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GK178 - Das Haus der Verdammten

GK178 - Das Haus der Verdammten

Titel: GK178 - Das Haus der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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Hörer auflegen konnte, kreischte der Anrufer: »Uns kriegen Sie nie raus, Wise! Nie! Nie! Nie!«
    »Wovon sprechen-Sie denn?«
    »Sie wissen, wovon ich rede, Wise. Nie kriegen Sie uns raus! Da können Sie machen, was Sie wollen!«
    »Ach, Sie sind ja nicht richtig im Kopf.«
    »Ich warne Sie, Wise. Lassen Sie’s lieber bleiben. Es könnten schlimme Dinge passieren, wenn Sie unseren Widerstand zu brechen versuchten.«
    Wise sah rot. »Sie wollen mir drohen?« schrie er zornig.
    »Nicht drohen, Wise«, kicherte der Anrufer gemein. »Nur warnen will ich Sie. Denken Sie an Ihre Familie. Denken Sie an sich selbst. Wäre doch schade, wenn einem von euch etwas zustoßen würde.«
    »Also das ist doch wirklich die Höhe!« brüllte Wise in die Membrane. Aber der Anrufer war bereits weg. Er hatte eingehängt. Wise starrte den Hörer feindselig an. Er knirschte laut mit den Zähnen. Wutentbrannt schleuderte er den Hörer in die Gabel. »So nicht!« knurrte er kehlig. »So geht es ganz bestimmt nicht, Leute!« Mit schnellen Schritten kehrte er ins Speisezimmer zurück. Als Betty seinen wütenden Gesichtsausdruck sah, erschrak sie.
    »Was ist vorgefallen, Dad?« fragte sie mit sorgenvollem Blick.
    »Nichts, Kind«, stieß Wise heiser hervor. Er schaute seinen Schwiegersohn kurz an. Mit ihm hätte er darüber gesprochen, und er würde es später auch tun. Aber Betty wollte er nicht beunruhigen. »Es ist fast nichts. Ein Irrer hat mich geärgert. Das ist alles.«
    ***
    Das Kündigungsschreiben persönlich zu überbringen, machte James Dern nicht das geringste aus. Nelson Wises Schwiegersohn hatte ihn darum gebeten, und er setzte sich am nächsten Vormittag sogleich in Marsch, um dieser Verpflichtung nachzukommen. Er war ein Mann, der sehr viel auf ein elegantes Äußeres hielt. Bei seinem Verdienst konnte er es sich leisten, stets nach der neuesten Mode gekleidet aufzutreten, ohne deshalb wie ein Gigolo zu wirken. Er fand stets mit absoluter Sicherheit das Mittelmaß der dezenten Eleganz. Bevor er sein Büro verließ, diktierte er seiner Sekretärin noch rasch zwei Briefe. Das blonde Mädchen mit dem engen Pulli saß mit durchgebogenem Rückgrat an der elektrischen Schreibmaschine, und tippte ab, was sie stenographiert hatte, als Dern seinen Hut aufsetzte und den Schirmstock zur Hand nahm.
    »In einer Stunde bin ich längstens wieder zurück«, sagte Dern.
    Die Blondine nickte und schenkte ihm ein anhimmelndes Lächeln. Sie wollte weiterkommen und dachte, dies wäre der richtige Weg.
    »Ist recht, Mr. Dern.«
    »Sollte irgendein wichtiger Anruf für mich kommen…«
    »Dann stelle ich zu Ihrem Autotelefon durch.«
    »Ja«, sagte Dern. »Aber nur dann, wenn es wirklich dringend ist.«
    »Selbstverständlich, Mr. Dern.«
    »Schön. Also bis später.«
    »Auf Wiedersehen, Mr. Dern«, sagte die Blondine und hackte dann eifrig auf der Schreibmaschine weiter. Der Verwalter fuhr mit dem Bürohauslift zur Tiefgarage hinunter und setzte sich in seinen Bentley. Bis zur Coronet Street reichte eine Fahrzeit von zehn Minuten. Als Dern an jener Baustelle vorbeikam, die langsam an die Coronet Street heranwuchs, verlangsamte er das Tempo etwas. Er blickte zu dem zwölfstöckigen Rohbau hinauf. Dort oben wurde ebenso emsig gearbeitet wie hier unten. Bald würde es diese kleinen alten Häuser nur noch auf alten Fotografien zu sehen geben, während hier eine Superstadt aufragen würde, die sogar Amerika, das Land der unbegrenzten Möglichkeiten, vor Neid erblassen lassen würde.
    Der Bentley rollte in die Coronet Street.
    Dern betrachtete die leerstehenden Häuser. Welch eigenartigen Eindruck machen unbewohnte Häuser, dachte er verwundert. Sie vermitteln einem unterschwellig das Gefühl von Vergänglichkeit und Tod. Hüllen sind sie nur noch, in denen sich kein Leben mehr befindet. Gestorben sind sie, obwohl sie hier noch stehen. Gestorben, ihrer Funktion beraubt, nutzlos geworden.
    Dern trat auf die Bremse.
    Der Bentley blieb vor der Dysartschen Familienpension stehen. Der Verwalter stieg aus seinem Wagen und rückte seine Krawatte zurecht. Auf ihren korrekten Sitz achtete er ganz besonders. Ein prüfender Blick noch auf die sauberen Schuhe. Sie spiegelten. Dern war mit seinem Äußeren mal wieder sehr zufrieden. Seine Hand glitt in die Brusttasche des taillierten Nadelstreifjacketts. Die Finger berührten das Kündigungsschreiben, das er dem Ehepaar Dysart zu überbringen hatte. Diese Berührung genügte Dern. Er nahm das Schreiben jetzt noch

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