GK442 - Der Drachenmann
einen entrüsteten Ausdruck. »Wie kommen Sie auf die Idee, ich könnte diesen Mann kennen?«
»Weil er bei mir war. In meinem Haus. In Ihrem Auftrag. Er wollte mich umbringen.«
»Also das ist doch wirklich…«
Leigh Saxon machte eine Handbewegung, und Norman Palance verstummte. Saxon grinste kalt. »Mein lieber Norton, es ist dumm von Ihnen, zu leugnen. Lupino hat mir gesagt, wer ihn engagiert hat. Er dachte, ich könnte das ruhig wissen, weil ich ohnedies gleich tot sein würde. Aber dann starb nicht ich, sondern er. Bedauerlich für ihn. Erfreulich für mich.«
Norman Palance fuhr sich mit dem kurzen fetten Zeigefinger in den schweißnassen Hemdkragen, der ihn anscheinend erwürgen wollte.
»Weshalb sind Sie hier, Leigh?«
»Um dich zu töten!« fauchte Saxon. »Du wirst auf dieselbe Weise sterben wie Lorne Lupino!« Seine Gesichtshaut verfärbte sich, wurde zu gelblichem Pergament, und die Verwandlung ging weiter.
Norman Palance traute seinen Augen nicht. Aus Leigh Saxon wurde ein grauenerregender gefährlicher Drache.
***
Jemand war in Hector Boses Haus!
Der Mann biß sich auf die Lippe. Er eilte zu einer alten Kommode, riß sie auf, durchstöberte die Lade und nahm ein Springmesser heraus. Auf Knopfdruck flitzte die Klinge aus dem Heft. Lang und spitz war sie.
Handelte es sich um einen Einbrecher? Diese Kerle wurden ja immer dreister. Früher stiegen sie nur in leerstehende Häuser ein. Heute bestahlen sie die Leute, während diese ahnungslos vor dem Fernsehapparat saßen. Bei Bose gab es nicht viel zu holen, seine Ersparnisse lagen auf der Bank, und mit dem Sparbuch konnte ein Unbefugter nichts anfangen, denn er kannte das Losungswort nicht. Aber ein Einbrecher konnte nicht wissen, daß sich die Arbeit hier nicht auszahlte.
Hector Bose nahm das Messer fester in die Hand.
Er fragte sich, ob er sich dazu überwinden konnte, zuzustechen. Bestimmt nicht. Es sei denn, er würde angegriffen.
Zaghaft setzte er sich in Bewegung. Es mußte sein. Er mußte den Einbrecher verjagen. Vielleicht rückte der Kerl aus, wenn er das Messer sah. Nichts wäre Hector Bose lieber gewesen als das.
Er ahnte nicht, daß die Schwarze Macht ihre Hand wieder nach ihm ausstreckte. Wenn ihm dieser Verdacht gekommen wäre, wäre er zum Fenster hinausgesprungen und Hals über Kopf getürmt.
Bose schlich bis zur Wohnzimmertür. Er öffnete sie vorsichtig. Es war dunkel im Vorzimmer. Mit einem leisen Knarren schwang die Tür zur Seite, und Boses Hand wischte so lange suchend über die Wand, bis sie den Lichtschalter fand. Im Vorzimmer flammte die Deckenleuchte auf. Ein altes Stück mit einem Sprung im Milchglasschirm. Das Licht zauberte blitzende Reflexe auf die Messerklinge.
Hector Bose machte zwei Schritte vorwärts.
Die Kellertür war offen.
Bose schlich darauf zu. »He! Sie da unten! Kommen Sie herauf!«
Nichts geschah.
»Ich weiß, daß Sie im Keller sind!« schrie Hector Bose. »Kommen Sie rauf, sonst rufe ich die Polizei!«
Keine Reaktion.
»Okay, dann hole ich dich eben an den Haaren hoch, Bürschchen!« knurrte Bose, drehte den Lichtschalter herum und stieg die feuchten Stufen der Kellertreppe hinunter. Unten türmte sich altes Gerümpel zuhauf. Es gab mehrere Nischen und Kammern. Hinter jedem Mauervorsprung konnte sich der Eindringling verborgen haben.
Hector Bose schluckte trocken. »Ich warne dich! Ich bin bewaffnet!«
Es blieb still im Keller. Schimmelpilzflecken bedeckten die Wände. Die Luft roch muffig und war feuchtkalt.
Die letzte Kammer.
Mit straff gespannten Nerven schlich Hector Bose darauf zu. Er atmete schnell, seine Nasenflügel stellten sich auf. Weit waren seine Augen offen. Er rechnete damit, dem Eindringling in wenigen Sekunden Aug in Auge gegenüberzustehen. Einen Moment hielt er inne. Er spannte die Muskeln, und dann sprang er vorwärts, das Messer zu seiner Verteidigung erhoben.
Nichts.
Hector Bose blickte in ein leeres Mauergeviert. Er konnte das nicht verstehen. Der Keller war leer. Kein Mensch war hier unten. Wieso war aber die Kellertür offen gewesen? Ein Trick? Hatte er glauben sollen, jemand befände sich hier unten?
Wütend machte Hector Bose kehrt.
Er rannte zur Treppe zurück.
Plötzlich stutzte er, denn er hatte am oberen Treppenende eine Bewegung wahrgenommen. Eine schwarze Gestalt war dort oben erschienen. Sie trug eine Kutte, die Kapuze war hochgeschlagen, und aus der schattigen Öffnung schimmerte dem Mann ein bleicher Totenschädel entgegen.
Ruf us war
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