GK245 - Die Satansdragoner
schlimmen Fehler!« schrie Baker gereizt. »Wirf auf der Stelle das verfluchte Ding weg!«
Es pochte heftig in Vickys Kopf. Sie dachte nicht daran, Sian Bakers Befehl zu befolgen. Sie spannte jeden Muskel ihres jungen, kräftigen Körpers, und dann schlug sie mit aller Kraft, die sie aufbringen konnte, zu.
Der Dämon stieß einen krächzenden Entsetzensschrei aus. Soviel Courage hatte er Vicky Bonney offenbar nicht zugetraut. Sie ließ sich von seinem Aussehen nicht einschüchtern. Im Gegenteil, sie brachte es sogar fertig, ihn auf eine Weise zu attackieren, die ihn unter Umständen das Leben kosten konnte.
Baker machte einen blitzschnellen Schritt zur Seite. Das schmiedeeiserne Kreuz sauste herab und streifte seine Schulter.
Ein langgezogenes Schmerzgeheul entrang sich seiner Kehle. Er spie kleine rote Flammen auf den Boden, während aus seinen Augen ein greller Funkenregen stob. Da, wo ihn das Kreuz getroffen hatte, bildeten sich große Brandblasen. Vicky riß die schwere und sehr wirkungsvolle Waffe noch einmal hoch. Diesmal ließ sie das Kreuz waagrecht durch die Luft fegen.
Das Schmiedeeisen hätte den Dämon vermutlich in der Mitte auseinandergehauen, wenn der Schlag getroffen hätte. Doch Sian Baker hatte gerade noch rechtzeitig reagiert und sich mit einem ungestümen Sprung aus dem Gefahrenbereich katapultiert.
Haarscharf verfehlte das Kreuz sein Ziel.
Das wurde Vicky Bonney zum Verhängnis. Sie hatte zuviel Schwung in diesen Schlag gelegt, und da es nicht zu dem Aufprall kam, der den Schwung jäh gestoppt hätte, wurde das Mädchen vom weitersausenden Kreuz hart herumgerissen.
Vicky verlor dabei die Balance.
Ehe sie das Gleichgewicht wiederfinden konnte, fiel sie. Instinktiv ließ sie das Kreuz los, um den Fall mit den Händen abzufangen. Sian Baker stieß ein Triumphgeheul aus, als er sah, daß das Mädchen seine gefährliche Waffe verloren hatte.
Mit glutroten Augen setzte er zum Sprung an.
Vicky stemmte sich hoch. Sie versuchte, das zwei Meter von ihr entfernt liegende Kreuz zu erreichen, doch zu spät…
Sian Baker ließ das nicht mehr zu.
***
Ich kaute nervös an meinem Lakritzenbonbon. Die Pressekonferenz war längst zu Ende, aber Vicky war im Wellington-Hotel immer noch nicht eingetroffen. Mehrere Telefonate hatten mich noch keinen Schritt weitergebracht. Immer wieder hörte ich ungefähr dieselben Worte: »Tut mir leid, Mr. Ballard, aber ich habe nichts von ihr gehört.« Langsam machte mich das Warten krank.
Ich war noch erschöpft von jenem Abenteuer, das erst wenige Stunden hinter uns lag. Wir hatten einem teuflischen Uhrmacher das Handwerk gelegt und die von ihm erschaffenen Untoten vernichtet. [3]
Nachdem der kräfteraubende Kampf entschieden gewesen war, hatte ich mich auf den Heimflug nach England mit Vicky und Mr. Silver gefreut.
Mr. Silver stand am Fenster und blickte auf die Straße hinunter. Jetzt wandte sich der Ex-Dämon um und blicke mich mit seinen perlmuttfarbenen Augen traurig an. »Ich hätte nicht von ihrer Seite weichen dürfen, dann müßten wir uns jetzt keine Sorgen um sie machen.«
Es war schon eine verzwickte Sache. Mr. Silver hatte gleichzeitig richtig und falsch gehandelt. Es war richtig gewesen, Vicky zu verlassen und mir zu Hilfe zu eilen, denn ich mußte mich mit drei gefährlichen Untoten herumschlagen, die mich höchstwahrscheinlich besiegt und getötet hätten, wenn mein Freund und Kampfgefährte nicht im entscheidenden Moment an meine Seite getreten wäre. Dadurch, daß Mr. Silver die Pressekonferenz und somit auch Vicky Bonney verlassen hatte, hatte er mir das Leben gerettet. Gleichzeitig aber hatte er auch das Mädchen einer Gefahr preisgegeben, von der er zu diesem Zeitpunkt noch keine Ahnung haben konnte.
Ich hatte mir eine Flasche Pernod aufs Zimmer bringen lassen und goß mein Glas nun zum zweitenmal voll.
Der Hüne mit den Silberhaaren wies auf den Telefonapparat, der neben mir auf dem Beistelltisch stand. »Du solltest Captain Gilling anrufen, Tony.«
»Und was soll ich ihm sagen?«
»Daß Vicky Bonney spurlos verschwunden ist. Er wird nach ihr fahnden lassen. Die Polizei hat eine Menge mehr Möglichkeiten als wir.«
Ich hatte gehofft, die Polizei nicht einschalten zu müssen, aber Mr. Silver hatte recht. Es mußte sein. Ich durfte damit nicht mehr länger warten. Hastig leerte ich mein Glas. Ich stellte es neben den Apparat und überlegte mir, was ich dem Captain sagen sollte. Daß Vicky von der Pressekonferenz nicht nach Hause
Weitere Kostenlose Bücher