GK0017 - Dr. Satanos
meinen also«, fragte John Sinclair, »daß zwischen den vermißten Menschen und diesem Kopf Zusammenhänge bestehen?«
»Ja. Und das nicht ohne Grund.«
Superintendent Powell faßte in seine Schreibtischschublade. Er holte zwei Bilder hervor und gab sie John Sinclair.
Das eine Bild zeigte den gefundenen Kopf. Das andere war ein Vermißtenfoto.
Der gefundene Kopf gehörte zu dem Mann auf dem Vermißtenfoto.
John legte die Bilder zurück auf den Schreibtisch. »Dann ist ja alles klar«, sagte er. »Ich habe das Gefühl, daß in Cornwall jemand mit Menschen experimentiert. Und zwar auf eine grausame, brutale Art.«
»Noch ist es eine Hypothese«, sagte Powell. »Schaffen Sie Beweise, John.«
John Sinclair blickte nachdenklich auf das Bild der Queen an der Wand hinter Powells Schreibtisch.
»Was war eigentlich mit den Fingerabdrücken auf dem Dolch?« fragte er dabei leise.
»Sie sind nicht registriert.«
»Schade.« John Sinclair zuckte die Achseln. »Ist noch etwas, Sir?«
»Nein.«
»Gut.« John stand auf.
»Hier. Nehmen Sie den Bericht noch mit.« Superintendent Powell reichte John die Akte rüber. »Sie können ihn mir vor Ihrer Abreise wiedergeben.«
John Sinclair klemmte sich den Hefter unter den Arm.
»John?« Powells Ruf erreichte ihn an der Tür.
Der Inspektor wandte sich um.
»Passen Sie auf sich auf.«
»Danke. Wird schon schiefgehen.«
John verließ das Büro und fuhr nach unten in die Kantine. Er brauchte jetzt erst mal ein anständiges Mittagessen.
Danach besorgte er sich eine Spezialkarte von Cornwall und studierte sie genau.
Anschließend las er den Bericht noch einmal, ließ ihn dann durch einen Boten wieder zu Superintendent Powell bringen und fuhr nach Hause, um zu packen.
Sein silbergrauer Bentley war wie immer vollkommen in Ordnung. Noch in den späten Nachmittagsstunden fuhr John Sinclair los. Neben ihm saß ein unsichtbarer Begleiter.
Der Tod…
***
In Blyton gab es nur ein Gasthaus. Hier trafen sich abends die Fischer, wenn sie von ihrem Fang zurückkamen. Ihr Verdienst war kläglich, und so kam es, daß Barney, der Wirt, nie großen Umsatz machte.
Die Gaststube war rustikal eingerichtet. Die Holztische und Bänke hatten schon Generationen überdauert und würden auch noch weitere Generationen überleben.
Gegen 1 Uhr 20 herrschte noch viel Betrieb. Fast alle Tische waren besetzt, Man sprach über den Fang der vergangenen Tage und besonders über das rätselhafte Verschwinden von Konstabler Brown. Die meisten Männer waren der Meinung, daß übernatürliche Kräfte ihre Hände mit im Spiel gehabt hatten. Einer behauptete sogar, es sei der Teufel persönlich gewesen, der Brown geholt hatte.
Als Mary Brown das Gasthaus betrat, verstummten die Gespräche abrupt. Alle Köpfe wandten sich der Frau zu, die bleich und erschöpft am Türrahmen lehnte.
Es mußte schon einen besonderen Grund geben, wenn eine Frau die Gaststube betrat.
»Was ist los, Mary?« fragte Barney, der Wirt, und wieselte hinter seinem Tresen hervor.
Mary Brown wischte sich mit einer müden Geste über die Stirn. »Er ist immer noch nicht da«, flüsterte sie erstickt.
Obwohl Mary Brown leise gesprochen hatte, konnte man ihre Worte bis in die hinterste Ecke des Raumes verstehen. Viele der Gäste bekamen eine Gänsehaut.
»Nun setz dich erst mal«, sagte Barney, nahm Marys Arm und führte sie an einen der Tische.
Seiner Frau rief er zu: »Einen doppelten Whisky.«
Mary Brown bekam den Whisky. Sie schluckte ihn tapfer. Langsam kehrte wieder Farbe in ihr Gesicht zurück.
Mary Brown war 48 Jahre alt. Nichts hatte sie in ihrem Leben bisher groß erschüttern können.
Vor 26 Jahren hatte sie den Konstabler geheiratet. Von da an war sie als Frau eines Polizisten im Dorf noch geachteter.
Mary Brown vergrub ihr Gesicht in beide Hände. »Ich weiß nicht, was ich tun soll«, schluchzte sie. »Es ist alles so schrecklich.«
Barney, der neben ihr saß, blickte ratlos seine Gäste an. Er sah nur Achselzucken. Die Männer waren durchweg einfache Leute, mußten hart arbeiten, um sich ihr tägliches Brot zu verdienen.
Und jetzt standen sie vor einer Situation, wie sie sie noch nie erlebt hatten.
Mary Brown beruhigte sich nur langsam. Als sie den Kopf hob, waren ihre Augen von Tränen gerötet.
»Ich habe einen Brief geschrieben«, sagte sie leise. »An Jeffrey, unseren Sohn. Er muß kommen. Er soll sein Studium unterbrechen. Ich brauche ihn jetzt.«
Barney nickte bedächtig. »Das ist das Beste, was du
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