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GK317 - Das zweite Leben der Marsha C.

GK317 - Das zweite Leben der Marsha C.

Titel: GK317 - Das zweite Leben der Marsha C. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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durften ihm nicht zufallen. Er gähnte und streckte sich.
    Im Haus herrschte totale Stille. Normalerweise war ein solcher Friede wohltuend. Wer wünschte ihn sich nicht?
    Aber in dieser Nacht zerrte gerade diese Ruhe an Frank Esslins Nerven. Er konnte nicht mehr länger stillsitzen, erhob sich, ging mit lautlosen Schritten auf dem dicken Teppich hin und her.
    Vier Menschen hatte Marsha Caan im Handumdrehen getötet. Würde es ihr wirklich nicht möglich sein, sich auch das fünfte Opfer zu holen?
    Sie war voller Bosheit und Tücke. Und sie war zu Dingen fähig, die sich kein Mensch vorstellen konnte.
    Frank Esslin blickte auf den Kolben der Waffe, der aus seinem Gürtel ragte, und mit einemmal zweifelte er daran, daß er dem Engel des Todes damit etwas anhaben konnte.
    Plötzlich hallten Schläge durch das Haus.
    Frank zuckte zusammen.
    Es war kurz vor Mitternacht.
    Was hatte das zu bedeuten? Wer schlug so ungestüm gegen die Haustür? Marsha Caan? Begehrte sie Einlaß? Frank Esslin überlief es eiskalt. Das Pochen hörte nicht auf.
    Frank zog den Diamondback und entsicherte ihn. Er konnte damit zwar nicht so gut umgehen wie Tony Ballard, auf kurze Distanz aber konnte auch er ein Ziel treffen, wenn es groß genug war.
    Immer noch klopfte es an die Haustür.
    Frank war unschlüssig. Er hatte Wache. Sein Platz war eigentlich hier, vor dieser Tür. Wenn er seinen Posten verließ… Vielleicht war das ein Trick von Marsha Caan.
    Möglicherweise versuchte sie, ihn auf diese Weise von Glenn Gibbon wegzulocken. Was tun? Hier war guter Rat teuer.
    »Verdammt!« knirschte der WHO-Arzt.
    Das Klopfen war lauter geworden. Vicky Bonney, Tony Ballard und Mr. Silver würden davon geweckt werden, wenn er, Frank, nichts dagegen unternahm.
    Daß Glenn Gibbon davon aufwachte, war nicht zu befürchten. Den drückte das Schlafmittel tief genug in die Kissen.
    Widerstrebend verließ Frank Esslin seinen Posten. Er eilte die Treppe hinunter, erreichte die Tür und rief mit gepreßter Stimme: »Wer ist denn da?«
    Seine Nerven waren bis zum Zerreißen angespannt.
    Das Klopfen hörte auf.
    »Ich bin es, Frank«, antwortete draußen eine aufgeregte Frauenstimme. »Laura Hire! Ich brauche dringend Ihre Hilfe!«
    Frank entspannte sich. Er stieß die Luft aus und öffnete die Tür. Vorher steckte er den Colt Diamondback weg, damit Laura sich nicht davor zu Tode erschreckte.
    »Was ist geschehen?« fragte der Arzt die Nachbarin.
    »Howard!« stieß Laura Hire aufgeregt hervor. »Es geht ihm nicht gut. Wir hatten einen Streit. Plötzlich riß er die Augen auf, faßte sich ans Herz und brach zusammen. Kommen Sie schnell, Frank. Sie müssen Howard helfen. Ich bin ja so in Sorge um ihn.«
    Frank Esslin war Arzt.
    Der hippokratische Eid verpflichtete ihn zu helfen.
    Er verließ sein Haus und eilte mit Laura Hire nach nebenan. Die Frau schien nicht so schnell laufen zu können wie er.
    Sie fiel zurück.
    Plötzlich vernahm Frank hinter sich ein feindseliges Fauchen. Bevor er sich umdrehte, begriff er, daß er ausgetrickst worden war.
    Blitzschnell kreiselte er herum. Er sah das Gesicht von Laura Hire. Es war auf eine schaurige Weise transparent, und dahinter leuchtete das Horrorantlitz von Marsha Caan hervor.
    Franks Hand zuckte zum Colt.
    Zu spät!
    Ein harter Schlag traf ihn und raubte ihm augenblicklich die Besinnung.
    ***
    Da ich täglich mein autogenes Training abspule, fiel es mir nicht schwer, fast augenblicklich neben Vicky Bonney einzuschlafen.
    Dennoch schlief ich nicht so gut und nicht so tief wie zu Hause. Ein Teil von mir schien in Alarmbereitschaft geblieben zu sein.
    Es stand ja auch für uns eine ganze Menge auf dem Spiel. Ich hoffte, Marsha Caan unversehrt in meine Gewalt bekommen zu können.
    Wenn mir das gelang, würde ich Rufus mit ihrer Hilfe - die ich mir erzwingen wollte - eine Falle stellen.
    Dann konnten Mr. Silver und ich gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen.
    Dadurch, daß ich nicht so fest schlief wie zu Hause in Merry Old England, vernahm ich das Pochen an der Haustür.
    Sofort war ich wach.
    Vicky merkte nichts von diesen Geräuschen. Sie schlief mit tiefen, regelmäßigen Atemzügen weiter. Ihr hübsches Gesicht war mir zugewandt. Der Mond beleuchtete ihre makellosen Züge.
    Ich hatte das Verlangen, sie zu küssen, drehte mich jedoch rasch um und glitt aus dem Bett, ohne daß Vicky davon etwas mitbekam.
    Hastig zog ich mich an.
    Dann schlich ich durch den Raum, erreichte die Tür, öffnete sie und lugte hinaus.

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