Girl
was für ein schmutziges Geheimnis es auch sein mag, auf den Titelseiten sämtlicher Zeitungen. Alle Welt wird umgehend informiert. Und Sie haben Ihre Ruhe.«
Ich seufzte. »Ich wünschte, es wäre so. Nichts würde mich glücklicher machen, als endlich alleingelassen zu werden.«
»Keine Angst, Darling«, sagte Horrocks. »Bald ist es soweit. Sie stehen bloß noch tapfer den Gerichtsprozess durch, streichen das Geld ein und schreiben Ihr Buch. Sechs Monate später kommt es dann raus, Sie geben ein paar handverlesene Interviews, und das war’s dann. Glauben Sie mir, Süße, Sie werden nie wieder arbeiten müssen.«
»Aber ich möchte gerne arbeiten«, sagte ich. »Ich möchte doch nur normal wie alle anderen sein. Mehr verlange ich doch gar nicht.«
»Das wird schon. Aber denken Sie an das Geld. Mein Allheilmittel, wenn es mir mal schlecht geht. Wirkt wahre Wunder. Wo wir gerade davon reden, die ›Mail‹ hat gestern angerufen. Sie haben kürzlich eine Marktuntersuchung angestellt, und es scheint, als ob ihre Leser ganz wild auf Ihre Story sind – besonders junge Frauen sind ihre Kernzielgruppe. Die können gar nicht genug bekommen.
Diese Ladies sind ausgesprochen konsumfreudig. Die Werbe Branche liebt sie. Jedenfalls hat uns die ›Mail‹ einen neuen Deal vorgeschlagen, einen Exklusivvertrag über den Prozess. Sie wollen eine Serie darüber bringen, was das alles für Sie bedeutet, egal, ob Sie gewinnen oder verlieren. Zu einem Top-Preis. Ich hab’ ihnen gesagt, Sie würden unbesehen zusagen.«
»Nein.«
»Was soll das heißen, nein?«
»Das soll heißen, ich habe die Nase voll. Die ›Mail‹ ist immer nett zu mir gewesen, und ich sollte bestimmt dankbar sein, aber ich will keine Interviews mehr, jedenfalls nicht, bis das Buch raus ist.«
Das gab Clive Horrocks den Rest. »Hören Sie zu, Sie egoistische kleine Ziege, ich habe mir den Arsch dafür aufgerissen, dass Sie eine Riesen-Publicity bekommen, und ich habe Sie damit verdammt noch mal reich gemacht. Jetzt können Sie auf die Zeitungen herabblicken, aber ihnen verdanken Sie all die schicken Designer-Klamotten, die Sie so gerne zur Schau stellen – genau wie die exklusiven italienischen Möbel, mit denen Sie Ihr Apartment vollgestopft haben.
Glauben Sie mir, Süße, diese Leute sind großartige Freunde. Aber man sollte sie sich nicht zum Feind machen. Also kommen Sie bitte nicht weinend zu mir gerannt, wenn Ihnen der Dreck um die Ohren fliegt. Alles klar?«
Und damit knallte er den Hörer auf.
Ich nehme an, er hat recht. Es ist angenehm, sich schicke Klamotten und einen flotten Schlitten leisten zu können. Genauso ist es toll, wenn ich am Wochenende mal zu Hause bin, Mum und Dad und Kate richtig teuer zum Essen auszuführen und sich nicht um die Rechnung kümmern zu müssen. Aber dennoch. Ich ziehe es vor, normal zu sein.
9. September
Da ich nun fast ein Jahr ohne Größere Probleme hinter mich gebracht habe, brauche ich nicht mehr zu regelmäßigen Untersuchungen zu James Mandelson. Umso überraschter war ich, als seine Sekretärin mich vor einigen Tagen anrief und fragte, ob ich heute um eins vorbeikommen könnte.
Ich sagte, ich hätte keinen weiteren Untersuchungstermin, aber sie lachte nur und sagte, James hätte etwas ganz anderes mit mir vor. Er wolle mich zum Essen ausführen. Ich wusste nicht ganz, was ich davon halten sollte, aber andererseits gab es nichts, was dagegen sprach.
»Super«, sagte die Sekretärin. »Er trifft sich also mit Ihnen am neunten um eins im Odins in der Devonshire Street.«
Als ich dort eintraf, saß er bereits am Tisch. Nachdem er mir einen Begrüßungskuss gegeben und Hallo gesagt hatte, plauderten wir eine Weile über meinen Job. Dann erzählte ich ihm von meiner Ferien-Romanze, und er strengte sich an, begeistert und zustimmend zu wirken, obwohl ich spürte, dass es ihm aus irgendeinem Grund nicht behagte. Er schien erleichtert zu sein, als ich ihm mitteilte, dass ich Antonio wohl nie mehr wiedersehen würde.
Wir hatten inzwischen bestellt, und die Vorspeisen waren serviert, aber ich sah, dass James irgendetwas auf dem Herzen hatte und fragte ihn danach. Er hantierte mit seiner Räucherlachs-Terrine, klopfte mit der Gabel auf den Tellerrand und sah sich im Saal um. Dann seufzte er, legte die Gabel beiseite, nahm meine Hände und sah mir in die Augen.
»Ich will Ihnen sagen, was damals passiert ist«, sagte er. »An jenem Tag …«
Mein Magen verkrampfte sich. »Möchte ich das wirklich wissen? Ich
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