GK0176 - Der Alptraum-Friedhof
gerichtet.
Auf den Ausgang?
Kommissar Mallmann nahm es an. Er hätte gern mehr von der Gestalt gesehen, doch die wattige Schwärze saugte alles auf.
Dann war der Unheimliche vorbei. Seine Schritte wurden leiser, verklangen…
Der Kommissar atmete gepreßt. Er ließ einige Minuten verstreichen und nahm dann die Verfolgung des Unheimlichen auf. Wie ein Wurm kroch Will Mallmann über den Boden, von der Hoffnung beseelt, irgendwann das Tageslicht zu erreichen…
***
»Wird auch Zeit, daß du dich mal wieder in der Küche blicken läßt«, schnauzte Harry König seinen Sohn an. Der Hotelbesitzer war übernervös. Kommissar Mallmanns Verschwinden bereitete ihm doch größere Sorgen, als er zugeben wollte. Außerdem spielte sein Magen verrückt. Sodbrennen peinigte ihn schon den ganzen Tag. Dieter König wandte sich abrupt um. Er hatte am Fenster gestanden und nach draußen gestarrt. Jetzt stemmte er beide Fäuste in die Hüften. Wut blitzte in seinen Augen.
»Verdammt noch mal, die Küche kann warten«, rief er aufgebracht. »Ich pfeife doch darauf. Es gibt jetzt andere Dinge, um die ich mich…« Dieter König preßte die Lippen zusammen. Er hatte Angst, schon zuviel gesagt zu haben.
»Welche Dinge?« wollte sein Vater wissen.
Dieter König senkte den Blick. »Ach, vergiß es.«
»Nein!« Stur schüttelte Harry König den Kopf. »Du stehst mir jetzt Rede und Antwort.« Harry König schloß die Tür, die er hinter sich offengelassen hatte. Dann fragte er: »Hängen die anderen Dinge vielleicht mit Oberinspektor Sinclair zusammen?«
»Teils – teils.«
»Rede endlich, Dieter. Mach es uns doch nicht noch schwerer. Hast du etwas herausgefunden? Du mußt es mir sagen. Mein Gott, warum bist du auch so verbohrt? Seit deine Mutter tot ist…«
»Red nicht davon«, erwiderte Dieter König schroff. »Du weißt, wie ich darüber denke.«
»Ja, ja, schon gut.«
Vater und Sohn hatten sich eigentlich immer gut verstanden. Bis eben zum Tode von Hilde König, vor gut einem Jahr. Dieter König vertrat den Standpunkt, daß sich seine Mutter ins Grab gearbeitet hatte. Dieses Hotel, die Arbeit, sie war zuviel für sie gewesen. Keine Pause hatte sie sich gegönnt, und Harry König war das nicht einmal aufgefallen. Bis zu ihrem plötzlichen Ende.
Hilde König lag jetzt auf dem kleinen Friedhof hinter dem Hotel… Der Hotelier ließ den Blick durch die Küche gleiten. Alles blitzte vor Sauberkeit. Die beiden großen Öfen, mit den gewaltigen gußeisernen Platten, die Schränke, in denen das Geschirr stand, und der Terrazzo-Fußboden. Nicht ein Staubkörnchen befand sich in den einzelnen Fugen. An der Decke brannten kreisrunde Leuchtstoffröhren und gaben genügend Helligkeit.
»Meinst du, daß dies der richtige Ort ist, um ein Gespräch unter vier Augen zu führen?« fragte Harry König vorsichtig.
Dieter hob die Schultern. »Mir egal.«
»Dann komm mit in mein Büro.«
Harry König ging vor. Er mußte hinter der Rezeption vorbeigehen und öffnete dort eine schmale Tür, die aus dem gleichen Holz wie der Tresen bestand.
Der Hotelier ließ seinem Sohn den Vortritt. Einer vorbeikommenden Bedienung gab er zu verstehen, daß er für die nächste Viertelstunde nicht zu sprechen sei.
Das Büro war klein und enthielt außer einem Schreibtisch nur noch zwei Aktenschränke und die beiden Holzstühle.
Harry König nahm hinter dem Schreibtisch Platz. Sein Sohn setzte sich ihm gegenüber.
»Möchtest du was trinken?« fragte der Hotelier.
»Nein.«
»Gut.« Harry Königs Blick glitt aus dem Fenster. Draußen senkte sich bereits die Dämmerung über das Land. Blutrot ging im Westen die Sonne unter und hob sich scharf gegen das erste Grau der Dunkelheit ab. »Was ist also mit John Sinclair?«
Dieter König schüttelte den Kopf. »Mit ihm ist gar nichts, aber mit Professor Jurc.«
»So? Was hat er denn mit der Sache zu tun?«
»Alles, Vater, alles«, rief Dieter König und beugte sich auf seinem Stuhl vor. »Ich hätte den Oberinspektor bald umgebracht. Ich wollte ja nicht darüber reden, aber verdammt, ich muß es dir einfach sagen. Ich komme sonst nicht darüber hinweg.«
»Du machst doch keine Scherze?«
»Nein. Es war mir noch nie so ernst, wie in diesem Augenblick. Das kannst du mir glauben. Es ist so, wie ich es gesagt habe. Professor Jurc hat mich hypnotisiert und in Hypnose gezwungen, mit dem Messer auf John Sinclair zuzugehen.«
»Aber das ist doch unmöglich. Professor Jurc ist ein angesehener Mann. Er
Weitere Kostenlose Bücher