GK0125 - Der Hexenclub
was?«
John startete einen Bluff. »Ich bin ein guter Freund von Paul Robinson«, sagte er.
Slicky blieb vor Staunen der Mund offenstehen. »Du bist – Sie sind ein Freund von Robinson? Welchen meinen Sie denn? Sugar Ray, den Boxer?«
John Sinclair verzog das Gesicht. »Jetzt tun Sie mir aber wirklich leid, mein Freund. Sie wissen schließlich genau, von welchem Robinson ich spreche.«
»Laß dich nur nicht reinlegen, Slicky!« keifte die Blonde von der Wand her. »Der will dich doch nur aufs Glatteis führen. Der…«
»Halt’s Maul!« bellte Slicky. Seine Augen hatten sich zu Schlitzen verengt. »Nehmen wir mal an, Mister, es stimmt, was du mir da erzählt hast.« Slicky war wieder in die kumpanhafte Anrede gefallen. »Was will dieser Robinson dann von mir?«
John Sinclair hatte sich schon längst eine passende Ausrede zurechtgelegt. »Nun – er will sich mit Ihnen treffen. Es geht um…«
Slicky ließ den Oberinspektor gar nicht ausreden. Er begann schallend zu lachen. »Langsam habe ich das Gefühl, du spinnst, Kumpel. Ich kann mich gar nicht mit diesem Robinson treffen, ich kenne ihn nämlich nicht. Aber mich würde verdammt interessieren, wie du auf diese komische Idee kommst. Und nicht nur mich, sondern auch einige meiner Freunde. Sie haben es gar nicht gern, wenn man mich verdächtigt. Verstehst du das?«
»Vollkommen«, sagte John und ärgerte sich, daß sein Bluff daneben gegangen war. Dieser Slicky war doch schlauer, als er angenommen hatte. Jetzt hieß es vorsichtig sein.
Mit einer geschmeidigen Bewegung erhob sich Slicky von seinem Bett.
Die Waffe rückte keinen Millimeter aus ihrer ursprünglichen Richtung. »Du mieser Pinscher«, knurrte Slicky, und ging ein paar Schritte zur Seite, um an das Telefon zu gelangen, das auf einer kleinen dreibeinigen Kommode stand.
Mit der linken Hand nahm Slicky den Hörer ab, klemmte ihn zwischen Schulter und Kinn fest und wählte dann ebenfalls mit der linken Hand eine Nummer, die John aus seiner Sicht nicht feststellen konnte.
Es läutete dreimal durch, bis Slicky die Verbindung bekam. »Ja, ich bin’s, Slicky. Hör mal zu, hier ist ein Typ, der dumme Fragen stellt. Ich habe das Gefühl…«
Slicky stockte. Der andere Teilnehmer hatte ihn unterbrochen. Er schien Slicky anzupfeifen, denn er bekam einen roten Kopf. Schließlich sagte Slicky: »All right. Ich werde das dann so machen, wie du es gesagt hast.«
Slicky legte den Hörer auf und machte einen schnellen Schritt zur Seite. »So, Bruder«, sagte er, »dann pack mal aus!«
»Was soll ich auspacken?«
»Deine Kanone oder Brieftasche, verdammt noch mal.«
»Gut. Wenn’s weiter nichts ist.« John tat, als wolle er sich in sein Schicksal fügen. Er streckte seine rechte Hand in die Innentasche des Jacketts, beugte sich dabei leicht zur Seite und beobachtete Slicky aus den Augenwinkeln.
Der Ganove war nervös. Wahrscheinlich hatte er von seinem Boß einen Anpfiff bekommen. Jetzt wollte er alles wieder gut machen.
John holte die Brieftasche hervor. Er wollte sie Slicky schon zuwerfen, da sagte dieser: »Stopp. Blondie, sieh nach, ob er eine Knarre hat.«
Die Blonde setzte sich in Bewegung. Unwillkürlich verfolgte Slicky sie mit den Augen. Für einen winzigen Moment nur ließ seine Konzentration nach.
Und das nützte John Sinclair aus.
Wie eine Rakete schoß sein rechtes Bein vor. Die Fußspitze knallte gegen Slickys Handgelenk. Der Tritt war mit solcher Wucht geführt worden, daß dem Ganoven die Pistole aus den Fingern gewirbelt wurde.
Augenblicklich setzte John nach. Ein knallharter Schlag gegen die Brust trieb Slicky quer durchs Zimmer. Er fiel auf das Bett und dann mit dem Hinterkopf gegen die Wand. Schlapp sackte er in sich zusammen.
Blondie blickte den Oberinspektor aus großen Augen an und begann plötzlich zu heulen. Die Tränen schossen wie Sturzbäche aus ihren Augen und bildeten mit der Schminke eine dicke Brühe.
»Hör auf«, sagte John zu der Blonden, hob seine Brieftasche auf und beförderte die heulende Maid zu einem Stuhl. »Da bleibst du schön sitzen, mein Täubchen.«
Blondie nickte.
John nahm Slickys Pistole an sich. Er bekam große Augen, als er sah, daß sie nicht einmal geladen war.
»Macht er das immer so?« wandte sich John an die Blonde.
Sie hob das verheulte Gesicht. »Was?«
»Daß er seine Kanone nicht lädt.«
»Weiß ich nicht.«
John hob die Schultern. »Ist auch nicht mein Bier.« Er trat ans Bett, hakte die Handschellen von seinem Hosengürtel los
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