GK245 - Die Satansdragoner
quallenartigen Augen feindselig an. Ihre Wangen waren so rot, daß zu befürchten war, gleich würde sie der Schlag treffen.
»Verkommenes Biest!« geiferte die Fette. Das galt nicht mir, sondern der Gesprächspartnerin.
»Hören Sie, ich müßte mal ganz dringend telefonieren!« sagte ich bittend.
»Sie sehen doch, daß ich jetzt dran bin!« fauchte mich die Dicke an.
O ja, das sah ich. Man konnte sie einfach nicht übersehen. Und auch nicht überhören.
»Nur eine Sekunde«, flehte ich.
»Kommt nicht in Frage!« Und weiter ging der vokale Schlagabtausch. Die andere blieb der Dicken nichts schuldig. Sie schien sogar allmählich Oberwasser zu bekommen. Jedenfalls wußte die Fette bald nicht mehr, was sie erwidern sollte. Ihr ging die giftige Munition aus. Sie japste immer häufiger nach Luft, wohl jedesmal dann, wenn ihr die andere einen schmerzhaften Tiefschlag verpaßte.
Schließlich kam aus ihrem bebenden Mund nur noch ein heulendes: »Du… du … du …« Und dann schleuderte sie den Hörer an den Haken und schob sich mit Zorntränen in den Augen aus dem Glaskasten. Sie hätte mich über den Haufen gerannt, wenn ich nicht blitzschnell zur Seite gesprungen wäre.
Der Hörer war noch warm, als ich ihn vom Haken nahm.
Ich rief das Hotel Wellington an und hatte gleich darauf Mr. Silver am Apparat.
»Irgendwelche Neuigkeiten?« fragte ich hoffend.
»Nichts«, sagte mein Freund und Kampfgefährte ernst. »Kein Lebenszeichen von Vicky. Kein Anruf von Jane Onslow. Bis vor einer Sekunde dachte ich schon, jemand hätte das Telefon abgestellt.«
Mr. Silver verfügte in Streßsituationen über außergewöhnliche Fähigkeiten, die uns schon oft aus der Klemme geholfen hatten. Ich bat ihn zu versuchen, mit Vicky telepathischen Kontakt aufzunehmen. Manchmal klappte das verblüffend gut. Auf diesem Wege hätte Vicky dem Hünen mit den Silberhaaren mitteilen können, wo sie sich im Moment befand.
Doch der Ex-Dämon nahm mir auch diese Hoffnung. »Ich hab’s bereits versucht, Tony. Mehrmals. Es hat nichts genützt. Ich kann Vicky nicht erreichen.«
»Woran kann das liegen?« fragte ich enttäuscht.
»Vielleicht wird sie magisch abgeschirmt.«
»Versuch’s noch mal«, bat ich meinen Freund, obgleich ich wußte, wie sehr er sich damit quälen mußte. »Vielleicht gelingt es dir doch noch, Vicky zu kontaktieren.«
Mr. Silver wußte, wie sehr ich darunter litt, nicht zu wissen, wo Vicky steckte, deshalb versprach er mir, sich noch einmal mit aller Kraft seiner telepathischen Fähigkeiten zu bedienen.
»Warst du bei Captain Gilling?« fragte er mich anschließend.
»Ich komme gerade von ihm.«
»Was hast du erreicht?«
»Gilling wird uns helfen, so gut er kann. Verflucht noch mal, wenn wenigstens Sian Baker wieder auf der Bildfläche erscheinen würde, dann könnten wir ihn fragen, was für eine Rolle er bei dieser merkwürdigen Sache spielt.«
»Jane Onslow wird es uns wissen lassen, wenn er zu Hause eintrifft«, sagte Mr. Silver überzeugt.
»Das hoffe ich, und ich wäre froh, wenn es bald wäre.«
»Kommst du jetzt ins Hotel?«
»Was sollte ich sonst tun?« fragte ich seufzend und hänge ein.
An der nächsten Straßenecke bekam ich ein Taxi. Ich setzte mich in den Fond, nannte dem Fahrer den Namen meines Hotels und fing wieder zu grübeln an. Dieser verflixte Schrottmillionär. Was hatte der mit Vicky zu tun? In den Berichten, die ich über ihn gelesen hatte, stand ganz offen, daß er nicht gerade den vorbildlichsten Charakter hatte. Ein Emporkömmling, der die Manieren der Gosse noch nicht abgelegt hatte. Ein böser, ein gemeiner Mensch. Möglicherweise mit den Mächten der Finsternis im Bunde. Vielleicht ein Handlanger des Bösen? Auf Grund seines üblen Charakters wäre er dafür prädestiniert gewesen.
Hatte Sian Baker mein Mädchen im Auftrag des Bösen abgeholt und verschleppt? Mir strich bei diesem Gedanken etwas eiskalt über den Rücken. Wenn das wahr war, was ich mir da zusammenreimte, konnte ich Vicky nur mit Hilfe von Sian Baker wiederfinden.
Kehrte er deshalb nicht mehr in sein Zwölfzimmerapartment zurück?
Das Taxi hielt schon lange. Ich hatte es immer noch nicht bemerkt. Nun hörte ich den Fahrer: »He, Mister!«
Ich hob verwirrt den Kopf. »Ja?«
»Wir sind hier. Hotel Wellington, das war doch die Adresse, oder?«
»Ja. Ja, natürlich«, sagte ich zerstreut. »Was kriegen Sie?«
Er nannte den Fahrpreis. Ich rundete auf den übernächsten Dollar auf und sagte: »Stimmt so.«
»Oh,
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