Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
GK453 - Wolfsmond

GK453 - Wolfsmond

Titel: GK453 - Wolfsmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
Vom Netzwerk:
herbei und nahm ihm das Mädchen ab.
    »Ina, oh, Ina, ich mache mir solche Vorwürfe…«
    Die Krankenschwester blickte ihn mit glasigen Augen an. Trotz der Schmerzen, die sie peinigten, schaffte sie ein kleines Lächeln. »Du bist bei mir, jetzt wird alles wieder gut«, sagte sie, dann wurde sie ohnmächtig. Keach legte sie auf eines der Betten und untersuchte sie.
    »Ja«, sagte er mit tränenerstickter Stimme, als wäre ihm die Ohnmacht des Mädchens entgangen. »Ja, Ina, es wird alles wieder gut. Du kommst durch. Du kommst ganz bestimmt durch.«
    Mr. Silver schaltete den »Schnellgang« ein. Auf dem Korridor ging es drunter und drüber. In den Zimmern schien es keine Patienten mehr zu geben. Alle standen draußen. Erst wenn sie die Bestien erblickten, wollten sie so schnell wie möglich in die Zimmer zurück und rannten einander dabei über den Haufen. Kranke schrien. Mutige Pfleger wollten die Monster aufhalten und bezahlten dies mit zum Teil erheblichen Verletzungen.
    Niemandem gelang es, zu verhindern, daß die Werwölfe den Lastenaufzug erreichten. Sie sprangen hinein, rammten die Türen zu und abwärts ging es mit ihnen.
    Ich drehte mich ärgerlich um und sah fast ausschließlich bleiche Gesichter. Kein Wunder, diesen Leuten war der reinste Horror begegnet. Dr. Remick und Tucker Peckinpah eilten herbei.
    »Strom abschalten!« rief ich. »Man müßte unverzüglich den Strom abschalten, dann sitzen die beiden in der Kabine fest.«
    »Im Treppenhaus gibt es einen Sicherungskasten.«
    »Versuchen Sie’s!« verlangte ich von Dr. Remick.
    Bis er den Kasten offen und die richtigen Sicherungsautomaten gefunden hatte, vergingen wertvolle Sekunden. In dieser Zeit sank der Aufzug mit den Wölfen immer tiefer. Erst als die Bestien das Kellergeschoß erreichten, fiel der Strom aus. Vielleicht hingen sie einen halben Meter über der Tür. Das war zuwenig. Die Werwölfe konnten die Tür mit Leichtigkeit aufbrechen und ihre Flucht fortsetzen.
    »Was befindet sich im Kellergeschoß?« fragte ich atemlos.
    »Der Heizraum, eine Verbrennungsanlage, die Allergie-Ambulanz und die Leichenkammer«, antwortete Remick.
    »Rufen Sie die Allergie-Ambulanz an. Man soll sie räumen. Auch alle anderen Personen, die sich im Kellergeschoß aufhalten, sollen verschwinden!« ordnete ich an.
    »Okay.«
    Mr. Silver und ich hasteten die Stufen hinunter. Im dritten Stock hatte man keine Ahnung, was im vierten gelaufen war, und das war gut so. Eine ganze Klinik in Aufruhr wäre zuviel gewesen. Wir rannten, als ginge es um unser Leben. Mr. Silver zog vor. Ich versuchte mich nicht abhängen zu lassen, doch im Wettstreit gegen ihn mußte ich einfach zweiter bleiben.
    Zweiter Stock. Ein Krankenpfleger wollte uns den Weg versperren. Er dachte wohl, wir hätten etwas ausgefressen. Diese Annahme war durchaus berechtigt. Da wir keine Zeit hatten, ihm zu erklären, welchen Grund unsere Eile hatte, setzte ihn Mr. Silver mit einem magisch-hypnotischen Blick außer Gefecht. Danach war es für uns kein Problem mehr, an dem Mann vorbeizukommen.
    Erster Stock. Erdgeschoß. Keller…
    Es war so, wie ich befürchtet hatte. Die Bestien hatten die Aufzugtür aufgebrochen, weil sie sich noch nicht öffnen ließ.
    Wohin hatten sie sich danach gewandt? Hielten sie sich irgendwo im Keller versteckt? Oder war es ihnen bereits gelungen, das Weite zu suchen? Ausgänge aus diesem Keller gab es mehrere, wie wir feststellten.
    Eine Tür klappte.
    Wie elektrisiert drehten wir uns um.
    »Wir kriegen sie, Tony!« knurrte der Ex-Dämon grimmig. »Wir müssen sie kriegen!«
    Nebeneinander schritten wir den kahlen Kellergang entlang. Er knickte nach zehn Yards links ab. Unser Blick fiel auf die einzige Tür, die es da gab. Sie war vor wenigen Augenblicken geschlossen worden, und wir hatten es gehört. Es war die Tür zur Leichenkammer!
    ***
    Obwohl ich von Berufs wegen immer wieder mit Toten konfrontiert werde, war mir das Betreten der Leichenkammer nicht einerlei. Gegen dieses unangenehme Gefühl konnte ich nicht ankämpfen. Es saß zu tief in mir, als daß ich dagegen etwas mit meinem Bewußtsein hätte machen können.
    Der Geruch nach Tod und Desinfektionsmitteln stieg mir in die Nase. Es war kühl in dem Raum mit den kleinen, vergitterten Fenstern unter der Decke. Auf den Tischen lagen schätzungsweise zehn Leichen, alle mit einem weißen Laken zugedeckt.
    Von den Werwölfen keine Spur.
    Also mußten sie sich unter die Leichen gemischt haben. Nicht in allen Körpern, die vor

Weitere Kostenlose Bücher