Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Girlfriend in a Coma

Girlfriend in a Coma

Titel: Girlfriend in a Coma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Coupland
Vom Netzwerk:
jahrelang dieses Gefühl, wenn auch keiner von beiden es vom anderen wußte. Megan kleidet sich jetzt schon sehr lange ganz in Schwarz, und sie hat es darauf angelegt, früh zu sterben. Das schien doch nur passend - die Drogen, die furchterregenden Freunde und die schnellen Autos. Warum sollte jemand sie vermissen? Richard - pardon, Dad - würde sie vielleicht fehlen, aber andererseits würde er sich höchstwahrscheinlich bis zum Mittelpunkt der Erde saufen, um sie zu vergessen. Das ist unfair. Er hat ja wirklich mit dem Trinken aufgehört. Aber hat er sie etwa nicht zu Lois und George abgeschoben? Lois - froh, mich von der Pelle zu haben. George? George ist nett, aber Karen mochte er schon immer lieber.
    Bald darauf begleitet Megan Richard, Lois, George, Wendy und Linus in ein anderes Zimmer. Die Flure sind geräumt worden. Räder quietschen. Es ist still.
    Die Gruppe landet in einem neuen, größeren Raum. Drinnen liegen bereits Onkel Hamilton und Tante Pam ohne Bewußtsein in getrennten Betten. Sie sehen aus wie tote Statisten in einem Science-Fiction-Film. Zugedrogte Versager, denkt Megan, aber dann ruft sie sich in Erinnerung, daß sie wirklich kein Recht hat, jemanden in dieser Hinsicht zu verurteilen. Woher hat sie nur diese überhebliche Ader? Megan beschließt, Straight Edge zu werden: Sie wird nie wieder auch nur eine einzige Droge nehmen. Nicht mal Aspirin. Sie wird die Mutter sein, die Karen nie hatte. Sie wird sie beschützen - dafür sorgen, daß sie geistig auf der Höhe bleibt, sie wieder zu einem vollständigen Menschen machen. Und dann fällt Megan ein, wieso sie überhaupt im Krankenhaus ist: letzte Nacht mit Skitter auf der Matratze im Keller von Yale, einem Pot-Dealer und Freund von Skitter. Sie hat Linus gesagt, die Pille danach sei für ihre Freundin Jenny, aber das war gelogen. Megan weiß, daß sie schwanger ist.. Das sollte so sein.

  17
Alle Menschen lügen
    »Ich will sie alle im selben Zimmer haben, weil sie sich alle gegenseitig anspornen, gesund zu werden.« Pam und Hamilton hören Wendys Stimme, öffnen ihre verschleierten Augen und erblicken weiße Vorhänge. Im Hintergrund vernehmen sie Fetzen anderer Stimmen. Hamiltons Kehle würgt einen Klumpen blutigen Schleim hoch; Wendy, die neben ihm steht, sagt mit unbewegtem Gesicht: »Willkommen zurück in der Hauptsendezeit, du Klistierbeutel.“
    »Wendy? Uh. Ahh. Ich fühl' mich wie ein Papiersack voller brennender Hundescheiße. Wie spät ist es?“
    »Zeit, dein Leben zu ändern, du abgefuckter Junkie.“
    »Hamilton - bist du da?« ruft Pam.
    »Vorausgesetzt, wir sind nicht tot - ja, Liebling. Wie spät ist es, Wendy? Wo sind wir? Was tun wir hier?« Sein Kopf fühlt sich an wie ein Hornissenschwarm, wenn er ihn zu heben versucht.
    »Es ist Sonntag, Kinder. Und ihr seid beide im Krankenhaus. Und zwar wegen einer Not-Mammektomie.“
    »Not-was?«
    »Wir werden euch euren dritten Nippel entfernen.“
    » Was? Aua! Red nicht so einen Scheiß, Wendy.“
    »Krankenhaushumor. So bin ich nun mal - ha, und diesen leidenden Blick kannst du dir sparen: ›Uh, ich weiß gar nicht, was los ist.‹ Du bist dem Tod nur um Haaresbreite entronnen, du Scheißkerl:« Sie geht zu Hamilton hinüber, sieht ihm in die Augen und gibt ihm dann sanft eine Ohrfeige. »Au, verdammt, Wendy, was soll das denn? Du hast uns ein phantastisches High vermasselt. Letzte Nacht war ich richtig gut drauf.«
    »Was das soll? Du bist beinahe abgekratzt letzte Nacht, du Arschgesicht.« Wendy nähert sich Pam im Bett zur Linken und küßt sie auf die Stirn. »Ihr beide habt uns eine Heidenangst eingejagt. Ihr seid zu alt, um so blöd zu sein zu fixen. Ich brauche keine bescheuerten Junkies als Freunde. Und jetzt möchte ich, daß ihr euch aufsetzt und einen Blick auf die andere Seite des Zimmers werft.« Pam sagt: »Mein Kopf tut weh, ich -“
    »Guckt einfach hin, ihr Versager.«
    Per Knopfdruck stellt Wendy Pams und Hamiltons Rückenlehnen hoch und öffnet dann die Vorhänge, so daß sie Richard und Karen auf der anderen Seite des Zimmers sehen können; Richard hält Karens Arm und winkt damit, und beide ziehen Grimassen. Karen trägt ein Hemd, das Lois ihr mitgebracht hat - dasselbe Levi's-Hemd, das sie in der High-School getragen hat: angerauhte Baumwolle, aufgestickte Sittiche. George, Lois und Megan haben sich auf Hockern niedergelassen, und Lois sieht mit zornigem Blick erst Wendy und dann Hamilton an: »Wendy, ich glaube nicht, daß irgend jemand etwas davon hat,

Weitere Kostenlose Bücher