GK0205 - Flugvampire greifen an
die Gedanken arbeiteten. Er ließ sich jedoch zu keiner Erklärung herbei, sondern forderte die Mädchen auf, weiterzugehen.
Immer tiefer drangen sie in die unbekannte Schlucht ein. John Sinclair war wachsam wie nie. Die Waffe hatte er nachgeladen und hielt sie schußbereit in der Rechten. Seine Blicke waren überall. Er schaute auch nach oben, denn irgendwo auf dem nicht zu erkennenden Rand der Felsschlucht konnte der nächste Blutsauger lauern.
Doch vorerst geschah nichts.
Sie wurden nicht behelligt, und plötzlich wurde die Schlucht breiter und endete dann in einem Felsenkessel, dessen Seiten sich steil in die Höhe reckten. Einen Weg, um aus dem Kessel zu gelangen, konnte John in der herrschenden Dunkelheit nicht erkennen. Dafür aber sah er den Eingang einer Höhle und die Menschen, die sich davor scharten oder in die Höhle vordrangen.
Sie hatten die übrigen Passagiere gefunden.
John Sinclair ging schneller. Auch die Mädchen beeilten sich. Pamela lief sogar an John vorbei. Sie wollte zu ihren Schützlingen. Wer konnte es ihr verdenken?
Der Höhleneingang wurde bewacht. Von den Arabern. Breitbeinig standen die beiden mit Burnussen bekleideten Männer davor.
John ließ die Pistole verschwinden.
Zwei Schritte vor den Männern blieb er stehen.
Finster sahen sie ihn an.
»Ich schätze, wir sitzen alle in einem Boot«, sagte der Geisterjäger. »Laßt mich durch und macht keine Schwierigkeiten.«
Die Araber blickten sich an. Dann grinsten sie und traten zur Seite. Mit einem unguten Gefühl in der Magengegend ging John Sinclair in die Höhle.
Sie war relativ groß und besaß Nischen und Winkel. Einer der Passagiere hatte zufällig Kerzen bei sich gehabt. Es waren fünf und von der Länge eines Fingers. Drei brannten nur. Ihr Schein reichte kaum bis an die Decke, genügte aber, um Konturen und Umrisse erkennen zu können.
Pamela Morton war schon bei ihren Mädchen. Sie kam auf John zu und lächelte.
»Es ist niemand tot von uns«, sagte sie.
»Und von den anderen?«
»Auch keiner.«
John atmete innerlich auf. Die Gespräche der Menschen waren bei seinem Eintreten unterbrochen worden. Ein älterer Herr, der aus einer Platzwunde an der Stirn blutete, reichte ihm die Hand. »Ich möchte mich im Namen der Passagiere bei Ihnen bedanken«, sagte er. »Hätten Sie die Tür nicht geöffnet, wären viele von uns verbrannt.«
John winkte ab. »Alles halb so schlimm. Ich tat nur meine Pflicht.«
Der Mann blickte ihn ernst an. »Das sagen Sie so. Nein, nein, es war schon eine gute Tat.«
Die Überlebenden verhielten sich relativ ruhig. Nur ein etwa elfjähriges Mädchen saß neben seiner Mutter und weinte. Die Kleine hatte sich beim Sprung aus der Maschine den Fuß verstaucht. Mit rührenden Worten versuchte die Mutter ihr Kind zu trösten, obwohl die Frau selbst Trost nötig hatte.
John Sinclair hoffte darauf, daß die Überlebenden in diesen schrecklichen Stunden zu einer verschworenen Gemeinschaft zusammenwachsen würden.
Aber vorerst sah das nicht so aus.
Die Araber hockten zusammen. Sie hatten einen Toten zu beklagen. Der einzige bisher von den Passagieren. Was aus der Besatzung im einzelnen geworden war, wußte John nicht.
Der Sohn des Scheichs führte das große Wort. Mit zischender, dämagogisch klingender Stimme redete er auf seine Männer ein. Die beiden Burnusträger hatten sich jetzt auch zu ihnen gesellt. Die sieben Männer bildeten einen Kreis.
Johns Blicke wanderten weiter. Nicht weit von den Arabern saßen die beiden Stewardessen. Sie klammerten sich aneinander wie Ertrinkende.
Plötzlich standen die Araber auf.
Sofort spürte John Sinclair die Gefahr.
Und er sollte sich auch nicht getäuscht haben.
Die Araber hatten ihre Niederlage nicht vergessen. Geschlossen marschierten sie auf John Sinclair zu.
Sieben gegen einen.
Ein verdammt ungleiches Verhältnis…
***
Im Kamin brannte das Feuer. Die Flammen leckten wie gierige Finger an dem Gestell hoch, das Suko aus primitiven Mitteln gebastelt hatte.
Es war eine Art Schmelzpfanne. Sie bestand aus Eisen. Und da Eisen einen höheren Siedepunkt besaß als Silber, hofften Suko und Bill Conolly, daß das Silber schon bald in den flüssigen Zustand übergehen würde.
Sie hatten außer der Schale noch einige Tiegel gefunden. Sie waren kaum größer als ein Fingerhut, aber sie waren aus Silber, und das war schließlich das Entscheidende.
Marai stand neben dem Kamin. Sie hatte die Arme vor der Brust verschränkt und starrte in die Flammen,
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