Girlfriends 04 - Kuess Weiter, Liebling!
dritten Platz gelandet und sie im Solo Zehnte geworden.
»Ich konnte mich nicht konzentrieren«, hatte sie geklagt. »Ich hatte Angst, dass ich nicht da bin, wenn das Baby kommt.«
»Zehnte unter den vielen Mädchen aus den anderen Teams ist doch gar nicht so schlecht«, hatte Adele sie beschwichtigt, doch es war, wie gegen eine Wand zu reden. »Man kann eben nicht mehr tun, als jeden Tag sein Bestes zu geben. Und wenn das nicht ausreicht, muss man versuchen, es beim nächsten Mal besser zu machen.«
»Das hat Mama auch gesagt.«
»Deine Mama ist eine kluge Frau«, hörte Adele sich sagen und war schockiert.
»Tiffany sagt, sie hilft mir, meine Dynamik zu verbessern.«
»Das ist aber lieb von ihr. Wollt ihr hier üben?« Adele hatte Zach seit dem Abend nicht mehr gesehen, als sie ihn rausgeworfen hatte, und das war in Ordnung so. Sie hatte zu tun und keine Zeit für einen Mann, der wegen eines geplatzten Kondoms dermaßen ausrastete. Vor allem, nachdem sie ihm versichert hatte, dass die Fehlerquote ihrer Spirale nur ein Prozent betrug.
»Wahrscheinlich bei ihr, weil sie mehr Platz haben.« Kendra tippte noch ein paar Zahlen in den Taschenrechner.
»Dann bring ich dich nach der Schule hin und hol dich um fünf wieder ab«, bot Adele an und stellte ihrer Nichte den Teller hin. »Es wäre schön, wenn du schon draußen auf mich warten könntest.«
»Warum?«
Weil Tiffanys Daddy ein Arsch ist, der sich einbildet, dass alle Frauen ein Kind von ihm wollen. »Weil wir noch viel zu tun haben.«
»Okay.«
Nachdem sie Kendra zur Schule gebracht hatte, joggte Adele wie immer ihre acht Kilometer und brachte Sherilyn einen Strauß Lilien vorbei. Die Blumen dufteten wunderbar, sahen fantastisch aus und würden ihre Schwester bestimmt aufmuntern.
Als Adele das Zimmer betrat, war Sherilyn nicht da, und ein paar Sekunden lang glaubte sie schon, sie sei in den OP gebracht worden. Doch dann rauschte die Toilettenspülung, und die Tür zum Badezimmer schwang auf. Sherilyn, deren pinkfarbenes Nachthemd ganz verknittert war, schlurfte zum Bett. Sie hatte dunkle Ringe unter den Augen und trug einen zottigen Pferdeschwanz.
»Ich dachte schon, dir war was passiert.« Adele legte die Hand auf ihr rasendes Herz. »Ich hab fast ’nen Herzinfarkt bekommen.«
Sherilyn nahm ein paar alte Rosen aus einer Vase am Waschbecken und warf sie weg. »Mir ist stinklangweilig. Ein kleiner Herzinfarkt käme mir ganz gelegen, nur damit hier mal ein bisschen Leben in die Bude gebracht wird.« Sie spülte die Vase aus und ließ frisches Wasser hineinlaufen.
»Schlechte Nacht gehabt?« Adele brachte ihr die Lilien und stellte sie in die Vase.
Sherilyn nahm sie wieder heraus und kürzte die Stängel. »Ich konnte wieder nicht schlafen. Ich glaub, ich hab kein Auge zugetan.«
»Kannst du nicht was dagegen nehmen?«
»Nein.« Sherilyn steckte die Lilien immer schön einzeln in die Vase. »Ich hab mir sogar den Flavour of Love -Marathon auf VH1 angesehen. Folge eins und zwei. Ich dachte, davon würde ich eindösen.«
Adele war sich ziemlich sicher, dass Flavour of Love auf Kendras Fernsehverbotsliste stand, und hätte nicht entsetzter sein können, wenn Sherilyn ihr gebeichtet hätte, sich einen ChuckyDie Mörderpuppe -Marathon angesehen zu haben.
»Aber statt müde zu werden, musste ich wach bleiben, um zu sehen, welche ›hinterfotzige Kuh‹ eliminiert wurde und welche eine Uhr bekam.« Sherilyn kürzte noch einen Blumenstängel und steckte die Lilie in die Vase.
»Wie bitte?«
Ihre Schwester runzelte die Stirn. »Hab ich gerade ›hinterfotzige Kuh‹ gesagt?«
»Ich fürchte ja.«
»Mir ist so langweilig«, klagte Sherilyn mit einem langen Seufzer. »Ich dreh langsam durch.«
Sherilyn war nicht die Einzige, die durchdrehte. Adele war bescheuert gewesen, sich wieder mit Zach Zemaitis einzulassen. Es war nie eine gute Idee, was mit seinem Exfreund anzufangen. Sie wusste das und sehnte sich nach ihrem Zuhause. Wenn sie wieder in Boise wäre, würde sie ihre Freundinnen zusammentrommeln und eine Krisensitzung einberufen. Sie würde ihnen von Zach erzählen, und sie würden ihr versichern, dass sie toll war und er ein Arsch. Selbst wenn es gelogen war. Sie würden ihr Ratschläge geben, die sie wahrscheinlich nicht befolgen würde, aber wenigstens würden sie sie aufheitern.
»Erzähl mir was Interessantes. Egal, was«, bat Sherilyn und trug die Vase zum Nachttisch. »Ich bin es so leid, ständig dieselben Wände anzustarren. Ich
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