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Girl

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Titel: Girl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Thomas
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fürchterlich auf den Wecker.
    »Na, wie läuft’s?« fragte Linton, als ich gehen wollte.
    »Oh, ganz gut… ich kann mich nicht beklagen«, log ich.
    »Ach was. Ich seh’s dir doch an… hast heute nicht sonderlich viel auf die Reihe gekriegt, was?«
    Das war übel. So ein Spruch kam von Linton immer nur dann, wenn er einem als nächstes die Entlassungspapiere in die Hand drückte. Ich tat mein Bestes, mir nichts anmerken zu lassen. »Ach was, Linton. Ich bin gerade mal einen Tag wieder da. Ich meine, klar, es war ein lahmer Start. Aber ich komme ruckzuck in Fahrt… du wirst schon sehen.«
    Er blickte mich nur an. »Wann ist dein erster Termin?«
    »Morgen Nachmittag. Ich treffe mich mit jemandem von WPW … Tempest Oil wollen eine große Frühjahrs Kampagne starten. Sie haben was von einer vier- bis fünfseitigen Anzeige erzählt. Und der Preis wird vermutlich auch stimmen. Da sind fünfundzwanzigtausend drin, Linton … wenn ich den Fisch an Land ziehe, bin ich wieder voll im Geschäft, ohne Scheiss.«
    Linton seufzte. »Hmmm … Ich glaube, ich begleite dich. Will sehen, wie die Sache läuft. Vielleicht kann ich dir ein wenig unter die Arme greifen.«
    Das waren seine Worte. Aber ich weiß, was sie eigentlich bedeuten. Morgen geht es um meinen Job.
    9. Dezember
    Was soll ich sagen? Die Jury hat mich für schuldig befunden.
    Linton und ich waren um elf bei Wolf, Parkinson, White, und es dauerte keine zwei Minuten, bis mir klar war, dass es den Herrschaften nicht im entferntesten um eine Anzeige in ›Practical Motoring‹ ging. Sie wollten nur einen Blick auf die Freak-Show werfen.
    Zunächst einmal waren einige Leute zu viel bei dem Treffen. Normalerweise erscheint bei einem Geschäft in dieser Dimension der mit der Kampagne beauftragte Anzeigenleiter sowie ein weiterer Vertreter aus der Werbeabteilung, der für die finanzielle Seite zuständig ist. Man setzt sich irgendwo in einem Büro zusammen, trinkt einen Kaffee, alles ganz locker.
    Diesmal wurden wir in den großen Konferenzsaal geführt.
    Auf dem Weg durch den Flur hörte ich hinter mir ein ständiges Getuschel. Aus den Büros wurden Köpfe vorgestreckt – natürlich rein zufällig wenn ich draußen vorbeilief. Als wir in den Konferenzsaal kommen, sitzen da ungefähr ein Dutzend Leute um einen riesigen modernen Tisch, und auf der einen Seite steht ein Projektor aufgebaut, als würde ich gleich irgendeinen großen Vortrag abhalten und keine popelige Zehn-Minuten-Präsentation.
    An vier oder fünf der anwesenden Gesichter konnte ich mich von früheren Treffen erinnern, aber der Rest war mir völlig unbekannt. Unter den bekannten Gesichtern war auch Bronwen Todd, die Leiterin der Werbeabteilung bei WPW. Sie kam auf uns zu, drückte Linton und mir die Hand und begann damit, mich den anderen vorzustellen.
    Die Namen gingen bei mir zum einen Ohr rein und zum anderen wieder aus. Ich horchte nur auf, als Bronwen auf diese drei aufgemotzten Knallchargen zusteuerte, die alle weite Klamotten, dicke Siegelringe und Baseballkappen mit dem Schirm nach hinten trugen. Sie wollten wohl den Eindruck vermitteln, aus South Central L.A. zu kommen… South Central Surbiton stimmte da schon eher. »Bradley«, sagte Bronwen, »darf ich Ihnen Damian Spelman, Rex Troutley und Boswell St. Clair vorstellen.«
    Die drei von der Tankstelle zogen ihre ultra-coole Mother-fuckernummer ab, die selbst unter günstigsten Bedingungen unsäglich peinlich werden musste, im Beisein eines echten Schwarzen dagegen nur noch absolut lächerlich wirkte. Linton blickte die Typen an, als wären sie ein Stück Scheiße, das er gerade vom Absatz seiner Gucci-Schuhe abgekratzt hatte. Bronwen Todds Begeisterung tat dies keinen Abbruch.
    »Damian, Rex und Boswell sind eines unserer kreativsten Teams. Sie haben gerade erst vier Goldmedaillen für ihre Kentucky-Crock-O’Noodles-Kampagne bekommen, und sie entwickeln für Tempest Oil ein völlig neues Konzept. Deshalb wollten sie heute auch unbedingt dabei sein und eines der Medien kennenlernen, in dem ihre Arbeit demnächst erscheint…«
    Einen Scheissdreck wollten die, dachte ich.
    »… und sie haben da ein paar Ideen, die sie auf alle Fälle mit Ihnen diskutieren möchten, Bradley, auf einer … na ja … einer persönlichen Ebene, im Anschluss an unsere Sitzung.«
    »Ich kann’s kaum erwarten«, sagte ich, und die Veranstaltung begann.
    Ich stand mit meinen Unterlagen hinten im Raum und legte mit meiner Nummer über den siebenprozentigen Anstieg in

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