GK0038 - Die Tochter der Hölle
Werk, bevor er verschwand.
Inspektor Sinclair war ein verdammt zäher Bursche. Er kam schon nach einigen Minuten wieder zu sich.
Fluchend und stöhnend quälte er sich unter dem Laub hervor.
»Verdammt noch mal. Wie ein Anfänger habe ich mich reinlegen lassen.«
John setzte sich hin.
Er wollte gerade aufstehen, als er Schritte hörte. Die Schritte kamen genau in seine Richtung. Wenig später hörte er auch eine Männerstimme. Sie gehörte dem Kerl, der John überwältigt hatte.
John stand schnell auf und verbarg sich hinter einem mannshohen Busch.
Von hier aus konnte er einigermaßen gut beobachten.
Der Schwarzgekleidete brach durch die Büsche. Erst jetzt fiel John ein, daß Jim Cody von diesem Kerl gesprochen hatte. Er war es gewesen, der den jungen Reporter hatte umbringen wollen.
Der Mann ging dicht an Johns Versteck vorbei. Er schleifte irgend etwas hinter sich her.
John schob den Kopf ein wenig vor und hätte vor Grauen fast aufgeschrien.
Der Schwarzgekleidete schleifte eine nackte Mädchenleiche mit sich!
John Sinclair drehte sich fast der Magen um, als er dieses Bild sah.
Welchem grausamen Verbrechen war er hier auf die Spur gekommen?
Noch hatte der Unbekannte John nicht bemerkt.
Er zog sich mit seiner makabren Last tiefer in die Büsche zurück.
John Sinclair atmete scharf aus. Vorsichtig nahm er die Verfolgung des Mannes auf.
John brauchte nicht weit zu gehen.
Der Unbekannte stoppte auf einer winzigen Lichtung.
John Sinclair duckte sich hinter einem Baumstamm und sah, daß auf der kleinen Lichtung schon eine Grube ausgehoben worden war. Dort hinein warf der Mann die ausgeblutete Mädchenleiche.
Er kicherte, als er sein grausiges Werk vollendet hatte.
Dann wandte er sich um und lief zurück.
Dort, wo er John Sinclair vermutete, blieb er stehen. Fassungslos, wie es John schien.
Mit beiden Händen wühlte der Kerl in dem Laub herum.
»Suchen Sie mich?« fragte John Sinclair leise.
Der Unbekannte wirbelte herum.
Wie ein Panther hechtete er auf John zu. Genau in einen Aufwärtshaken, der ihn rückwärts in ein Gebüsch katapultierte.
Doch der Kerl war zäh wie eine Katze.
Er sprang sofort auf und griff nach seiner Pistole.
Johns Fußspitze traf seinen rechten Ellenbogen.
Die Waffe, schon halb draußen, wurde dem Mann aus der Hand geprellt. Sie landete irgendwo zwischen dem feuchten Laub.
»Und jetzt geht’s zur Sache«, knurrte John.
Eine gestochene Gerade trieb dem Kerl das Wasser in die Augen. Der nachfolgende Uppercut fegte ihn gegen einen Baumstamm, wo der Schwarzgekleidete, ohne einen weiteren Laut von sich zu geben, bewußtlos zusammenbrach.
John untersuchte ihn kurz nach anderen Waffen und fand noch ein Stilett.
Dann holte sich John die Pistole und steckte auch sie ein. Es war eine gepflegte Beretta.
Die Wartezeit, bis der Kerl zu sich kam, verkürzte sich John mit einer Zigarette.
Dann, als es soweit war, schnappte sich John den Unbekannten, zog ihn hoch und lehnte ihn gegen einen Baumstamm.
Der Mann sah den Inspektor aus glasigen Augen an.
»Wie heißen Sie?« fragte John.
»Daniel«, erwiderte der Kerl mit schwacher Stimme.
»Woher haben sie die Mädchenleiche?«
Daniel schüttelte den Kopf.
John fragte noch mal und bekam wieder keine Antwort.
»Gut«, sagte er schließlich, »es wird bestimmt Lord Cheldham interessieren, was Sie hier so treiben. Wir werden jetzt gemeinsam zu dem Lord gehen und ihm eine Geschichte erzählen.«
Die Augen des Burschen leuchteten auf, als John den Namen des Lords erwähnte.
Vorsichtig! warnte Johns innere Stimme.
Der Inspektor gab dem Mann einen Stoß. »Setz dich in Bewegung!«
Auf unsicheren Beinen taumelte Daniel vor John her. Sie gingen in Richtung Schloß.
Der Park wurde gepflegter. Man sah, daß hier ein Gärtner für Ordnung sorgte. Die Büsche waren sorgfältig gestutzt und der Rasen auf Streichholzlänge geschnitten.
Der Kies knirschte unter den Schritten der beiden Männer.
»Was versprechen Sie sich eigentlich davon, daß Sie mich zu Lord Cheldham bringen?« fragte Daniel plötzlich.
»Das binde ich Ihnen auch gerade auf die Nase«, antwortete John.
»Ich mache Ihnen einen Vorschlag, Mister. Setzen Sie sich in Ihren Wagen, und verschwinden Sie von hier. Es ist besser. Vergessen Sie alles. Vergessen Sie, was Sie gesehen und gehört haben. Es ist nur zu Ihrem Vorteil.«
»Auf einmal so menschenfreundlich?« spottete John. »Glauben Sie denn im Ernst, ich kann den Anblick einer ausgebluteten Mädchenleiche so
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