GK245 - Die Satansdragoner
kannte den Mann aber nicht persönlich. Daß sein Ruf nicht gerade der allerbeste war, war mir jedoch sehr wohl bekannt.
Perry Tashlin hob die schmalen Schultern. »Eine reine Spekulation von mir, Mr. Ballard. Verzeihen Sie, daß sie danebenging. Hatten Sie schon mal geschäftlich mit Mr. Baker zu tun?«
»Nein, noch nie.«
»Und Miß Bonney?«
»Sie kennt ihn ebensowenig wie ich.«
»Tatsache?«
»Denken Sie, ich sage bewußt die Unwahrheit?« erwiderte ich beinahe schroff. Ich mag es nicht, wenn jemand an meinen ehrlichen Worten zweifelt.
»Vielleicht tun Sie’s unbewußt.«
»Was wollen Sie damit sagen?« fuhr ich den Reporter ärgerlich an.
»Nun, Sie behaupten, Miß Bonney kennt Sian Baker nicht.«
»So ist es.«
»Wie erklären Sie sich dann, daß Mr. Sian Baker Miß Bonney heute nach der Pressekonferenz abgeholt hat? Miß Bonney begrüßte ihn wie einen alten Bekannten und setzte sich zu ihm in den Rolls-Royce. Ich habe es selbst gesehen.«
Ich hörte kaum, was Tashlin sonst noch sagte. Vicky hatte mir noch nie von Sian Baker erzählt. Wenn sie ihn gekannt hätte, hätte sie seinen Namen wenigstens einmal erwähnt. Sie sollte den Schrotmillionär wie einen guten Bekannten begrüßt haben! Unmöglich! Ich war sicher, daß an dieser Geschichte irgend etwas faul war, und ich hatte die Absicht, der Sache unverzüglich auf den Grund zu gehen…
***
»Ja, bitte?« fragte das Mädchen. Es musterte mich mit seinen rehbraunen Augen.
»Miß Jane Onslow?« erkundigte ich mich und bemühte mich um ein freundliches Lächeln. Wir hatten Sian Bakers Adresse von Perry Tashlin bekommen. Der Reporter wußte uns auch zu erzählen, daß Baker dieses Zwölfzimmerapartment nicht allein, sondern mit seiner langjährigen Freundin bewohnte.
»Ja«, sagte das brünette Mädchen. Die Tür ging noch nicht weiter auf. »Und wer sind Sie?«
»Mein Name ist Anthony Ballard.« Ich wies auf meinen Freund. »Und das ist Mr. Silver.«
»Und was wünschen Sie?«
»Ist Mr. Sian Baker zu Hause?«
»Nein.«
Mir schien, als wäre Jane Onslow froh darüber. Ich fragte: »Haben Sie eine Ahnung, wann er heimkommen wird?« Sie verneinte abermals, und sie wußte auch nicht, wohin Baker gegangen war. Ich erklärte ihr den Grund unseres Kommens. Sie ließ uns eintreten. Im Livingroom erzählte sie uns von dem Streit, den sie mit Sian Baker gehabt hatte. Ich bemerkte, wie sich ihre schmalen Hände zu Fäusten zusammenkrampften.
»Manchmal hasse ich ihn wie die Pest!« sagte Jane aggressiv. »Immer wieder sage ich mir, es wäre besser für mich, ihn zu verlassen, aber er hat eine Menge Geld, und Geld hat nun mal eine sehr, sehr große Bedeutung für mich. Wenn man so lange wie ich keines gehabt hat, nimmt man dafür vieles in Kauf.«
Von einer Vicky Bonney habe Sian Baker nie gesprochen, erzählte uns Jane. Sie könne sich nicht erklären, weshalb Baker das Mädchen abgeholt habe, und sie wisse auch nicht, wohin er mit ihr anschließend gefahren sei. Ich hatte nicht den Eindruck, daß Jane Onslow befürchtete, durch ein anderes Mädchen von ihrem Stammplatz an Bakers Seite verdrängt zu werden. Daß Baker mit Vicky irgendwohin gefahren war, störte sie nicht im geringsten. Mich störte es hingegen sehr.
»Würden Sie mir einen Gefallen tun, Miß Onslow?« fragte ich.
»Aber gern.«
»Mr. Silver und ich wohnen im Hotel Wellington. Egal, um welche Zeit Mr. Baker nach Hause kommt, rufen Sie uns umgehend an, okay?«
»Meinetwegen. Soll ich Sian von Ihnen erzählen?«
»Lieber nicht.«
»Befürchten Sie, daß Sian mit Ihrer Freundin etwas angestellt haben könnte, Mr. Ballard?«
Mir gab es einen Stich mitten ins Herz. »Das«, sagte ich mit belegter Stimme, »hoffe ich in Mr. Bakers Interesse nicht.«
***
Aus! dachte Vicky Bonney in diesem Augenblick. Jetzt ist alles aus!
Das Scheusal starrte sie mit haßerfüllten Augen an. Zwei Meter bis zum schmiedeeisernen Kreuz. Nur zwei Meter – und doch unerreichbar. Sian Baker konnte seinen Jähzorn nicht mehr eindämmen. Dieses verdammte Mädchen hätte ihn beinahe fertiggemacht. Es hatte wirklich nicht mehr viel gefehlt. In seiner Schulter wühlte immer noch der entsetzliche Schmerz, der ihn rasend machte. Er dachte nicht mehr an Rufus und die Dämonenclique, zu denen er Vicky Bonney bringen sollte. Er dachte nur noch an seine Rache, die keinerlei Aufschub mehr vertrug.
Blutgierig leckte er sich über die schwarzen Lippen.
»Ich habe dich gewarnt!« fauchte das Monster. »Du wolltest
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