GK326 - Die Satansbrut
kastanienbraunem Haar trat ein. Martha Fink. Sie hatte das weiche Gesicht eines Engels. Aber ihr sanftes Aussehen täuschte. Sie war eine Wildkatze.
»Martha«, sagte Dieter Graf erstaunt. »Wo kommst du denn her? Es ist nach Mitternacht!«
»Ich weiß, wie spät es ist«, erwiderte das Mädchen. Ihre dunklen Augen funkelten eigenartig. Sie wußte, daß Dieter sehr viel für sie übrighatte, daß er schon lange versuchte hätte, mit ihr zu gehen, wenn sie nicht die Freundin von Ernst Ortner gewesen wäre. »Ich habe mich nicht verlaufen«, fügte sie ihren Worten hinzu, »sondern bin mit voller Absicht hierher gekommen.«
»Du solltest längst zu Hause sein«, sagte Graf rügend. »Deine Eltern werden sich Sorgen machen.«
»Das brauchen sie nicht. Ich bin volljährig. Und ich rate dir, mich nicht nach Hause zu schicken, sonst sehe ich dich nie wieder an.«
Graf schluckte. Er kam sich dumm vor, stand mit der Kaffeetasse in der Hand da und beglotzte das Mädchen, für das er sehr viel empfand.
Er wäre Wachs in ihren Händen gewesen, wenn sie nur gewollt hätte. Aber sie mußte sich ja an Ernst Ortner vergeuden, der ihre Liebe nicht wert war. Ernst war ein berüchtigter Schürzenjäger.
»Hast du etwas zu trinken da?« erkundigte sich Martha.
»Kaffee«, sagte Dieter. Er hob die Tasse.
»Keinen Whisky oder so was?«
Dieter Graf blickte zu seinem Schreibtisch hinüber. In der untersten Lade lag eine fast volle Brustflasche. Sie gehörte seinem Kollegen. Er selbst hielt nichts von Schnaps im Dienst.
»Was hast du vor, Martha?« fragte Dieter mit belegter Stimme. Er wurde immer ganz befangen in ihrer Nähe, und er ärgerte sich jedesmal maßlos darüber.
Es funkelte in Marthas Augen. Sie lächelte. Dieter Graf geriet bei diesem Lächeln ins Schwitzen.
»Soll ich es dir wirklich verraten, was ich vorhabe?« fragte sie leise. Mit katzenhaften Bewegungen näherte sie sich dem jungen Mann. »Du bist hier ganz allein. Nebenan steht ein Bett… Ich möchte dich verführen.«
Dieter zuckte so heftig zusammen, daß er etwas vom Kaffee verschüttete. »Damit solltest du nicht spaßen, Martha. Du weißt, wie sehr ich dich mag.«
Das Mädchen breitete die Arme aus, legte den Kopf zurück, bot ihm mit geschlossenen Augen ihre vollen Lippen und hauchte: »Beweise es mir.«
Dieter Graf fuhr sich benommen über die schweißglänzende Stirn. Er stellte hastig die Tasse weg. »Sag, was ist denn in dich gefahren?« keuchte er. »Ernst wird…«
»Ernst wird gar nichts«, fiel ihm Martha Fink ins Wort. »Ernst hat kein Recht mehr auf mich. Ich habe genug von ihm. Es ist aus zwischen ihm und mir. Du solltest dich darüber freuen.«
»Aber…«
Martha legte ihm die Fingerspitzen auf den Mund. »Kein Wort mehr über Ernst, ja? Ich will diesen Namen nicht mehr hören. Gib mir etwas zu trinken. Ich möchte fröhlich sein. Ich möchte, daß du mich in dieser Nacht glücklich machst.«
Dieter holte den Flachmann des Kollegen.
Martha animierte ihn, mit ihr zu trinken. Sie leerten gemeinsam die Flasche. Martha ging nach nebenan. Sie holte ein Kissen und legte es auf das Telefon.
Dieter wollte protestieren. »Wenn ein Notruf…«
»Kein Mensch ist um diese Zeit noch auf der Autobahn unterwegs«, behauptete Martha. »Und wenn doch – dann hat der deine Hilfe bestimmt nicht so nötig wie ich, Dieter.«
Das Mädchen knöpfte langsam seine Bluse auf. Es zog Dieter neben sich auf das Feldbett. Und wenig später versanken die beiden in einem wilden Rausch der Leidenschaft.
Das war der Grund, weshalb Peter Braaks Notruf unbeantwortet blieb…
***
Mr. Silver starrte dem Dämon haßerfüllt in die schmutziggrauen Augen. Er wollte sich nicht damit abfinden, daß sein Ende nahe war, aber er sah keinen Ausweg mehr aus dieser kritischen Situation.
Nodot und Ephraim kamen einige Schritte näher. Mr. Silver legte seine Hand auf die magisch aufgeladene Axt, die ihm nun aber kaum noch nützen konnte Ephraim blieb stehen. Auch Nodot stoppte. Vicky Bonney preßte sich zitternd an den Ex-Dämon, der seelische Qualen litt, weil er nicht in der Lage war, das Leben dieses Mädchens zu retten.
»Endstation, Silver!« sagte Ephraim spöttisch. »Jetzt haben wir dich! Alles, was wir inszenierten, war in erster Linie nicht gegen Tony Ballard, sondern gegen dich gerichtet. Denn ohne dich ist Ballard nur halb soviel wert!«
»Da unterschätzt ihr Tony aber ganz gewaltig!« rief Mr. Silver zornig. »Er hat euresgleichen schon vor meiner Zeit
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