Girlfriends 04 - Kuess Weiter, Liebling!
wieder passieren.«
Er ließ die Hände sinken und atmete tief durch. Mit gesenkten Lidern schaute er auf sie herab. »Es wird passieren, Adele. Wenn nicht jetzt, dann ein andermal.«
Er wirkte so überzeugt, dass ihr Mund plötzlich trocken wurde und sie den Kopf schüttelte. »Nein, Zach. Nicht mit dir. Niemals.« Sie bekam in seiner Gegenwart keine Luft und verließ fluchtartig das Arbeitszimmer, als sei ihr der Teufel auf den Fersen.
Die nächsten Minuten nahm sie nur durch einen Schleier aus Rastlosigkeit und Gefühlschaos wahr. Adele redete sich mit heftigen Kopfschmerzen heraus, was gar nicht mal so weit hergeholt war, und Cindy Ann erklärte sich bereit, Kendra nach der Party zu Hause abzusetzen. Als Adele aus der geschlossenen Wohnanlage hinausfuhr, rief sie Sherilyn an und informierte sie, dass Kendra und sie am Abend etwas später kämen.
In Sherilyns Wohnung atmete sie tief durch. Zach irrte sich. Zwischen ihnen würde nichts passieren. Niemals.
Sie lief durch den Eingangsbereich in die Küche und legte ihre Handtasche auf die Granittheke. Bevor Sherilyn krank wurde, war sie dabei gewesen, die vorwiegend beigefarbene Küche in einem warmen Gelbton zu streichen. Folglich waren die Küchenwände nur bis zur Hälfte fertig.
Adele nahm sich den zweiten Hausschlüssel aus einer Schüssel im Schrank und band ihn an der Kordel ihrer Jogginghose fest. Wie auf allen Gebieten war Adele, was Geschmack betraf, das krasse Gegenteil ihrer Schwester. Sie bevorzugte weiße
Wände und bunte Möbel, während Sherilyn lieber Farbe an den Wänden und eine neutrale Einrichtung mochte.
Sie schnappte sich ein Zopfband von der Theke und raffte ihr dichtes Haar zu einem Pferdeschwanz zusammen, während sie das Haus wieder verließ und die Tür hinter sich abschloss. Sie war heute zwar schon Joggen gewesen, wusste aber nicht, wie sie die rastlose Energie sonst abreagieren sollte, die durch ihre Adern rauschte. Sie bekam jetzt tatsächlich Kopfschmerzen und wollte sich von Zach ablenken.
Also stieg sie von der Veranda und lief in ihrem vertrauten, steten Tempo los. Normalerweise wirkten ihr regelmäßiger Herzschlag und der gewohnte Laufrhythmus beruhigend auf sie, doch heute war ihr, als verfolgte ihre Vergangenheit sie. Sie konnte ihr nicht davonlaufen, und an der Ecke Crockett/Third wurde sie von ihr eingeholt. An der Bushaltestelle verlangsamte sie ihre Schritte und setzte sich auf die harte Bank. Ein alter Truck mit einem Redbone Coonhound auf der Ladefläche fuhr vorbei, wirbelte das Laub auf der Straße auf und knatterte mit seinem kaputten Auspuffrohr.
Würdest du mich noch so verrückt machen wie früher?, hatte er gefragt, als er sein Gesicht an ihren Hals gesenkt hatte. Und Schätzchen, du hast mich glatt um den Verstand gebracht.
Sie hatte sie beide ganz verrückt gemacht. Ihn, weil sie nicht gleich nach dem ersten Kuss mit ihm ins Bett gehüpft war wie alle anderen Mädchen auf dem Campus. Und sie selbst, weil sie hatte warten wollen, bis sie sich sicher war, dass sie ihn liebte, und dass das Gefühl auf Gegenseitigkeit beruhte. Sie hatte einen ganzen Monat gewartet. Eine kurze Zeitspanne, die ihr wie eine Ewigkeit vorgekommen war. Im Nachhinein konnte sie ihm nicht vorwerfen, dass er sie unter Druck gesetzt hätte. Es sei denn, man zählte die Art mit, wie er sie geküsst hatte. So heiß und intensiv, dass es ihr den Atem verschlagen hatte. Und
wenn man die Art, wie er sie berührte, nicht mitzählte. Langsam und träge, mit einem zarten, neckenden Streicheln ihres Bauchs und ihrer Brüste, hatte er sie ganz verrückt gemacht, bis sie nur an seine Hände auf ihrem Körper denken konnte. Und an ihre Hände auf seinem.
Nach ihm hatte sie noch andere Freunde gehabt. Bei manchen hatte sie sogar geglaubt, sich in sie verlieben zu können. Mit einigen davon war es im Bett ziemlich hoch hergegangen, aber sie war sich nie sicher gewesen, ob derjenige der Richtige für sie war. Ihr Seelen verwandter.
Rückblickend kam ihr die Idee, sich für ihren Seelenverwandten aufzusparen, wie eine unreife, romantische Fantasie vor, wie ein peinliches Ideal, das auf zu viele Märchen in ihrer Kindheit zurückzuführen war. Aber damals hatte sie wirklich geglaubt, dass Zach all das für sie war und mehr. Der Mann, der für sie bestimmt war, und sie erinnerte sich noch genau an den Moment, als sie sich Hals über Kopf in ihn verliebt hatte. Bis zu jenem Augenblick hatte sie noch versucht, es langsam angehen zu lassen, ihre
Weitere Kostenlose Bücher