GK0176 - Der Alptraum-Friedhof
fuhren nach oben, ertasteten rauhes Material und dann einen kleinen Vorsprung. Ehe der Kommissar noch herausfinden konnte, wogegen er gefallen war, flammte eine Taschenlampe auf. Professor Jurc hatte sie bei sich getragen. Der helle Lichtstrahl wurde herumgeschwenkt, zuckte blitzschnell über die Wände und blieb auf Kommissar Will Mallmann haften.
»Da ist er!« kreischte Jurc.
Der Tote kreiselte herum.
Mallmann hatte den Arm als Blendschutz vor die Augen gerissen und versuchte nun, unter dem Lichtstrahl hinwegzutauchen. Doch Jurc hatte aufgepaßt. Gnadenlos verfolgte Mallmann der helle Lichtfinger.
Auch der lebende Tote hatte sich wieder auf Will Mallmanns Fersen gesetzt. Der Kommissar taumelte auf den Gang zu. Wenn er ihn erreichte und darin untertauchen konnte, war er schon so gut wie gerettet.
Doch er hatte die Rechnung ohne den Dämon gemacht.
Im gleichen Augenblick, als er den äußeren Rand des blanken Bodens berührt hatte, fegten plötzlich vor ihm blaue Flammen aus dem Boden. Mallmann konnte seinen Lauf nicht mehr stoppen. Voll rannte er gegen die höllische Flammenwand.
Ein Schrei zerschnitt nur einen Sekundenbruchteil später das finstere Gewölbe. Will Mallmann riß beide Arme hoch. Er fiel zurück, von einem unsichtbaren Schlag getroffen, taumelte, sackte in die Knie, sah nicht, daß der Tote bereits dicht hinter ihm stand, und spürte auch kaum noch den Schlag, der mit Wucht seinen ungeschützten Schädel traf.
Ohne einen Laut von sich zu geben, fiel Kommissar Mallmann auf den Boden.
Der lebende Tote stand über ihn gebeugt, noch immer die Rechte zum Schlag erhoben.
»Laß es gut sein«, sagte Professor Jurc. »Er wird uns nicht mehr gefährlich werden.«
Er trat dicht an Mallmann heran und richtete den Lichtkegel der Lampe auf dessen Kopf.
Ein breiter Blutstreifen lief von der Stirn her über das Gesicht und wurde vom Hemdkragen aufgesaugt.
Jurc lachte. »Dieser Idiot hat sich seine Lage selbst zuzuschreiben«, sagte er. »Warum mußte er sich auch in andere Angelegenheiten mischen?«
Dann wandte er sich an den alten Leitner, dessen glanzlose Augen ins Leere starrten.
»Laß uns jetzt zu unserer Aufgabe kommen!«
Jurc und der Tote ließen Kommissar Mallmann liegen und wandten sich dem Tonsarkophag zu.
»Hilf mir, den Deckel abzuheben!« befahl Professor Jurc.
Der Tote gehorchte dem Mann aufs Wort. Gemeinsam hoben sie den schweren Sarkophagdeckel hoch und lehnten ihn an eine Felswand. Die Atmosphäre in der Halle war noch bedrückender geworden. Der Atem des Bösen streifte durch das Gewölbe. Schatten schienen in den Ecken und Winkeln zu tanzen, Unruhe erfüllte die Luft. Professor Jurc trat dicht an den Steinsarg heran, während sich der lebende Tote im Hintergrund hielt. Die Hände des Wissenschaftlers zitterten vor Aufregung. Endlich war seine Stunde gekommen. Nun trat das ein, worauf er Jahre seines Lebens hingearbeitet hatte. Er würde derjenige sein, der Bakuur erweckte. Lange genug hatte er die Schriften studiert, hatte sich nur mit dem Leben des Schrecklichen befaßt. Und er hatte die Formeln auswendig gelernt, die er für eine Beschwörung benötigte.
Bakuur würde erwachen – und die Toten mit ihm!
Einmal schon hatte er seine Macht bewiesen. Sein Geist war bereits in einen Toten gefahren und hatte diesen zu einem unseligen Leben erweckt. Es war das Zeichen für Professor Jurc gewesen, daß die Zeit reif war. Der Tote hatte dem Professor die Nachricht überbringen sollen, daß Bakuur darauf warte, ins Leben zurückgerufen zu werden. Leider war es anders verlaufen. Der Tote war entdeckt worden, von Lisa, der Küchenhilfe. Um aber den Plan nicht zu gefährden, mußte die Frau sterben. Professor Jurc hatte selbst an ihrer Ermordung teilgenommen. Gewissensbisse kannte er nicht mehr. Nachdem er das Grab des Schrecklichen und dessen Aufzeichnungen gefunden hatte, war ihm alles klar gewesen. Er hatte die Beschwörung durchgeführt und somit den Geist des Schrecklichen vom Körper gelöst. Jetzt wartete nur noch der Körper auf seine Wiederkehr. Professor Jurc entfaltete eine fieberhafte Tätigkeit. Mit der brennenden Lampe in der Hand kroch er über den blanken, aus magischen Steinen gefügten Boden. Aus seiner Tasche hatte er eine Flasche mit rötlichem Pulver genommen, das er nun über bestimmte Symbole verstreute und sie durch eine Pulverlinie miteinander verband.
Als die Flasche leer war, hatte er die Symbole rings um den Sarkophag bestreut.
Es waren die wichtigen
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