GK0122 - Der Fluch aus dem Dschungel
Schuß löste sich, doch die Kugel fegte in die Decke. Ein zweitesmal abzudrücken schaffte Lamont nicht mehr, da hatte ihm Bill bereits den Kopf in den Leib gerammt. Gemeinsam krachten sie gegen die Wand. Lamonts sonst glattes Gesicht verzog sich zu einer schmerzverzerrten Grimasse.
Und wieder schlug Bill zu. Mit der Wucht eines Dampfhammers traf er Lamont und trieb ihm die Luft aus den Lungen.
Der Killer keuchte auf. Er versuchte, mit der Waffe zuzuschlagen, doch Bill wehrte den Hieb ab. Er war wie in einem Rausch, er sah in diesem Moment rot.
Bis Lern Dayton angriff. Ein Schlag traf Bill Conollys Genick.
Der Reporter zuckte hoch und brach dann zusammen. Er blieb auf dem Boden liegen.
»Warum hast du ihn nicht erschossen?« keuchte Lamont und wischte sich das Blut aus dem Mundwinkel.
»Ich dachte, du wärst selbst mit ihm fertig geworden«, erwiderte Dayton gelassen.
»Quatsch nicht!« Lamont atmete schwer. »Du wolltest sehen, wie ich zusammengeschlagen werde, das war es. Verdammt, wo Radu nur bleibt. Er müßte doch längst mit der Puppe hier unten sein.«
»Vielleicht hat er sie gar nicht erwischt«, bemerkte Lern Dayton.
»Das wäre natürlich ‘ne Sache. Macht aber auch nichts, dann legen wir den Kerl eben zusammen mit seiner Frau um.«
Im gleichen Augenblick hörten sie den gellenden Schrei.
»Das war draußen!« rief Lamont und rannte los…
***
Greifbar nahe tauchten die Äste des Baumes vor Sheila Conolly auf. Noch einen Schritt, dann…
Sheila stemmte sich um eine Winzigkeit von der Hauswand ab, löste die Finger ihrer rechten Hand aus einer Fuge, um nach dem nächsten armdicken Ast zu greifen.
Da warf Radu das Messer!
Manchmal ist es nur eine winzige Zeitspanne, die über das Leben eines Menschen entscheidet.
So auch hier.
Dadurch, daß Sheila ihre Haltung verändert hatte, bot sie nicht mehr das Ziel, das Radu vorhin vor Augen gehabt hatte. Das Messer fegte wie ein tödlicher Blitz an der Haus wand vorbei und streifte Sheilas linke Schulter.
Sheila fiel vom Sims.
Der Schock, der Fall – sie waren die auslösenden Faktoren für Sheilas gellenden Angstschrei. Instinktiv riß sie die Arme hoch, bekam mit der rechten Hand den ins Auge gefaßten Ast zu packen, klammerte sich daran fest und baumelte für Sekunden über dem Boden.
Angst, Selbsterhaltungstrieb und der letzte Rest von Verstand trieben Sheila dazu, sich fallen zu lassen.
Sie prallte auf den Boden.
Bis ins Gehirn spürte sie die stechenden Schmerzwellen. Nicht eine Sekunde blieb sie auf der Stelle liegen, sondern schnellte mit einem wahren Panthersatz auf ein Gebüsch zu.
Das nächste Messer verfehlte sie. Zitternd blieb es schräg neben ihr im feuchten Erdreich stecken.
Sheila hetzte weiter. Nur weg hier! Weg aus diesem höllischen Haus! Sie rannte wie noch nie in ihrem Leben. Sie lief im Zickzack wie ein Hase. Bäume und Gestrüpp gaben ihr genügend Deckung. Aus den Augenwinkeln sah sie, wie Lamont aus dem Haus gelaufen kam. Er feuerte im Laufen. Die Kugel ging daneben.
Immer näher kam das Tor.
Jason Lamont und der Araber schrien sich gegenseitig Befehle zu. Der Araber stand im Fensterrechteck und versuchte, die fliehende Sheila mit dem Messer zu stoppen.
Bills Frau rannte geduckt und fand immer wieder natürliche Deckungsmöglichkeiten. Schon sah sie das Tor auftauchen. Noch einmal mobilisierte sie sämtliche Kraftreserven.
Das Tor war zu!
Sheila schrie auf. Es war ein Schrei, geboren aus höchster Verzweiflung und Enttäuschung. All ihre Hoffnung, ihre Kraft zerplatzte wie eine schillernde Seifenblase.
Trotzdem taumelte Sheila auf das Tor zu. Ihr Schrei erstickte in einem Wimmern.
Aus, vorbei!
Fünf, sechs Yards waren es noch, dann war sie am Ende.
Doch plötzlich geschah etwas, womit Sheila nie im Leben gerechnet hatte.
Das breite Tor schwang zur Seite. Es war wie eine Fügung des Schicksals. Sheila wußte nicht, wieso das plötzlich geschah, sie sah nur die Lücke, die immer breiter wurde.
Sheila warf sich förmlich hindurch, stolperte, fing sich wieder und hetzte auf die Straße.
Und da sah sie den Wagen! Es war ein schwerer Mercedes, der langsam in die Sackgasse einbog.
Sheila wankte darauf zu. Sie schrie, schluchzte und weinte in einem. Sie sah nicht mehr, daß Jason Lamont mit einem wütenden Fluch die Pistole wegsteckte und in einem nahen Gebüsch untertauchte.
Sheila sah nur den Wagen, der immer größer wurde und ihr wie ein Geschenk des Himmels vorkam.
Plötzlich machten ihre Beine nicht
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