GK0141 - Irrfahrt ins Jenseits
hatte einen Bürstenhaarschnitt und ein brutales Gesicht. Er sah die Tote und blieb plötzlich stehen wie vor eine Wand gelaufen. Sekundenlang starrte er die Leiche an. Dann wandte er sich langsam um.
»Wer war das Schwein?« fragte er.
John blickte genau in die Augen des Ankömmlings. Es waren eiskalte brutale Mörderaugen.
Ein Yard trennte die beiden Männer. Obwohl sie noch kein Wort miteinander gesprochen hatten, wußte John, daß er einen Todfeind vor sich hatte.
»Du warst es«, sagte der Mann plötzlich.
»Nein!« John Sinclairs Antwort kam klar und deutlich. »Und wenn diese Männer mich loslassen würden, könnte ich auch den Beweis erbringen.«
»Den brauche ich gar nicht«, erwiderte Leo Lunt, der plötzlich die Chance sah, einen Bullen loszuwerden. Niemand von den Leuten hier wußte, daß sie einen Polizisten in den Klauen hielten. Und hinterher war es dann eben zu spät. Der Tod seiner Komplizin war Lunt im Prinzip egal. Dann konnte er das Lösegeld wenigstens für sich allein behalten.
Bedächtig schüttelte Lunt den Kopf.
Sein Blick glitt über die Männer. Jeden einzelnen sah er an, und er war sich sicher, daß ihm niemand in den Rücken fallen würde.
»Braucht ihr denn noch Beweise?« fragte er.
Die Männer schwiegen.
»Okay, die Antwort reicht mir. Dieses Schwein hat meine Frau umgebracht, und so etwas lasse ich mir nun mal nicht gefallen.«
Lunts rechte Hand verschwand unter dem Jackett.
John Sinclair hielt den Atem an, Er wußte, was dieser Mann plante. Leo Lunt wollte ihn erschießen.
Und John sollte recht behalten.
Als Lunts Hand wieder zum Vorschein kam, hielt sie eine Pistole. Es war eine belgische FN.
John Sinclair starrte auf die Waffe.
Leo Lunt lächelte kalt. Ganz dicht trat er an John Sinclair heran. Dann setzte er dem Oberinspektor die Mündung der Waffe gegen die Stirn.
John verdrehte die Augen. Er sah die Schweißperlen auf der Stirn des Mannes glitzern und roch den schlechten Atem.
Um die beiden herum hatte sich eine fast fühlbare Stille ausgebreitet.
Diese Männer würden Zeuge einer Hinrichtung werden. Es waren normale Menschen, die Mord und Totschlag eigentlich nur aus der Zeitung kannten. Und jetzt sollten sie erleben, wie ein Mann einfach gekillt wurde.
»Wie fühlst du dich, Bulle?« zischte Leo Lunt. Er sprach so leise, daß nur er und John die Worte hören konnten.
»Du weißt also Bescheid?« Der Geister-Jäger bewegte beim Sprechen kaum die Lippen.
»Aber sicher doch, Bulle. Es paßt mir nicht, daß du hier bist. Du versaust mir mein Geschäft.«
»Sag mir wenigstens deinen Namen«, verlangte Jahn mit gepreßter Stimme.
»Leo Lunt, Bulle.« Der Mörder kicherte. »Und jetzt gebe ich dir noch genau einen Atemzug.«
***
Der Schlag kam mit der Wucht eines Dampfhammers. Er traf Lunts Pistolenhand, schleuderte den Arm hoch.
Der Schuß krachte, doch die Kugel fauchte in den Nachthimmel.
Sam Bassum hatte zugeschlagen. »Hier wird niemand erschossen!« brüllte er. »Es steht noch nicht fest, daß dieser Mann Ihre Frau ermordet hat.«
»Du Idiot!« heulte Leo Lunt. Er kreiselte herum und legte auf Sam Bassum an.
Der Automechaniker starrte wie hypnotisiert auf die Waffe.
Da griff John Sinclair ein.
Sein rechtes Bein jagte hoch. Die Fußspitze knallte gegen das Handgelenk des Mörders.
Leo Lunt schrie auf. Die Pistole wurde ihm aus den Fingern geprellt. Im hohen Bogen segelte sie davon.
Lunt verlor sekundenlang den Überblick. Er stand wie ein Denkmal und stierte auf seine rechte Hand.
»Laßt mich los!« schrie John den Männern zu, die ihn festhielten. Die Männer gehorchten automatisch.
John hechtete aus dem Stand.
Wuchtig prallte er gegen den Mörder. Beide Fäuste rammte er in den Leib des Killers.
Lunt gurgelte auf und stürzte. John fiel auf ihn.
Doch Lunt war mit allen Wassern gewaschen. Er hatte im Zuchthaus die bösesten und gemeinsten Tricks gelernt.
Eine Faust zuckte vor. Der Oberinspektor drehte aber im letzten Augenblick den Kopf zur Seite. Die Faust traf seine linke Wange, und John hatte das Gefühl, ihm würden die Zähne aus dem Fleisch gestoßen.
Durch seine Aktion hatte er den Griff gelockert. Leo Lunt gelang es, John das Knie in die Magengrube zu rammen.
Der Geister-Jäger stöhnte auf. Der Schmerz explodierte bis in sein Gehirn hinein, für Sekunden verschwamm alles vor seinen Augen. Instinktiv rollte er sich von Lunt weg.
Mit einem Schrei setzte der Mörder nach. Seine Pranke krallte sich in Johns Hemd fest. Lunt riß
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