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GK0125 - Der Hexenclub

GK0125 - Der Hexenclub

Titel: GK0125 - Der Hexenclub
Autoren: Jason Dark
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Langsam schwand das Schwindelgefühl aus seinem Kopf, und allmählich sah er wieder klarer.
    »Blau ist er nicht«, meinte einer der Arbeiter.
    Dean Jagger lachte gequält. »Sie haben recht«, erwiderte er, »ich habe keinen Tropfen Alkohol getrunken.«
    »Was ist es denn dann?« fragte der Bärtige.
    »Das kann ich Ihnen auch nicht sagen«, entgegnete Dean Jagger leise und wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn Sie mir sagen können, wo ich mich überhaupt befinde.«
    »In Mayfair. An der Großbaustelle Bruton Lane.«
    »Danke sehr.« Dean fühlte nach seiner Brieftasche. Sie war noch da, genau wie die Geldbörse. Nur seine Brille, die in einem Etui in der Innentasche des Jacketts steckte, war zerbrochen. Fahrig strich Dean Jagger über sein dunkelblondes Haar. »Sagen Sie, Gentlemen, ein Taxi, wo kann ich das denn hier bestellen?«
    »Nicht weit von hier ist eine Telefonzelle. Gehen Sie einmal links und dann in die nächste Querstraße.«
    »Danke.« Dean setzte sich in Bewegung.
    »Und fallen Sie nicht wieder hin«, rief ihm der Bärtige noch nach, doch Dean Jagger gab keine Antwort.
    Er fand die Telefonzelle. Im Osten graute schon der Morgen, und die ersten Frühaufsteher fuhren bereits zu ihrer Arbeitsstelle.
    Die Frau in der Zentrale versprach Dean Jagger, so schnell wie möglich einen Wagen vorbeizuschicken.
    Trotzdem dauerte es einige Zeit, bis der Wagen kam. Der Fahrer wollte Dean im ersten Moment nicht mitnehmen, doch als Jagger die Fahrt schon im Voraus bezahlte, ließ sich der Mann umstimmen. Dean konnte ihm seinen ersten Entschluß nicht einmal übelnehmen. So wie er aussah, mußte man sich ja fürchten.
    Der Nachtportier wurde gerade abgelöst, als Dean durch den Eingang des Apartmenthauses eilte. Jagger fuhr nach oben, schloß die Wohnungstür auf und stand schon zwei Minuten später unter der Dusche.
    Die Wechselbäder waren eine Wohltat. Sie schienen förmlich die Mattheit aus seinem Körper hinwegzuspülen. Jetzt erst kam Dean Jagger dazu, sich über die vergangene Nacht Gedanken zu machen.
    Hatte er alles tatsächlich erlebt? Die Hexe – den Tod mit der Sense – den Trank? Dean konnte es kaum glauben. Und wie war er auf diese Baustelle gekommen? Unbegreiflich.
    Dean drehte die Brause ab. Ein Blick auf die Uhr zeigte ihm, daß es Zeit wurde, zum Ministerium zu fahren. Aber in seinem Zustand?
    Jagger blickte in den Spiegel und erschrak vor sich selbst. Dunkle Ringe lagen unter seinen Augen. Die Lider waren gerötet, wie bei jemandem, der viel geweint hatte. Ein kratziger Bart bedeckte seine Wangen.
    Automatisch begann sich Dean zu rasieren. Er bevorzugte die Naßrasur und konnte nicht vermeiden, daß er sich zweimal schnitt. Er fluchte nicht einmal darüber, sondern tupfte mit blutstillender Watte die Schnittstellen ab.
    In seiner Beschäftigung wurde er durch das Schrillen des Telefons unterbrochen.
    »Jagger«, meldete er sich mürrisch.
    »Na endlich erreiche ich dich«, hörte er Ruths aufgeregte Stimme. »Was ist denn los? Ich versuche schon die ganze Nacht hindurch dich anzurufen. Ich habe nicht geschlafen.«
    »Glaubst du, ich?«
    »Wie war das?«
    »Ach nichts.«
    »Schön, mein lieber Dean. Du bist mir ja keine Erklärung schuldig, wir sind schließlich nicht verheiratet, aber daß eine Konferenz die ganze Nacht hindurch dauert, das kannst du mir nicht weismachen. Die Ausreden haben früher gezogen. Heute nicht. Wenn du schon irgendwo hingehst, dann sei wenigstens ehrlich und sage es.«
    »Du hast ja recht, Ruth«, sagte Dean Jagger. »Aber ich kann dir wirklich nicht sagen, was vergangene Nacht geschehen ist. Vielleicht später einmal. Du mußt mir glauben, Ruth, ich habe nichts Schlimmes getan, und ich werde das, was ich getan habe, auch wieder ins rechte Lot rücken. Glaube mir.«
    »Hm.« Ruth dachte nach. Dann sagte sie. »Das fällt mir aber verflixt schwer.«
    »Ich weiß, Ruth. Und ich kann dich auch völlig verstehen. Nun hab’ Vertrauen. Es ist vieles geschehen, ich weiß. Aber ich bin mir auch darüber klargeworden, daß ich dich liebe, Ruth. Und das ist das Wichtigste.«
    Nach Deans Worten war es einen Augenblick lang still. Dann drang Ruths Schluchzen durch die Leitung. »Stimmt das wirklich, Dean?« preßte Ruth Foster hervor.
    »Ja, es ist mein völliger Ernst.«
    »Dann wird alles gut werden, Dean«, sagte Ruth mit flüsternder Stimme und legte auf.
    Auch Dean Jagger ließ den Hörer auf die Gabel fallen. Er kam sich plötzlich wie
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