GK0113 - Doktor Tods Höllenfahrt
trieben dem Totengräber die Luft aus der Lunge. Ein knallharter Karateschlag schickte Pender endgültig ins Reich der Träume.
»Idiot«, sagte John. Er holte sich eine Fackel, zündete sie an und begann, die Treppe hochzusteigen.
Es war eine Mordsarbeit. Die Anstrengung trieb John Sinclair den Schweiß auf die Stirn.
Unerbittlich rückte der Minutenzeiger weiter.
John ging schneller.
Noch fünf Minuten.
Verbissen nahm John Stufe für Stufe. Zweimal stolperte er und stieß sich schmerzhaft das Schienbein.
Dann war die Zeit um. John Sinclair hatte erst drei Viertel des Weges geschafft.
Jetzt würde die erste Geisel sterben.
Der Inspektor nahm allen Mut zusammen. Er legte die Fackel auf eine Stufe und formte seine Hände vor dem Mund zu einem Trichter.
»Dr. Tod!« hallte seine Stimme.
... Tod... Tod...
Schaurig klang das Echo durch die uralten Mauern.
Ein gellendes Gelächter war die Antwort. »Komm nur her, John Sinclair!« dröhnte die Stimme des Menschenhassers. »Ich habe eine Überraschung für dich. Die erste Geisel – ha, ha, ha…«
***
Das Turmzimmer war voller Gerümpel. Holzlatten lagen übereinandergetürmt am Boden, bedeckt mit Staub und Spinnweben. In der Ecke stand eine vom Holzwurm zernagte Kommode und an der Stirnseite des Raumes ein hohes zerfallenes Bett. Eine der morschen Holzlatten wurde Ross Taylor zum Verhängnis. Er hatte sich so in seinen Mordwillen gesteigert, daß er sie einfach übersah. Seine rechte Fußspitze prallte dagegen. Die Holzlatte schleifte ein Stück über den Boden. Das Geräusch riß Dr. Tod herum. Er reagierte innerhalb eines Sekundenbruchteils.
Ross Taylor stand einen Herzschlag lang wie festgewachsen. Den Arm mit der brennenden Fackel erhoben. Die Flammen zuckten über sein schweißfeuchtes, haßverzerrtes Gesicht.
Dr. Tod griff gedankenschnell zu. Seine Klauenbände umklammerten den fackelbewehrten Arm. Es war ein gnadenloser Griff, eisenhart und ohne Erbarmen.
Taylor stöhnte auf. Er wurde zurückgedrängt, ohne daß er etwas dagegen tun konnte.
Dr. Tod lachte häßlich. Er wuchtete sein Knie hoch. Der Schauspieler brüllte auf.
Immer weiter bog der Menschenhasser den Arm mit der Fackel zur Seite. Die Flamme näherte sich Taylors Kopf und versengte seine Haare.
Taylor keuchte. Er wußte, welches Schicksal ihm beschieden war, und konnte doch nichts dagegen tun. Zu gewaltig war die Kraft des Untoten.
»Nein! Nein!« keuchte Taylor, dessen Gesicht und Oberkörper von dem roten Schein des Feuers Übergossen wurden. »Nein – ich – ahhhh…«
Seine weiteren Worte verstummten in einem kläglichen Wimmern.
Ross Taylors Kleidung hatte Feuer gefangen. Der Schmerz kam blitzschnell und ließ dem Schauspieler nicht einmal mehr Zeit zu schreien.
Die anderen beiden Geiseln waren unfähig, sich zu bewegen. Das kalte Entsetzen nagelte Nadine Berger und Mike Callahan auf der Stelle fest.
Dr. Tod riß dem Schauspieler die Fackel aus den Fingern und stieß den Mann in Richtung Tür.
In diesem Augenblick hallte John Sinclairs Stimme auf. »Dr. Tod!«
Der Menschenhasser lachte irr. »Komm nur her, John Sinclair!« schrie er. »Ich habe eine Überraschung für dich. Hier kommt die erste Geisel…«
Wieder folgte ein gellendes Gelächter. Mit einem letzten Ruck stieß Dr. Tod den Schauspieler die ersten Stufen der Wendeltreppe hinunter. Der schaurige Schrei des Mannes brach sich als vielfaches Echo.
John Sinclairs Nackenhaare sträubten sich, als er sah, wen Dr. Tod dort die Treppe hinuntergeworfen hatte. Der Schrei gellte noch in Johns Ohren, als der Schauspieler wenige Stufen vor dem Inspektor verkrümmt liegenblieb. John hetzte vor. Er riß sich seine Jacke vom Körper, warf das Kleidungsstück auf den Mann und erstickte die Flammen. Ross Taylor lebte noch. Das Feuer hatte erst seine Kleidung verbrannt, und die Haut war noch nicht allzuviel in Mitleidenschaft gezogen worden. Es war ein Wunder, daß sich der Mann nicht das Genick gebrochen hatte.
Taylor wimmerte leise vor sich hin. Er starrte John aus weit aufgerissenen Augen an. In seinem Blick lag all der Schrecken, den er in den letzten Sekunden empfunden hatte. John lächelte. »Es ist alles vorbei. Sie werden schon durchkommen.«
Taylor stöhnte. »Dort oben sind noch zwei. Ich – ich wollte Nadine und Mike retten. Er – er ist mir zuvorge…« Der Schauspieler brach mitten im Satz ab, bäumte sich auf und lag still. War er tot?
John hatte im ersten Moment das Gefühl, doch als er sein Ohr auf
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