön«, sagte ich ungnädig. Ich führte Bonny in den Übungsring und kletterte auf ihren Rücken.
    »Nein, nicht so. Fangen wir ganz von vorn an.« Sehr geduldig zeigte er mir, wie man richtig aufstieg; wie man aufrecht und gleichzeitig entspannt saß, und wie man die Flanken des Ponys mit den Knien packte.
    Die Stunde verging wie im Flug. Josh war ein guter Lehrer, und als er auf sein graues Pferd stieg, um mir etwas
zu zeigen, konnte ich gar nicht anders als die Anmut und das Selbstvertrauen seines geschmeidigen Körpers zu

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