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GK0200 - Das Todeskarussell

GK0200 - Das Todeskarussell

Titel: GK0200 - Das Todeskarussell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ist aus den Zigeunern geworden, Herr Pfarrer? Das möchte ich doch wissen. Ich meine, hier verrosten die Sachen, die sie zurückgelassen haben. Niemand demontiert sie, das ist doch die reinste Umweltverschmutzung. Was steckt dahinter?«
    Der Pfarrer holte tief Luft. Dann stand er auf und holte ein in Leder gebundenes Buch aus dem Regal. Es war leicht angestaubt, das Papier schon etwas gelb, doch die Schrift noch gut lesbar.
    Behutsam legte der Pfarrer das Buch auf den Tisch. Dann sah er die beiden Männer mit ernsten Blicken an. »Das hier ist unsere Kirchenchronik aus dem Jahre einundvierzig. Mein Vorgänger hat hier einiges aufgeschrieben, und wenn ich mir die Daten jetzt so durch den Kopf gehen lasse, dann sehe ich alles wieder genau vor mir. Es war schrecklich. Wir haben eine sehr große Schuld auf uns geladen.« John griff nach den Zigaretten. Er bot an, aber nur Fenton nahm ein Stäbchen.
    Der Pfarrer holte sich eine Zigarre. Umständlich setzte er sie in Brand.
    Der würzige Rauch stieg gegen die Decke und breitete sich dort fächerförmig aus.
    »Wenn ich es mir recht überlege, sind Sie die ersten, denen ich die alte Geschichte erzähle. Ich bin kein Richter, und man muß auch die Zeit sehen, die damals die Menschen geformt hat, aber was mit den Zigeunern geschehen ist, stinkt zum Himmel. Und dabei hat Chandra die Menschen noch gewarnt.«
    Der Pfarrer lehnte sich in seinen Sessel zurück, schloß die Augen halb und begann mit leiser Stimme zu erzählen. Er drehte das Rad der Zeit um sechsunddreißig Jahre zurück, und sowohl John Sinclair als auch Inspektor Fenton waren schon nach den ersten Worten des alten Pfarrers fasziniert…
    ***
    Es war ein ungewöhnlich kalter Tag. Der Wind hatte Berge von Schnee vor sich hergetrieben, aber gegen Abend hatte es aufgehört zu schneien. Plötzlich war der Himmel blankgefegt, kalt leuchtete das Licht der Sterne, dazwischen stand die fahle Scheibe des Vollmondes. Der kleine Ort Brickaville war unter den weißen Schneemassen begraben. England befand sich im Krieg, aber hier hatte man davon nichts gespürt. Das Leben verlief weiter in den normalen Bahnen. Wenn diese Zigeunersippe nicht gewesen wäre.
    Seit Tagen schon hatten sie mit ihrem Karussell und den Schaubuden in Brickaville Quartier bezogen. Sie wollten hier überwintern, wie Chandra, ihr Anführer, sagte.
    Doch die Dorfbewohner wollten die Zigeuner nicht haben. Sie stellten ihnen ein Ultimatum. Bis zum fünfzehnten Februar mußten sie verschwunden sein, sonst würden sie mit Gewalt verjagt werden. Bei einigen Schaustellern war die Drohung auf fruchtbaren Boden gefallen. Sie hatten bei Nacht mit Sack und Pack den Ort verlassen und waren weitergezogen, hinaus in die eisige Kälte und nur mit dem Notwendigsten ausgerüstet.
    »Sie werden erfrieren!« hatte Chandra gesagt und dabei die Hände zu Fäusten geballt. Sein dünnlippiger Mund war grausam verzogen, und in seinen Augen schien ein wildes Feuer zu brennen.
    Er war schon eine imposante Erscheinung, dieser Chandra.
    Hochgewachsen, breit in den Schultern und mit pechschwarzen schulterlangen Haaren, die von einem Stirnband zusammengehalten wurden. Sein Fellmantel reichte bis zum Boden, und in einer Schärpe trug er zwei armlange Messer. Das Gesicht schien aus einem Stück Holz geschnitzt worden zu sein, es wirkte kantig und hart. An Chandras linkem Ohrläppchen hing ein goldener Ring, ein Erbstück seines Vaters, der diesen Ring wiederum von seinem Vater geerbt hatte.
    Dieser Ring war es, der Chandra zum Führer der Sippe bestimmte. Denn wer ihn trug, dem wurde nachgesagt, magische Kräfte zu besitzen. Der Ring war in einer Walpurgisnacht geschmiedet worden, und der Überlieferung nach sollte der Satan ihn selbst geweiht haben. Wer diesen Ring besaß, der hatte auch die Macht, dem mußten sich die übrigen Mitglieder der Sippe unterwerfen.
    Doch es war innerhalb der Sippe zu Streitigkeiten gekommen. Schon seit Monaten ging es den Mitgliedern schlecht. Sie hatten kaum etwas zu essen, so gut wie kein Geld, und wohin sie kamen, wurden sie verjagt.
    Man war unzufrieden mit Chandra, und vor allen Dingen die Jüngeren gaben ihm dies deutlich zu verstehen.
    Im Kampf hatte Chandra einen von ihnen töten müssen, aber die Unzufriedenheit gärte weiter. Das Mißtrauen wurde stark wie ein Feuer, bis ein Teil der Sippe einfach auszog.
    Chandra hatte dies schwer getroffen. Er sah seine Qualitäten als Führer in Frage gestellt und mußte jetzt zum allerletzten Mittel

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