GK0085 - Amoklauf der Mumie
und? Ich stör doch nicht.« Der Wirt grinste schleimig.
Cornelius hob die Achseln und rief die Auskunft an. Dort ließ er sich dann die Nummer einer der größten englischen Tageszeitungen geben.
»Ich hätte gern einen Ihrer Reporter gesprochen, der bei dem Vortrag im Natural Museum heute mittag dabeigewesen ist. Geht das zu machen?«
»Einen Augenblick, ich verbinde«, sagte das Mädchen von der Anmeldung.
»Muß ja ‘ne heiße Sache sein«, meinte der Wirt und wischte über seine fettigen Lippen.
Cornelius gönnte dem Mann einen kurzen Blick. Im gleichen Augenblick klang auch schon eine bellende Stimme aus dem Hörer.
»Ja, bitte.«
»Waren Sie heute mittag im Natural Museum?«
»Natürlich, sonst hätte ich mich ja nicht gemeldet.«
»Schon gut«, sagte der Professor schnell. »Ich hätte gern eine kleine Auskunft. Sie erinnern sich, daß eine Frau zusammengebrochen ist.«
»Und ob.«
»Dann können Sie mir vielleicht auch sagen, wie der Mann hieß, der die Frau weggebracht hat.«
Ein paar Sekunden lang hörte Professor Cornelius nur die Atemzüge des Mannes. Dann polterte der Reporter los.
»Glauben Sie, ich bin ein Auskunftsbüro? Sagen Sie mal, wer sind Sie eigentlich?«
Cornelius überlegte fieberhaft. Die Wahrheit konnte er unmöglich sagen. Da kam ihm eine Idee.
»Mein Name ist Sergeant Taylor von Scotland Yard.«
»Ach so, na dann will ich mal nicht so sein. Sicher kenne ich den Mann. Er ist freier Journalist und heißt Bill Conolly.«
Professor Cornelius war erleichtert.
»Vielen Dank«, sagte er, »Sie haben mir sehr geholfen.«
»Schon gut. Ich werde Sie irgendwann mal anrufen, wenn ich eine Information brauche.«
»Tun Sie das.«
Cornelius hängte ein. Der Wirt war zwei Schritte zurückgetreten. »Sind Sie wirklich von der Polizei?« fragte er lauernd.
Und jetzt machte Cornelius einen Fehler. »Nein«, sagte er, »es war nur ein kleiner Trick.«
Sofort war der Wirt hellwach. »Ein Trick? Dann steckt mehr hinter der Sache. Los, erzählen Sie mal!«
Cornelius hatte sich schon zum Gehen gewandt. Über die Schulter hinweg meinte er: »Es ist wirklich nichts Außergewöhnliches. Kaum von Interesse.«
»Das glaube ich doch, Kumpel.«
Mit zwei schnellen Schritten hatte der Wirt den Professor erreicht und knallte ihm seine Hand auf die Schulter. Cornelius fuhr herum.
»Lassen Sie mich los!«
Der Wirt grinste. »So einfach kommst du mir nicht davon. Ich rieche das Geschäft förmlich.«
Wütend schüttelte Cornelius die Hand von seiner Schulter und lief in den Schankraum. Der Wirt stürzte ihm nach. Cornelius griff gerade in die Tasche, um das Gespräch und den Whisky zu bezahlen, da dröhnte ein gemeiner Schlag in seinen Magen. Röchelnd klappte der Professor zusammen.
Breitbeinig stand der Wirt über ihm. Er hob einen Fuß und drückte ihn gegen den Hals des Professors. Cornelius’ Gesicht lief blau an.
»Nun, Kumpel, willst du reden? Erzähle schon, was hast du dir so ausgedacht?«
Der Professor riß den Mund auf. Der Wirt lockerte den Druck ein wenig. Pfeifend strömte Luft in Cornelius’ Lungen. »Lassen Sie mich los«, würgte er hervor. »Ich – ich werde Ihnen alles zeigen.«
»Okay. Aber keine Tricks, mein Lieber. Beim nächstenmal bin ich nicht so human.«
Der Wirt zog den Fuß weg. Cornelius rappelte sich hoch. Magen und Hals schmerzten höllisch. Aber viel stärker war der Haß auf diese miese Ratte. Er würde dem Wirt seinen Wunsch erfüllen. Aber der Kerl sollte sich wundern.
»Wir müssen nach draußen!« keuchte Cornelius.
»Wieso?«
»Dort steht mein Wagen.«
»Versteh’ ich nicht. Oder hast du heiße Ware geladen?«
»So ungefähr.«
»Schön, Kumpel, dann sehen wir uns die Sache mal an. Ich sage dir jetzt schon: halbe, halbe.«
Cornelius nickte. Die Männer traten nach draußen.
»Wo steht denn deine Schaukel?«
Cornelius zeigte auf den Lieferwagen. Der Wirt pfiff durch die Zähne.
»Mann, o Mann, muß das ein heißes Eisen sein. Na, lassen wir uns überraschen.«
Der Wirt ging vor. Der hat es verdammt eilig zu sterben, dachte Cornelius. Hinten an der Ladeklappe blieb der Wirt stehen.
»Los, öffnen Sie schon, Mann!«
»Ja, ja, immer mit der Ruhe.«
Cornelius hatte langsam seine alte Sicherheit wiedergefunden. Er warf einen schnellen Blick über die Straße. Die Gehsteige wurden zum größten Teil von Frauen bevölkert. Sie warfen den beiden Männern keinen Blick zu. Einen Polizisten sah Cornelius auch nicht. Der Professor löste zwei
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