Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Girlfriend in a Coma

Girlfriend in a Coma

Titel: Girlfriend in a Coma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Coupland
Vom Netzwerk:
stoßen vor Schreck schrille, panikerfüllte Schreie aus. Meine Freunde kreischen auf und schauen nach oben, wo sie mich, Jared, in den Dachsparren sehen. »Ich bin's«, sage ich, und dann: »Ich bin zu euch zurückgekommen, um euch Licht zu bringen.«
    »Du Arschloch«, bellt Hamilton, »- durch das Licht wären wir fast erblindet!«
    »Sorry, Leute. Ich wollte euch eine Lightshow vorführen. Ist irgendwie in die Hose gegangen. Bis nachher.«
    »Lightshow?« sagt Pam.
    »Er ist eigentlich erst sechzehn, Pam«, erklärt Hamilton. »Ach ja«, sagt sie nachdenklich. »Er ist jünger als Karen.«
    Wendy streicht zögernd durch den sich braun verfärbenden Wald hinter ihrem Haus, mit einer Zwölfer-Schrotflinte bewaffnet, für den Fall, daß verwilderte Hunde sie angreifen. Ihre Haare sind frisch gewaschen, und ihre Frisur entspricht der Mode von 1997 und übrigens auch der von 1978. Unter ihrem dicken beigefarbenen Regenmantel trägt sie knappe aufreizende Rüschendessous, die sie sich morgens aus einem Sexshop am Marine Drive geholt hat. Sie ruft nach mir: »Jared? Jared?« Sie hat Angst, daß ich sie nicht höre - oder daß ich nicht reagiere -, aber das tue ich.
    »Hey, Wendy.« Ich erscheine einen Steinwurf von ihr entfernt. Golden und schwerelos in der Luft schwebend, kurve ich durch den schwindenden Bestand von hochgewachsenen Fichten und Hemlocktannen an diesem steilen Hang des Canyon. Als ich sie erreiche, mache ich vor ihr halt. »Du bist gekommen.«
    »Allerdings. Wie geht's dir, Wendy? Aus unserer Verabredung ist nichts geworden, was?« Schweigen tritt zwischen uns ein. Ich lasse sie diejenige sein, die es bricht. »Du hast mir gefehlt. In dieser furchtbaren Nacht letztes Jahr, als alles aus den Fugen geriet, hast du mir geholfen und dann bist du ... weggegangen. Warum?“
    »Ich wußte, daß ich zurückkommen würde.« Langsam geht sie auf mich zu. »Wie ist es, tot zu sein, Jared? Ich will dir nicht zu nahe treten, aber ich habe Angst, und außerdem bin ich Ärztin. An der Uni und später im Krankenhaus habe ich mir jeden Leichnam angesehen und mich immer wieder gefragt: Tot - und was dann? Und dann ging die Welt unter, und ich sah nur noch Leichen. Daran hat sich nichts geändert. Das ist alles, was wir hier unten zu Gesicht bekommen - Leichen. Wir haben eine ›saubere Zone‹ um die Häuser herum, aber überall sonst ist alles ein einziges großes Armengrab.«
    »Tod ist nicht gleich Tod, Wendy - ewige Finsternis -, falls du das meinst. Aber es steht mir nicht an, dir darüber hinaus irgend etwas zu erzählen. Sonst krieg' ich Arger. Ich muß schweigen.«
    »Und der Himmel?«
    »Ja, klar. Den Himmel gibt es.«
    Sie steht fast direkt vor mir, als sie sagt: »Hattest du im Krankenhaus Angst? Ich habe dich so oft besucht, ich hab' dir all diese selbstgebackenen Kekse mitgebracht. Du warst süß. Und deine Augen ganz waren weit weg. Du hast nie deine Schönheit verloren - selbst am Ende nicht, als du, glaube ich, wohl schon die Hoffnung verloren hattest.“
    »Ich war zu jung, um mich wirklich vor dem Tod zu fürchten. Aber mein Krebs war meine Große Erfahrung, und darüber bin ich nicht böse.“
    »Quatsch.«
    »Okay, du hast recht. Ich hatte eine Scheißangst. Was sollte ich denn tun? Ich konnte mich ja kaum retten vor all den Leuten, die ständig mit tapferer Miene ankamen und mir Muffins und Teddybären schenkten. Egal, wieviel Angst man hat - man muß dann auch so eine tapfere Miene aufsetzen. Das ist so eine Art ... Gesetz. «
    »Jared - hast du je      du weißt schon, an mich gedacht? « Sie hält die Arme schützend vor der Brust verschränkt. »Ja. Das weißt du doch. Unser Rendezvous hat nicht geklappt - ich hab' dir meine Zuckerstange nicht gezeigt.«
    »Warst du in Cheryl Anderson verliebt?«
    »Wa – Cheryl Anderson?«
    »Mach nicht so ein überraschtes Gesicht. Sie war ein ziemliches Plappermaul.«
    »Hmmm. Wir haben uns sehr gemocht. Aber Liebe war es nicht, nein. Ich war nun mal Sportler, daher dachten alle, ich müßte ein Sexprotz sein - und so wurde ich einer. Das war toll. Jetzt ist es anders, ganz anders.“
    »Inwiefern?«
    »Ich habe keine menschliche Gestalt mehr. Aber ich kann es immer noch - du weißt schon, mit jemandem treiben. Auf meine Weise.«
    Sie beginnt zu wimmern: »Jared, kannst du mich nicht bitte einfach mitnehmen? Bitte? Nimm mich in die Arme und flieg mit mir zur Sonne. Ich bin so einsam. Und ich kann mich nicht umbringen, wenn ich : auch* die ganze Zeit daran

Weitere Kostenlose Bücher