GK317 - Das zweite Leben der Marsha C.
Silver die Kabine, in der sich Gloria Devon befand. Die Tür war halb offen.
Der Ex-Dämon stieß sie ganz auf. Sein Blick fiel auf Gloria. Sie lag auf dem Boden. Selbst im Tod waren ihre Züge noch von panischer Furcht verzerrt. Die Knöpfe ihrer Bluse waren offen.
Der Rock ihres Kostüms war hochgerutscht. Und an ihrem Hals prangten unübersehbare Würgemale.
Die Wut machte aus Mr. Silver ein Pulverfaß. Ein einziger Funke hätte genügt…
Plötzlich vernahm der Ex-Dämon hinter sich ein geisterhaftes Kichern.
Marsha Caan!
Ließ sie es auf eine Kraftprobe ankommen? Sie würde ihr blaues Wunder erleben. Mr. Silver fühlte sich der Rächerin weit überlegen.
Blitzartig wirbelte der Hüne herum.
Er sah den Engel des Todes. Die Erscheinung war soeben im Begriff, sich aufzulösen. Ihre Konturen zerfaserten bereits.
»Zu spät!« lachte der Spuk. »Ihr kommt immer zu spät!«
Im selben Moment begannen Mr. Silvers Augen grell zu leuchten. Zwei lange Feuerlanzen rasten aus diesem Leuchten hervor.
Die Blitze schossen auf Marsha Caan zu, doch ehe sie das Geistermädchen treffen konnten, verging es.
Der Ex-Dämon stampfte zornig mit dem Fuß auf. »Verdammt!« entfuhr es ihm. Enttäuschung prägte seine Züge.
Trotz seiner übernatürlichen Fähigkeiten war es ihm nicht gelungen, Marsha Caan unschädlich zu machen.
Mit grimmiger Miene machte er kehrt. Die Sicherheitsbeamten standen immer noch unter Hypnose. Mr. Silver befahl ihnen aufzuwachen. Aber erst, wenn er aus ihrem Blickfeld war.
Weiter befahl er ihnen, sich um die Ermordete zu kümmern.
Dann begab er sich zu den Telefonkabinen, betrat eine davon und wählte Frank Esslins Nummer.
***
Mit düsterer Miene ließ Frank Esslin den Hörer sinken.
Er brauchte uns kein Wort zu sagen. Wir wußten alle sofort Bescheid: Mr. Silver war zu spät gekommen. Er hatte für Gloria Devon nichts mehr tun können.
Marsha Caan hatte ihren vierten und vorletzten Mord verübt.
War denn diese Teufelin mit nichts zu bremsen?
Hatte sie wirklich nur noch einen einzigen Mord vor, oder würde sie hinterher wahllos weitertöten, weil sie Gefallen daran gefunden hatte?
Rufus würde ihr davon bestimmt nicht abraten.
Mein Blick fiel auf Glenn Gibbon. Der Mann schien geschrumpft zu sein. Es sind häßliche Aussichten zu wissen, daß man die Nummer fünf auf der Liste einer kaltblütigen Rächerin ist, die nicht zu stoppen ist - und daß vier Namen bereits abgehakt sind.
Auch Frank Esslin fiel auf, daß Gibbon sich elend fühlte.
»Mach dir keine Sorgen, Glenn. In meinem Haus kann dir nichts geschehen.«
Gibbon sah Frank ungläubig an. »Bist du sicher, Frank?« fragte er heiser. »Hat dieses Biest nicht bisher alles erreicht, was es erreichen wollte?«
»Die anderen hatten Tony Ballard nicht als Schutzengel an ihrer Seite.«
»Ballard kann keine Wunder wirken«, behauptete Glenn Gibbon verzweifelt. Der Schweiß rann ihm in breiten Bächen über das Gesicht.
»Haben Sie kein Vertrauen zu mir, Mr. Gibbon?« fragte ich den bibbernden Mann.
»Marsha Caan tut, was sie will. Konnten Sie bisher irgend etwas verhindern, Mr. Ballard?« Es klang anklagend, vorwurfsvoll.
Ich nahm Gibbon seine Bitterkeit nicht übel.
Ich konnte ihn verstehen. Es gibt wohl nur wenige, die in seiner Situation anders reagiert hätten.
Dumpfes Schweigen brach aus. Wir hingen unseren eigenen Gedanken nach. Jeder versuchte, die Geschehnisse auf seine Weise zu verarbeiten.
Mr. Silver machte ein Gesicht, als hätten ihm die Hühner seine letzten Brotkrümel weggefressen, als er vom Airport zurückkehrte.
Wir hielten so etwas wie einen Kriegsrat ab.
Jeder sagte, wie er sich vorstellte, wie wir die Nacht verbringen sollten. Für mich stand fest, daß Marsha Caan nicht lange auf sich warten lassen würde. Bisher hatte sie Schlag auf Schlag getötet.
Vom Erfolg verwöhnt, würde sie keinen Grund sehen, diesen scharfen Kurs nicht beizubehalten.
Ich rechnete noch in dieser Nacht mit einem Angriff auf Glenn Gibbons Person. Als ich das erwähnte, zuckte Gibbon heftig zusammen.
Der Mann tat mir leid.
Okay, er hatte einen Fehler gemacht, aber er hatte dafür bereits hundertfach gebüßt.
Wir beschlossen, Glenn Gibbon abwechselnd zu bewachen. Vicky Bonney brauchte sich an diesem Turnus nicht zu beteiligen.
Das war Männersache.
Die erste Wache wollte Frank Esslin übernehmen. Ihn würde ich ablösen. Und Mr. Silver wollte den Rest der Nacht übernahmen.
Glenn Gibbon schaute uns aufgewühlt an. »Glauben
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