GK0031 - Sakuro, der Dämon
Jahrtausende.
***
John Sinclair legte aufatmend den Schnellhefter zur Seite. Der Inspektor spürte, daß er am gesamten Körper schweißnaß war. Diese Geschichte hatte ihn mehr mitgenommen, als er zugeben wollte.
Welch schrecklichem Geheimnis waren Dr. Branden und sein Team auf die Spur gekommen?
Ein leises Stöhnen riß John aus seinen Gedanken. Er wandte den Kopf und sah, daß sich Sheila Hopkins unruhig auf dem breiten Bett bewegte.
John setzte sich auf die Bettkante und strich dem Mädchen über die Stirn.
Verwirrt schlug Sheila die Augen auf. »Was… ist geschehen? Ich war auf einmal ohnmächtig. Weiß auch nicht…« Plötzlich setzte sie sich auf. »Was war mit Kenneth? Ich habe ihn doch gehört, Mr. Sinclair.«
John lächelte ihr beruhigend zu und drückte sie sanft auf das Bett zurück.
»Es ist nichts passiert, was Sie ängstigen könnte, Miß Hopkins.«
»Aber die Stimme…«
»Ja, die habe ich auch vernommen, Miß Hopkins.«
Sheilas Augen füllten sich mit Tränen. »Kenneth, er ist doch nicht tot, Mr. Sinclair. Ich habe ihn doch gehört. Er lebt. Mein Gott, er lebt. Mr. Sinclair, wir müssen ihn finden. Sofort. Kommen Sie.«
Sheilas Hände krallten sich in Johns Jackenärmel. Das Mädchen war äußerst erregt. Sie hatte das schreckliche Erlebnis noch längst nicht überwunden. »Wir werden Ihren Verlobten nicht suchen. Wenigstens jetzt noch nicht«, schränkte John ein.
»Warum nicht? Nennen Sie mir den Grund! Sie verheimlichen mir etwas!« schrie Sheila.
»Gut, ich will es Ihnen erzählen. Aber Sie müssen die Nerven bewahren. Versprechen Sie mir das, Sheila?«
»Ja.«
»Ich habe, während Sie schliefen, den Schnellhefter durchgeblättert und habe auch die Geschichte gelesen. Ich werde sie Ihnen später einmal erzählen. Ich kann Ihnen nur so viel sagen, daß Ihr Verlobter nicht tot, aber auch nicht lebendig ist.«
Sheila sah John ungläubig an. »Wie soll ich das verstehen?«
»Sie werden es wohl nicht verstehen, Sheila. Ich kann es auch nicht begreifen. Sie müssen sich jedoch mit den Gegebenheiten abfinden. Kenneth lebt in einer Zwischenwelt. In einem Raum zwischen Diesseits und Jenseits. Ich habe mich mit unerklärlichen Dingen, die auf dieser Welt geschehen, befaßt. Ich habe alte Schriften gelesen und herausgefunden, daß es Dinge gibt, die unser Verstand einfach nicht begreifen kann. Kenneth Branden, Ihr Verlobter, lebt im Reich der Dämonen.«
»O Gott.«
Sheila Hopkins begann hemmungslos zu schluchzen. John ließ sie eine Zeit weinen. Schließlich, als sie sich beruhigt hatte, fragte sie: »Wie kann man Kenneth denn helfen? Wie können wir zu ihm kommen, Mr. Sinclair?«
John zuckte die Achseln. »Wahrscheinlich gar nicht. Dieses Reich der Dämonen ist nicht mit normalen Maßstäben zu messen. Es ist nicht drei- sondern vierdimensional. Wenn Sie verstehen, was ich meine. Es ist zwar überall, aber trotzdem nicht greifbar. Wir können es nicht sehen, nicht fassen, nicht fühlen.«
»Das schon, Mr. Sinclair. Aber entschuldigen Sie meine dumme Frage: Gibt es zu diesem Reich denn keinen Eingang? Kein Tor oder irgend etwas?«
John Sinclair wirkte sehr nachdenklich. »Ihre Frage, Miß Hopkins, ist gar nicht dumm. Ich habe in einer alten Legende mal gelesen, daß es irgendwo auf dieser Welt Eingänge zu dem Reich der Dämonen geben soll. Wo die aber sind, stand nicht in dem Buch.«
»Mr. Sinclair. Diese Eingänge müssen wir unbedingt finden. Verstehen Sie? Dann können wir Kenneth vielleicht retten.«
John lächelte ein wenig müde. »Machen Sie sich keine Illusionen, Miß Hopkins. Das wird uns wohl kaum gelingen. Es wäre zu unwahrscheinlich.«
»Aber Sie glauben doch daran, daß es solche Tore gibt?«
John nickte. »Tore jedoch nur im übertragenen Sinn.«
»Dann ist es gut. Mr. Sinclair, ich möchte nicht mehr hierbleiben. Lassen Sie uns fahren. Bitte!«
John sah auf seine Uhr. »Es ist weit nach Mittemacht.«
»Trotzdem. Im nächsten Dorf bekommen wir bestimmt noch Zimmer. Ich kenne dort einen Gasthausbesitzer persönlich.«
»Naja. Mir soll’s recht sein«, stimmte John schließlich zu.
»Danke.«
Sheila schwang die Beine aus dem Bett.
»Ich will mich nur noch im Bad ein wenig frisch machen, Mr. Sinclair.«
»Gut, ich warte.«
Sheila stand auf, strich sich über das Gesicht und machte sich auf den Weg ins Bad.
Gedankenverloren zündete sich John eine Zigarette an.
Sheilas gellender Schrei zerriß die Stille.
John sprang blitzschnell auf, warf die
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