GK249 - Die Furie
gekommen war.
Man konnte sie als eine Art Reflex bezeichnen. Teres Pool wandte ihm sogleich wieder ihr hübsches Gesicht zu. Neue Hoffnung flackerte in ihren Augen. Na bitte, stöhnte der junge Mann im Geist. Jetzt hast du die Bescherung. Du wirst dieses Mädchen nicht mehr los.
Sie hat es in sich, dir zum Verhängnis zu werden. Verflucht noch mal, warum willst du ihr nun doch helfen? Warum bist du nicht froh, daß sie endlich geht? Was hast du vor? Suchst du nach einer neuen verrückten Art, Selbstmord zu begehen?
»Ich weiß nicht, wohin ich soll«, sagte Teres.
»Hast du keine Freunde?«
»Nicht mehr. Das Böse in mir hat sie alle vertrieben. Sie wollen nichts mehr von mir wissen.«
»Ich kann sie verstehen«, knurrte John Morton mit harten Zügen.
Traurigkeit legte sich über Teres Pools Augen. »Du weißt nicht, wie unglücklich ich bin, John«, sagte sie tonlos.
Er bedeutete ihr mit einer Kopfbewegung, sie solle mit ihm ins Wohnzimmer kommen. Dort wies er auf das Sofa und brummte: »Setz dich.«
Sie nahm Platz, legte die Hände in den Schoß, sagte kein Wort.
John begab sich zur Kommode und entnahm der Schublade die Walther-Pistole. »Erinnerst du dich an das Ding?«
Teres nickte. »Ich hatte lange Zeit große Schmerzen.«
»Ich werde versuchen, dafür geweihte Silberkugeln zu bekommen, dann kann der Teufel in dir mir nichts mehr anhaben.«
»Ich fürchte, die Zeit wird nicht reichen, John…«
Morton zog die Brauen zusammen. Eine steile Falte kerbte sich in seine Stirn. »Was hast du vor?«
»Gib mir bitte etwas zu trinken, John.«
Morton füllte zwei Gläser mit kanadischem Whiskey. Teres leerte das ihre auf einen Zug. Dann schaute sie John ernst und durchdringend an. »Es gibt in Chicago eine Vereinigung, die sich der ›Weiße Bund‹ nennt. Es handelt sich hierbei um Personen, die den Mächten der Finsternis den Kampf angesagt haben. Der Leiter des ›Weißen Bundes‹ ist Jack Mannings, ein Mann, der weder Tod noch Teufel fürchtet. Er und seine Freunde haben dem Bösen bereits, zahlreiche Niederlagen bereitet. Mannings versteht sehr viel von Teufelsaustreibung. Er hat schon vielen Menschen, die sich in einer ähnlich verzweifelten Lage wie ich befunden haben, geholfen. Es gelang ihm und seinen Freunden, zahlreiche Besessene zu erlösen. Der ›Weiße Bund‹ ist die einzige Chance, die ich noch habe, John. Du mußt mich dorthin bringen.«
Morton nippte an seinem Drink.
Der Whiskey floß wie Feuer in seine Kehle.
»Weshalb benötigst du dazu meine Hilfe?« fragte er das Mädchen verwundert. »Warum gehst du nicht allein zu Jack Mannings?«
»Der Dämon in mir würde das niemals zulassen. Er würde meine Schritte in die Irre leiten. Er würde mich immerzu im Kreis laufen lassen, bis ich vor Erschöpfung zusammenbreche.« Teres wies auf das Goldkreuz. »Das Kruzifix hat ihn zwar geschwächt, aber er hat immer noch große Macht über mich. Es wäre mir allein unmöglich, den ›Weißen Bund‹ zu erreichen. Deshalb brauche ich deine Hilfe.«
Morton blickte in sein Glas. »Na schön. Wann möchtest du zu Mannings gehen?«
»Am liebsten jetzt gleich«, sagte Teres Pool hastig. »Je weniger Zeit wir verlieren, desto größer ist die Chance, den Dämon zu besiegen. Wenn die Dämmerung kommt, wird er wiedererstarken… Bis dahin muß ich mich in Jack Mannings Obhut befinden, sonst bin ich nicht mehr zu retten.«
Morton stellte sein Glas weg und nickte mit düsterer Miene. »Okay, Mädchen. Dann komm!«
***
Ich blickte auf meine Armbanduhr. Es war kurz vor zehn. Wir hatten noch genügend Zeit, brauchten uns kein Bein auszureißen. Ich wandte mich um. Auf dem tiefen, weichen Sofa saß Vicky Bonney, meine hübsche, blonde Freundin, und sah mich mit ihren himmelblauen Augen unzufrieden an.
Ihr Gepäck stand mitten im Zimmer. Es war eine von mir beschlossene Sache, daß Vicky keinen Tag länger in Chicago bleiben sollte. Das Flugticket lag für sie auf dem O’Hare-Airport bereit. Wir brauchten es nur noch eine halbe Stunde vor dem Abñug abzuholen, und dann würde meine Freundin allein die Heimreise nach England antreten, während mein Freund und Kampfgefährte, der Ex-Dämon Mr. Silver, noch eine Weile in der Metropole am Michigansee bleiben wollte, weil hier einiges noch nicht die gewünschte Ordnung hatte.
Vicky war Schriftstellerin.
Ihre Werke wurden in acht Sprachen übersetzt, und eines ihrer Bücher war von Hollywood verfilmt worden. Vicky durfte auch das Drehbuch für den Streifen
Weitere Kostenlose Bücher