GK278 - Die Bestie
aber begab sich Tharus niemals gern in diesen regenerierenden Schlaf. Viel lieber wäre er wach geblieben, und diese Chance war ihm vielleicht geboten, wenn er Ballards Seele in die Hölle brachte.
»Nun, was sagst du?« fragte Karuma ungeduldig.
»Wann treffen Ballard und seine Freunde in Bombay ein?« fragte Akbar zurück.
»Wenn sie eintreffen, wird es bald geschehen.«
Akbar blickte auf seine Zehen. »Angenommen, ich lasse es zu, daß Tharus aus seinem Schlaf gerissen wird…«
»Ja?« sagte Karuma hastig. »Ja?«
»Angenommen, der Jet stürzt ab. Dann wurde Tharus umsonst geweckt.«
»Dann machen wir es folgendermaßen: Warten wir erst noch ab. Kommt die Maschine in Bombay an, dann holst du Tharus aus seinem Schlaf…«
»Du weißt nicht, was du von mir verlangst, Karuma.«
»Ich biete Tharus die Möglichkeit, der berühmteste Dämon in den Dimensionen des Schreckens zu werden.«
»Man kann ihn nicht so einfach wecken, wie du dir das vorstellst«, kam Akbars nächster Einwand. Doch Karuma ließ sich nicht entmutigen. Er spürte, daß er den Hüter des Dämonenschlafs bereits fast überredet hatte.
»Ich bin bereit, alle Bedingungen zu erfüllen«, sagte Karuma.
Akbar winkte dem Neger. »Folge mir.«
Karuma ging mit dem buckligen Greis. Sie betraten eine unterirdische Kammer, deren Wände trübe schimmerten. Karumas Herz schlug höher, als er Tharus sah. Der mächtige Dämon war in diesem Raum trotz seiner geistigen Abwesenheit unheimlich präsent.
Karuma starrte Tharus ehrfürchtig an.
Tharus – das war nicht mehr als ein bleicher, grinsender Totenschädel mit langem, schlohweißem Haar. Der Kopf ruhte auf einem purpurnen Kissen. Eine gespenstische Aura umgab ihn. Die Kraft, über die der Dämon in wachem Zustand verfügte, war deutlich zu spüren.
»Es wird nicht leicht sein, ihn aus seinem magischen Schlaf zu reißen«, sagte Akbar ernst.
»Ich werde alles tun, was du von mir verlangst«, sagte Karuma eifrig. »Alles.«
»Ich müßte eine alte Hindu-Schale haben.«
»Sag mir, wo ich sie finde, und ich hole sie dir«, sagte Karuma.
»Eine dieser wertvollen Schalen befindet sich in der Archäologischen Abteilung des Museums von Bombay«, erklärte Akbar.
Der Schwarze nickte nervös. »Du kriegst sie. Schon morgen.«
»Du müßtest sie stehlen.«
»Kein Problem«, behauptete Karuma. Sie verließen die Kammer wieder, in der Tharus schlief.
Draußen sagte Akbar mit hohler Stimme: »Das ist leider noch nicht alles, Karuma. Du müßtest außerdem noch das Herz eines Menschen beschaffen und es mir in dieser Schale bringen.«
Der Anführer der Kaiman-Bande zögerte keine Sekunde. »In Ordnung«, sagte er zuversichtlich. »Du wirst beides von mir erhalten. Morgen!«
***
Es sah nicht so aus, als ob wir diesen Flug heil überstehen würden. Mr. Silver kam in die Kanzel. Ich hatte mit meinem magischen Ring versucht, die Fenster wieder durchsichtig zu machen, doch es war mir nicht gelungen.
Wir sahen nichts.
Mel Rennon versuchte nach wie vor verzweifelt, wieder Funkkontakt zu bekommen, doch er hatte damit kein Glück. Mr. Silver warf mir einen ernsten, fragenden Blick zu.
Ich hob die Schultern. Es war eine hilflose, ratlose Geste.
Plötzlich stieß Rennon einen krächzenden Schrei aus. Mich schauderte. »Da!« schrie der Copilot. Er wies auf das Fenster. »Mr. Ballard! Sehen Sie nur!«
Ich sah nichts.
Der Pilot mußte eine Halluzination haben. »Was ist denn?« fragte ich gepreßt.
»Sehen Sie’s denn nicht?«
»Was, Rennon?«
»Diese Fratze. Es ist die rote Fratze eines Teufels. Er starrt mich an. Er grinst. Er hat gelbe Augen. Und Hörner auf dem Schädel. O Gott! O mein Gott! Wieso sehen Sie denn diese Bestie nicht?«
Mr. Silver sprang nach vorn. Er hämmerte seine Silberfaust gegen das Fenster. Wir hörten ein Zischen und Knistern.
»Ist der Teufel immer noch da, Mr. Rennon?« fragte ich den Copiloten.
»Nein«, ächzte dieser. »Mr. Silver hat sein Gesicht zerschlagen, als bestünde es aus Porzellan. Aber… aber er wird wiederkommen! Ich weiß, daß er wiederkommen wird! Herr im Himmel, ich habe solche Angst vor dieser schrecklichen Erscheinung. Er kann bestimmt durch das Fenster steigen. Er wird sich auf mich stürzen und mir die Seele aus dem Leib reißen.«
»Das wird er nicht tun«, sagte ich.
»Weil wir auf Sie aufpassen werden«, bemerkte Mr. Silver und legte dem Copiloten seine Hand beruhigend auf die Schulter.
»Versuchen Sie, nicht mehr an die Erscheinung zu
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