GK053 - Frisches Blut für den Vampir
Direktionszimmer, und Joseph Hampshire ließ es sich trotz seiner Krankheit nicht nehmen, zu ihnen herunterzukommen. Im Internat brodelte eine schreckliche Aufregung. Die Schüler waren kaum zu beruhigen. Die Lehrer drohten mit drakonischen Strafen, doch das nützte nur wenig.
Niemand beachtete den Schrumpfkopf in der gläsernen Vitrine.
Niemand sah das höhnische Grinsen, das diese Teufelsfratze verzerrte…
***
Inspektor Ballard beorderte Sergeant Goody mit ein paar Männer auf das Schloss. Die Polizeibeamten rückten mit Scheinwerfern an. Damit leuchteten sie vor dem Schloss den Boden aus, um nach Fußspuren zu suchen. Sie fanden die Spuren von Ballard und jene von Doohan. Sonst fanden sie keine.
»Genau wie bei Bob Kelly«, sagte der Polizeiarzt, nachdem er sich den Toten kurz angesehen hatte.
Tony Ballard presste die Lippen grimmig zusammen, und er fragte sich, wie es wohl ausgegangen wäre, wenn nicht Doohan, sondern er dem Vampir in die Quere gekommen wäre. Vermutlich hätte er dann hier gelegen.
Ein unangenehmer Schauer lief über seinen Rücken.
Da ließ die Anwesenden ein furchtbar schriller Schrei erstarren.
Tony fasste sich am schnellsten. Er raste aus dem Direktionszimmer, hetzte die Stufen hinauf, dem fürchterlichen Schrei entgegen. Mit weiten Sätzen jagte er durch den Korridor. Er erreichte eine Tür und riss sie auf.
Dahinter schrie jemand gellend um Hilfe.
Ballard stürzte in Susan Mansons Zimmer.
Die trug ihre Brille nicht. Zitternd und schreiend presste sie sich in eine Ecke. Ihr hübsches Gesicht war von einer wahnsinnigen Angst verzerrt. Außer ihr war niemand im Raum.
Als sie Tony Ballard erkannte, schnellte sie aus der Ecke, flog ihm entgegen und warf sich laut aufschluchzend an seine Brust.
»Was ist passiert, Miss Manson?«, fragte Tony atemlos.
»Er war hier, Inspektor. Er war hier in meinem Zimmer.«
»Wer war hier?«
»Der Mann mit dem roten Haar.«
»Was für ein Mann…? Ach, Sie meinen einen der beiden Einbrecher?«
»Ja, ja, Inspektor. Er war hier. Er ist ein Vampir. Er kam auf mich zu. Ich habe ihn nicht eintreten gehört. Plötzlich stand er da. Mitten im Zimmer. Er kam auf mich zu. Seine Zähne… Sie sind so furchtbar lang … Blut klebte an ihnen. Blut glänzte auch in seinen Augen. Gott, was waren das für Grauen erregende Augen. Er wollte sich auf mich stürzen, da habe ich angefangen zu schreien. Es war furchtbar, Inspektor. So furchtbar!«
Ein Weinkrampf schüttelte Susan Manson. Tony versuchte sie zu beruhigen. Es nützte nichts. Der Schock war ihr zu tief in die Glieder gefahren. Schluchzend hing sie in seinen Armen und drohte jeden Augenblick zusammenzusacken.
Sie trug einen himmelblauen Morgenrock über dem dünnen Nylonnachthemdchen. Tony führte sie zum Bett und riet ihr, sich zu setzen.
Matt Craner kam.
Tony bat ihn, er solle sich um Susan kümmern. Dann verließ er das Zimmer.
Susan Manson war nirgendwo besser aufgehoben als in Craners Armen.
***
Man brachte auch William Doohans Leichnam ins Leichenschauhaus. Tony Ballard fuhr hundemüde nach Hause. Tags darauf – er war gerade beim Frühsport, um sich die Müdigkeit aus dem Körper zu treiben – schlug das Telefon bei ihm an.
Schnell wischte er sich den Schweiß ab, dann ging er an den Apparat.
»Ballard!« Er hoffte, Vickys Stimme zu hören, denn heute war der große Tag, an dem die Leihbücherei geschlossen hatte.
Am anderen Ende des Drahtes war jedoch nicht Vicky, sondern Rob Newman, der Mann vom Leichenschauhaus.
»Was gibt es, Rob?«, fragte Tony.
»Können Sie es einrichten, auf einen Sprung bei mir vorbeizuschauen, Tony?«
»Worum geht es?«
»Ich will Ihnen etwas zeigen.«
»Etwas Unangenehmes?«
»Wie man's nimmt. Kommen Sie?«
»Ja.«
»Wann?«
»Sagen wir in einer Stunde.«
»Okay, Tony.«
Sie legten gleichzeitig auf. Danach turnte Ballard weiter.
Als er sein Pensum erfüllt hatte, verzehrte er ein frugales Frühstück. Anschließend verließ er sein Haus. Er setzte sich in den Thunderbird und fuhr bei Vicky vorbei. Sie war nicht zu Hause. Er erinnerte sich daran, dass sie gesagt hatte, sie würde den Vormittag für einige Besorgungen benutzen, verfrachtete sich wieder in seinen kaffeebraunen Wagen und fuhr zum Leichenschauhaus.
»Da bin ich«, sagte er lächelnd, als er in Newmans kleines, aber zweckmäßig eingerichtetes Büro trat.
Rob Newman wirkte nervös. Er bot dem Inspektor Platz an, stellte zwei Gläser auf den Schreibtisch und füllte sie mit Scotch,
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