GK0049 - Dämonos
sagen. Bis vor ‘ner Woche hat sie noch gearbeitet. Ja, und dann war sie plötzlich weg.«
»Wohin?«
»Das weiß ich nicht, Puppe. Ist sonst nicht die Art der Bienen, mich einfach zu verlassen. Aber es war nun mal so.«
»Und Sie haben auch keine Nachforschungen angestellt, was?« fragte Samantha höhnisch. »Wo Ihnen doch sonst angeblich keine Miezen weglaufen?«
Blacky öffnete gerade den Mund zu einer Antwort, als plötzlich der Wirt sagte: »Laß dir von der Ziege ja nichts gefallen. Leg die lieber flach.«
Blacky, der durch die Worte des Wirtes sein Selbstvertrauen wiedergefunden hatte, grinste falsch.
»Ja«, erwiderte er gedehnt. »Flachlegen, das werde ich auch.«
Die anderen Gäste in der Kneipe brüllten frenetisch Beifall. Sie rechneten mit einer großen Schau.
Denn Blacky war nicht der Typ, der lange zögerte.
Immer noch grinsend, rutschte der Zuhälter vom Hocker. Seine Augen waren auf Samanthas Brust gerichtet.
Die Frau trat einen Schritt zurück.
»Laßt sie ja nicht laufen!« schnarrte Blacky.
Aber Samantha dachte gar nicht daran, von hier zu verschwinden. Sie tat das, womit keiner rechnete.
Ihre Hand glitt plötzlich unter den Pullover, und als sie wieder zum Vorschein kam, glotzte Blacky überrascht in die Mündung der Beretta.
»Wollen Sie immer noch Spaß mit mir haben?« fragte Samantha eisig.
Blacky schluckte.
»Und sollte jemand auf den Gedanken kommen, mir eins über den Schädel zu geben«, fuhr Samantha fort, »schießen kann ich immer noch.«
In der Kaschemme war es totenstill geworden. So etwas hatten die Gäste noch nie erlebt. Und hier passierte verdammt viel.
»Wie geht’s denn weiter?« fragte Blacky, als er die erste Überraschung verdaut hatte.
»Wir beide werden uns draußen unterhalten«, gab Samantha zurück. »Kommen Sie.«
Blacky zuckte die Achseln und drückte sich vorsichtig an Samantha Croydon vorbei. Seine Gesichtsfarbe war merklich blasser geworden.
Die Kerle in der Kneipe begannen zu tuscheln. Blacky, einer der kleinen Könige von Soho, wurde von einer Frau abgeführt. Wie ein Schuljunge. Sein Image würde um einige Prozent sinken. Das konnte man jetzt schon an den Blicken der Bordsteinschwalben erkennen, mit denen sie Blacky bedachten.
Samantha Croydon blieb immer einen Schritt hinter dem Zuhälter. Garry Santer hatte ihr beigebracht, wie man in solchen Situationen reagiert. Und Samantha hatte nichts vergessen.
Schließlich hatten sie den Ausgang erreicht.
»Wohin jetzt?« fragte Blacky.
Samantha merkte, daß seine Stimme zitterte. Ein verächtliches Lächeln umspielte ihre Mundwinkel.
Solche Kerle fühlten sich nur groß, wenn sie ihre Leute im Rücken wußten. Waren sie allein, machten sie sich beinahe die Hosen voll.
»Erst mal die Treppe hoch.«
Vorsichtig nahm der Zuhälter die Stufen. Samantha dirigierte ihn nach rechts, in Richtung der Sackgasse, wo sie ihren Wagen geparkt hatte.
Vorhin auf dem Hinweg hatte sie dort eine schmale Einfahrt bemerkt, in der man ungestört reden konnte.
Doch Samantha Croydon hatte vergessen, ihre Umgebung im Auge zu behalten. Sonst hätte sie bestimmt die beiden Chinesen bemerkt, die sie schon seit geraumer Zeit beobachteten. Dämonos hatte seine Spitzel überall.
Passanten begegneten den beiden kaum. Und wenn, dann achteten sie nicht auf das Paar.
Die Einfahrt tauchte auf.
»Da hinein!« befahl Samantha.
»Was – was soll das?« fragte Blacky und unterdrückte die aufsteigende Angst.
»Die Fragen stelle ich!« lautete die Antwort.
Blacky war folgsam wie ein Lamm. Gehorsam tauchte er in der Einfahrt unter.
Samantha warf noch einen schnellen Blick nach hinten. Doch nichts Verdächtiges war zu sehen.
In der schmalen Einfahrt war es stockfinster. Die Häuserwände zu beiden Seiten konnte man bequem mit den Händen berühren. Man brauchte noch nicht einmal die Arme auszustrecken.
Obwohl sich Samanthas Augen inzwischen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, sah sie den Zuhälter nur als Schatten.
»Stehenbleiben!« befahl Samantha.
Blacky gehorchte.
»Umdrehen!«
Dreck und Staub knirschten unter den Schuhen des Zuhälters, als er dem Befehl nachkam.
Samantha konnte das Weiße in Blackys Augen sehen, so weit aufgerissen waren sie.
Der Mann hatte Angst. Daran gab es keinen Zweifel.
Zwei, drei Minuten vergingen. Nach wie vor war die Mündung der Pistole auf den Mann gerichtet.
Blacky wurde nervös. »Verdammt noch mal«, schrie er plötzlich, »sagen Sie endlich, was Sie von mir wollen!«
»Die
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