GK0125 - Der Hexenclub
dem ministeriumeigenen Parkplatz. Im Strom von vielen Angestellten und Beamten verließ auch Dean Jagger seine Arbeitsstelle.
Im Lift wurde er von einigen Sekretärinnen eingeklemmt. Die jungen Mädchen lachten und scherzten, während Dean Jagger seinen Blick zu Boden gerichtet hatte.
Wenig später stieg er in seinen Morris und fuhr nach Hause.
Dean Jagger bewohnte zwei Zimmer in einem modernen Apartmenthaus, das die Regierung gebaut hatte und dessen Mieten entsprechend niedrig waren.
Dean Jagger nickte dem Portier flüchtig zu und fuhr nach oben in den sechsten Stock.
Draußen war es schon dunkel, und er mußte das Licht einschalten. Dean Jagger briet drei Eier, legte etwas Speck dazu und aß das Ganze mit zwei Scheiben Weißbrot.
Dann las er die Zeitung. Langsam vergingen die Minuten. Jagger wollte sich eigentlich mit seinen Studien befassen, doch ihm fehlte die rechte Lust dazu. Im Fernsehen lief auch nichts Gescheites, und so setzte sich Jagger in seinen Sessel und beschäftigte sich mit einem guten Buch.
Er las unkonzentriert und legte mehrmals Pausen ein. Als das Telefon schrillte, zuckte er regelrecht zusammen.
»Jagger«, meldete er sich.
»Ich bin’s, Dean«, sagte eine helle Mädchenstimme. »Du hast doch nicht schon geschlafen?«
»Wieso das denn?«
»Deine Stimme hört sich so anders an.«
»Ich bin wohl etwas abgeschlafft.«
»Schade, ich wäre so gern noch gekommen. Weißt du, ich habe da ein Problem, mit dem ich nicht so recht fertig werde.«
Jagger lachte. »Aber natürlich kannst du kommen, Ruth.«
»Fein, dann bis in einer halben Stunde.«
Nachdenklich legte Dean den Hörer auf die Gabel. Ruth Foster war schon ein patentes Mädchen. Sie studierte noch und stand kurz vor dem Abschluß zum Betriebswirt. Dean Jagger hatte ihr schon mit manchem Tip geholfen, und auch menschlich waren sie sich näher gekommen.
Ruth war keine Schönheit, wie man sie immer auf Titelblättern von Sexmagazinen und Illustrierten sieht. Dafür war sie natürlich und ein Kumpel. Man konnte mit ihr durch dick und dünn gehen.
Etwas zu Trinken hatte Dean noch im Haus.
Ruth kam nach genau zwanzig Minuten. Wie ein Wirbelwind stürmte sie ins Zimmer. »Grüß dich, Dean«, sagte sie und hauchte ihrem Freund einen Kuß auf die Wange, ehe sie sich aus dem Parka wand und das Kleidungsstück dann in die Ecke warf.
»Na, wie gefalle ich dir?« fragte Ruth und stellte sich etwas provozierend hin, indem sie eine Hand in die Hüfte stemmte.
»Wieso? Warum fragst du das?« Ruths Gesicht verschloß sich. »Siehst du denn nicht, daß ich einen neuen Pullover anhabe?«
»Nein, tut mir leid.«
»Ach, ihr Männer.« Ruth winkte ab und schüttelte den Kopf, daß ihre feuerroten Locken nur so flogen. Ruth Foster trug das Haar modisch geschnitten in einem Lockenwirrwarr. Das Girl hatte unzählige Sommersprossen im Gesicht, die sich bei heißem Wetter noch verdoppeln konnten. Ihre Nase war etwas zu klein geraten und der Mund um eine Spur zu breit. Dafür hatte sie die schönsten Augen, die Dean Jagger jemals zu Gesicht bekommen hatte. Die Augen waren von brauner Farbe und wirkten sanft wie die eines Rehes. Dean war unweigerlich gefangen, wenn er in diese Augen sah.
»Setz dich doch«, sagte der junge Mann und wies auf die kleine Couch.
Mit Schwung ließ sich Ruth in die Polster fallen. »Ah, das tut gut«, sagte sie und reckte sich wie eine Bauchtänzerin. Deutlich zeichneten die hautengen Jeans ihre Formen ab.
Die beiden jungen Leute tranken erstmal einen Whisky, wobei Dean seine Augen nicht von Ruths Figur lösen konnte. Aber auch Ruth war der junge Mann nicht gleichgültig, und sie gab ihm das auch mit einem gewissen Blick zu verstehen.
Doch plötzlich stand Dean Jagger auf. Er trat an das Fenster und schob die Gardine zur Seite.
Und da sah er das Gesicht!
Drohend und unheimlich schwebte es draußen vor der Scheibe. Gleichzeitig fühlte Dean Jagger, wie etwas von seinem Körper Besitz ergriff und ihn auf der Stelle bannte. Ein unheimlicher Kreislauf begann sich zu drehen, und Dean Jagger mußte dies tatenlos mitansehen…
***
Waren es Stunden, Minuten oder nur Sekunden? Dean Jagger wußte es nicht zu sagen, wie lange er auf einem Fleck stand. Er hatte beide Hände auf die schmale Fensterbank gestützt, und sein Blick wurde magisch von dem Gesicht angezogen.
Das Gesicht gehörte einer Frau! Einer berückend schönen Frau.
Langes blauschwarzes Haar umrahmte ein Gesicht, das dazu in seiner kalkigen Blässe in
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